Eine Schienbeinfraktur ist eine schwere Verletzung, bei der der Knochen des Unterschenkels bricht. Sie bringt große Schmerzen mit sich und der Patient kann nicht mehr laufen beziehungsweise das Bein nicht mehr belasten. Einfache Brüche des Schienbeines werden üblicherweise mit einem Gipsverband behandelt, um das Bein ruhigzustellen, bis der Knochen wieder zusammengewachsen ist. Es kann jedoch im Zuge der Fraktur dazu kommen, dass die Bruchstücke des Knochens verschoben sind und durch eine Operation gerichtet oder sie besonders stabilisiert werden müssen. Hier kommt das sogenannte Osteosynthesematerial zum Einsatz. Dieses kann nicht in allen Fällen im Körper verbleiben.
Müssen die Knochen durch einen chirurgischen Eingriff gerichtet werden, wird dieser unter Vollnarkose durchgeführt. Die Bruchstücke des Knochens werden mithilfe von Osteosynthesematerial fixiert. Hier kommen meist Schrauben, Nägel oder Platten aus Metall zum Einsatz, um den Knochen an der ursprünglichen Position zu halten, bis er wieder vollständig zusammengewachsen ist.
Ist dies geschehen, dann können die Implantate im Prinzip in einer erneuten Operation herausgenommen werden. Immer notwendig ist dies jedoch nicht. Gerade bei älteren Menschen kann das Material oftmals im Körper verbleiben, damit sie sich nicht einer weiteren Operation unterziehen müssen. In einigen Fällen kann es jedoch erforderlich sein, das Osteosynthesematerial wieder zu entfernen, nachdem der Knochen zusammengewachsen ist.
Bei Kindern muss angebrachtes Metall zur Knochenfixierung wieder entfernt werden. Kinder befinden sich noch im Wachstum, die Zellen vermehren sich, Haut dehnt sich und Knochen wachsen. Damit das Metall nicht hinderlich ist und das Wachstum einschränkt oder zu Deformierungen führt, wird es schnellstmöglich nach der Operation entfernt. Speziell muss das Material unbedingt herausgenommen werden, wenn Bereiche der Wachstumsfugen mit einbezogen sind.
Doch auch bei Erwachsenen kann eine Materialentfernung sinnvoll sein. Besonders bei Beschwerden durch das Fremdmaterial wie Schmerzen, Druck oder unangenehmen Empfindungen ist eine Entfernung angezeigt. Manchmal schränken die Osteosynthesematerialien die Gelenkbewegungen ein und müssen deshalb nach dem Verheilen wieder herausgenommen werden.
Die Metallimplantate bringen gewisse gesundheitliche Risiken mit sich wie z.B. ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche und Entzündungen. Daher ist es in vielen Fällen anzuraten, das Material zu entfernen, sobald dies möglich ist. Fälle, in denen Komplikationen aufgetreten sind, beispielsweise eine Infektion, Lockerung der Implantate, ein Durchstoßen umliegender Gewebe beziehungsweise der Haut, erfordern eine Operation zur Entfernung des Materials.
Für eine Entfernung spricht zudem, dass der Knochen selbst durch das Implantat geschwächt werden kann und nicht komplett wieder aufgebaut wird. Daraus ergibt sich die Gefahr einer erneuten Fraktur. Das Schienbein gehört zu den Knochen, bei denen dieses Risiko relativ hoch ist.
Auf eine Metallentfernung wird verzichtet, wenn diese besondere Risiken bei der Entfernung mit sich bringt. So ist manches Material unverzichtbar und eine Herausnahme bringt eine Instabilität des Knochens mit sich.
Im Einzelfall gibt es Argumente, die für oder gegen eine Materialentfernung sprechen. Der Arzt muss abwägen, ob der Eingriff bei den möglichen Komplikationen sowie außerdem den erhöhten Kosten gerechtfertigt ist. Eine allgemeine Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Bei Kindern und Jugendlichen werden die Implantate nach wenigen Wochen nach der Fraktur aus dem Körper entfernt. Bei Erwachsenen richtet es sich nach der Art der Fraktur, hier kann man von etwa 12 bis 18 Monaten ausgehen. Je länger es dauert, bis das Metall entfernt werden kann, umso schwerer ist der entsprechende Eingriff.
Entscheidet sich der Arzt dafür, dass das Material aus dem Körper des Patienten entfernt werden sollte, reicht in einigen Fällen schon ein kleiner Hautschnitt aus. Bei Kindern wird eher auf eine Vollnarkose zurückgegriffen, um die Implantate zu entnehmen. Hierbei wird darauf geachtet, dass das Gewebe nicht zu sehr beschädigt wird und keine großen Narben entstehen. Mittlerweile ist die Entfernung von Metallteilen ambulant möglich. Meist dauert der Eingriff nicht länger als 30 bis 60 Minuten, wobei es sich auch danach richtet, wie viel Material an welcher Stelle angebracht wurde. Die Materialentfernung bringt keine großen Risiken mit sich, allerdings ist auch das ein körperlicher Eingriff, bei dem Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen werden können. Dazu gehören zum Beispiel Nachblutungen oder Entzündungen sowie Gefäßverletzungen oder Störung der Wundheilung.
Komplizierte Brüche können auch nach der Metallentfernung noch schmerzen, was in wenigen Fällen ein Rehabilitationsprogramm notwendig werden lässt. Die Physiotherapie hilft besonders bei vorangegangenen Fehlstellungen, die Bewegungsschmerzen zu lindern und das Bein wieder in die richtige Position zu bringen.
Eine gesonderte Nachbehandlung ist nicht notwendig, der Patient wird nach der Entfernung des Metalls noch beobachtet und sollte an diesem Tag kein Fahrzeug führen. Auch wenn der Betroffene kurz nach dem Eingriff schon nach Hause kann, sollte er für den Rest des Tages nicht alleine bleiben. Der behandelnde Arzt wird über die Verhaltensweise in den darauffolgenden Tagen aufklären. Schmerzmittel und Kühlung können helfen, eventuelle Schmerzen zu lindern.
aktualisiert am 16.11.2023