Egal ob ein unglückliches Ereignis beim Sport oder ein Autounfall schuld an einem Schädel-Hirn-Trauma (kurz SHT) ist – die Verletzung trifft jeden unerwartet und verändert in schweren Fällen mit einem Schlag das komplette Leben. Während Betroffene selbst mit verschiedenen Therapiemaßnahmen beschäftigt sind, müssen Angehörige lernen, mit der neuen Situation umzugehen. Wer sich selbst Unterstützung wünscht, findet diese in Form von Selbsthilfegruppen oder ärztlichen Angeboten in der Nähe.
Die wichtigste Aufgabe von Angehörigen eines Patienten mit SHT liegt darin, für den Betroffenen eine Hilfe darzustellen. Ist der erste „Schock“ überwunden und können die Ärzte mit den Therapiemaßnahmen beginnen, ist es wichtig, dass die Angehörigen an der Seite des Patienten stehen. Sie sollten versuchen, ihn zu motivieren, und ihm gleichzeitig Geborgenheit und ein Sicherheitsgefühl geben. Wenn der Patient über seine Ängste sprechen möchte, sollte man ihm aufmerksam zuhören und nach Möglichkeit die jeweiligen Sorgen nehmen.
Je nach Therapiemaßnahme ist es für die Angehörigen sinnvoll, aktiv an der Behandlung teilzunehmen. Bei einer Therapie von Schluckstörungen erfahren die Angehörigen viele hilfreiche Infos, die den späteren Alltag mit Sicherheit einfacher machen. Ähnlich sieht es bei Einschränkungen der Wahrnehmung, verminderter geistiger Leistungsfähigkeit, Lähmungserscheinungen oder psychischen Veränderungen aus. Wer sich nicht sicher ist, bei welchen Therapiemaßnahmen die Anwesenheit sinnvoll ist, der sollte mit dem jeweiligen Arzt oder Therapeuten sprechen.
Gerade bei einem schweren Schädel-Hirn-Trauma können sich Reha-Maßnahmen und Pflege über Jahre hinweg erstrecken. Für Patienten bedeutet das eine anstrengende Zeit, in der sie selbst mit vielen Fragen konfrontiert werden. Unsicherheit herrscht aber auch bei den Personen im engen Umfeld des Betroffenen. So wissen sie gerade zu Beginn der Diagnose nicht, ob der Betroffene wieder vollständig gesund werden wird, ob mit Behinderungen zu rechnen ist oder wie lange der Reha-Aufenthalt dauert. Deswegen ist es wichtig, frühzeitig mit den Ärzten zu reden. Selbst wenn diese noch keine eindeutige Diagnose geben können, erklären sie einem das weitere Vorgehen und nehmen damit vielen Angehörigen die Angst. Es ist keine Seltenheit, dass ein SHT-Patient mit einer anfänglich schlechten Diagnose nach wenigen Monaten wieder ein eigenständiges Leben führen kann. Wichtig ist hierfür, dass er frühzeitig mit intensiven Reha-Maßnahmen beginnt, die der Genesung beitragen.
Verwandte, Partner und Freunde sollten außerdem ihre eigenen Grenzen kennen. Hilfeangebote sollten angenommen werden, um über die eigenen Bedürfnisse und Sorgen reden zu können. Die schwere Verletzung des Betroffenen hat womöglich dazu geführt, dass man die eigenen Bedürfnisse nicht mehr richtig wahrnimmt oder hinten anstellt. Um jedoch dauerhaft eine Stütze für den Verletzten darstellen zu können, sollten sich Angehörige bewusste Auszeiten nehmen. Sich hin und wieder etwas Gutes zu tun, ist nicht verwerflich, sondern hilft sowohl der eigenen Psyche als auch dem SHT-Patienten. Hilfe für Angehörige bilden zudem Beratungsstellen in der Nähe sowie Selbsthilfegruppen. Vielen Menschen hilft es bereits zu wissen, dass andere Personen Ähnliches erlebt haben und unterstützend zur Seite stehen.
Das Ziel von Reha-Maßnahmen ist es, dass die Verletzten zurück in den Alltag finden können und weitgehend ohne fremde Hilfe zurechtkommen. Dennoch kann es gerade nach schweren Schädel-Hirn-Traumata passieren, dass die Lebenssituation der Patienten komplett anders als vor dem Unfall ist. Vielleicht muss die Wohnung barrierefrei gestaltet werden oder die Angehörigen müssen sich nach einer Wohnungseinrichtung für behinderte Menschen umsehen. Wichtig ist auch hier, mit den Therapeuten zu reden. Diese werden Angehörige über den benötigten Wohnraum aufklären, sodass sie Veränderungen und Anpassungen vornehmen können. Sollte man sich bei diesem Schritt Hilfe wünschen, kann man sich außerdem an passende Beratungsstellen wenden. Wer finanzielle Hilfe benötigt, sollte sich bei der zuständigen Krankenkasse sowie beim MDK (Medizinischen Dienst der Krankenkassen) erkundigen. Ebenso haben Beratungsstellen wertvolle Adressen, an die sich die Angehörigen vertrauensvoll wenden können.
aktualisiert am 18.04.2018