Ein Schienbeinbruch ist eine langwierige Angelegenheit. Das Schienbein zählt zu unseren Unterschenkelknochen und befindet sich vorne direkt unter der Haut. Es trägt einen Großteil unseres Körpergewichtes und ermöglicht uns einen aufrechten Gang. Obwohl das Schienbein sehr stabil ist, kann es im Zuge eines Unfalles oder starken Aufpralles zu einem Knochenbruch kommen. Das hat zur Folge, dass der Betroffene nicht nur unter sehr starken Schmerzen leidet, sondern auch das Bein nicht mehr belasten kann. Somit ist nur noch ein unsicherer Stand möglich, das Laufen ist in den meisten Fällen ausgeschlossen und viele andere Aktivitäten sind eingeschränkt. Bis ein Schienbeinbruch verheilt ist und das Bein wieder vollständig belastet werden kann, können bis zu sechs Monate vergehen. Dennoch ist es möglich, aber nicht anzuraten, schon vor der endgültigen Belastbarkeit wieder ein Auto zu führen. Hier sollten einige Dinge beachtet werden.
Schienbeinbrüche verheilen langsam und keine Medikamente oder sonstige Maßnahmen können den Heilungsprozess beschleunigen. Damit ein Knochenbruch wieder vollständig verheilt, bedarf es Ruhe und Geduld. Besonders in der Anfangszeit wird dem Patienten bei einem einfachen Bruch Bettruhe verordnet. Um die Ruhigstellung des Beines zu gewährleisten, wird ein Gips angelegt, der bis über das Knie und den Knöchel reicht. Die vom Arzt verordneten Ruhezeiten sollten strikt eingehalten werden, damit der Knochen verheilen kann und es nicht zu Verschiebungen oder Fehlstellungen kommt. Eine weitere Möglichkeit der Behandlung eines Schienbeinbruches ist die Operation. Diese kommt meist zum Einsatz, wenn die Bruchstücke nicht mehr in ihrer ursprünglichen Position sind oder gar bei einem offenen Bruch aus der Haut austreten. Mithilfe von Osteosynthesematerial in Form von Nägeln, Platten oder Schrauben wird der Knochen im Zuge des chirurgischen Eingriffes stabilisiert. Nach einer Operation ist das Bein früher wieder belastbar als nach einem einfachen Bruch, der mit Gips behandelt wird.
Inwiefern nach der Therapie des Schienbeinbruches wieder ein Auto geführt werden kann, hängt stark von der Art des Bruches und dem Wohlbefinden des Patienten ab. In der Anfangszeit wird es beinahe unmöglich sein, ein Auto mit einem Schienbeinbruch zu betätigen. Nachdem der Knochen wieder zusammengewachsen ist oder gerichtet wurde, ist zunächst nur eine Teilbelastung möglich. Die Muskeln und Knochen müssen durch die längere Ruhigstellung des Beines erst wieder aufgebaut werden, was mit Hilfe von physiotherapeutischen Maßnahmen und leichter Belastung durch normales Laufen geschieht. Der Patient bekommt für einige Wochen Krücken, die der Entlastung des betroffenen Beines dienen. Wenn der Patient wieder in ein Auto steigt, liegt dies in seinem Ermessen, jedoch müssen hier einige Regeln beachtet werden.
Es macht einen wichtigen Unterschied, ob man ein Fahrzeug mit Kupplung oder mit Automatikgetriebe fährt. Auch spielt es eine große Rolle, welches Bein betroffen ist. Bei einem Automatikauto wird nur das rechte Bein zur Betätigung von Gas und Bremse benötigt. Das linke Bein wird sozusagen abgestellt. Ist nur das linke Bein von dem Bruch betroffen, ist es dem Patienten eher wieder möglich, das Fahrzeug zu bedienen, sofern die Position des Beines keine Schmerzen verursacht. Ist das rechte Bein betroffen, dauert es erheblich länger, bis der Patient wieder in sein Auto steigen darf. Mit dem Fuß wird während des Fahrens Druck auf das Gaspedal oder das Bremspedal ausgeübt. Hier muss gewährleistet sein, dass das Schienbein diesem Druck standhält und der Patient in der Lage ist, das Fahrzeug sicher zu führen und zügig zu reagieren.
Bei einem Auto mit Kupplung ist die Lage wieder anders. Hier kommt das linke Bein zum Einsatz, um die Kupplung zu betätigen. Um ein Fahrzeug sicher zu bedienen, muss eine gewisse Stabilität des Schienbeines gegeben sein und der Patient muss das Auto führen können, ohne bei den Bewegungen während des Bedienens der Pedale Schmerzen zu verspüren.
Paragraph 2 (4) des Straßenverkehrsgesetzes besagt: "Geeignet zum Führen von Kraftfahrzeugen ist, wer die notwendigen körperlichen und geistigen Anforderungen erfüllt." Das bedeutet, dass ein Fahrzeug nur führen darf, wer nach einem Schienbeinbruch körperlich wieder vollständig dazu in der Lage ist. Der Fahrer darf weder Schmerzen beim Fahren verspüren, noch darf das Bein ihn in den notwendigen Bewegungen einschränken. Nach einem Schienbeinbruch ist man zwar in der Lage, ein Auto zu führen, vielleicht aber auch nur mit Einschränkungen. Hier muss der Patient sich wirklich sicher sein, dass er das Fahrzeug beherrscht und sein Beinbruch soweit abgeheilt ist, dass es zu keinerlei Einschränkungen kommt. Daher sollte auf eine Autofahrt verzichtet werden, solange das Bein eingegipst ist.
Zudem sollte sich der Patient die Frage stellen: Was passiert, wenn ich einen Unfall habe? Ist es wirklich notwendig, dass ich das Fahrzeug schon jetzt bediene?
Denn wenn es tatsächlich zu einem Unfall kommt, den der Patient verschuldet hat, kann das erhebliche finanzielle Folgen haben. So kann es sein, dass die Versicherung die Kosten für den Unfall nicht trägt, da der Patient körperlich eingeschränkt war. Oftmals können diese Beträge mehrere tausend Euro betragen und beinhalten nicht nur den Sachschäden, sondern auch den Personenschaden. Werden Menschen bei einem Unfall verletzt, fallen meist erhebliche Behandlungskosten an, die sich bei schweren Verletzungen über Jahre hinweg ziehen können. Verschuldet der Patient einen Unfall, weil er das verletzte Schienbein nicht richtig benutzen konnte, bleibt er auf diesen Kosten sitzen. Daher wird generell empfohlen, mit dem Bedienen eines Fahrzeuges solange zu warten, bis der Arzt nicht mehr nur eine Teilbelastung erlaubt, sondern grünes Licht dafür gibt, das Bein wieder voll einzusetzen.
aktualisiert am 12.04.2016