In den Sommermonaten werden bei Durchfallserkrankungen wie jedes Jahr vermehrt Salmonellen isoliert. Als Infektionsquelle finden sich dabei oftmals Grill-"Feten", Vereinsfeiern, Straßenfeste oder ähnliche Freizeitaktivitäten. Auch das im Sommer so beliebte Speiseeis gilt als mögliche Infektionsquelle für Salmonellosen.
Alle humanpathogenen Salmonellen gehören zur Spezies Salmonella (S.) enterica, die in 6 Subspezies und über 2.400 Serovaren vorkommen. Salmonellen sind gramnegative, bewegliche Stäbchenbakterien, die aufgrund ihrer Körper- und Geißelantigene nach dem KauffmannWhite-Schema geordnet werden. Von der Vielzahl der verschiedenen Salmonellen haben nur etwa 10 bis 20 Serovare größere Bedeutung.
In Deutschland werden die meisten Salmonellosen durch die Serovare S. enteritidis und S. typhimurium verursacht. Die Pathogenität der Salmonellen erklärt sich durch ein breites Spektrum von virulenzassoziierten Proteinen, die zellbiologische Störungen, Modifikationen und Blockaden verursachen kann, was sich mit cholera-ähnlichen Durchfällen mit Wasser- und Elektrolytverlust sowie entzündlichen Prozessen äußert. Ferner können Salmonellen auch im retikuloendothelialen System persistieren und in Gewebe oder verschiedene Organe eindringen, was typhus-artige Krankheitsbilder verursachen kann.
Reservoir von Salmonellen sind meist landwirtschaftliche genutzte Tiere. Die Übertragung von Salmonellen erfolgt in der Regel lebensmittel-assoziiert.
Um beim immunkompetenten Menschen eine Infektion auszulösen, bedarf es in der Regel einer Dosis von 104 bis 106 Keimen. Bei immunsuppremierten oder defizienten Patienten reicht jedoch bereits eine geringere Infektionsdosis aus. In die Schlagzeilen gelangen wiederholt Ausbrüche, wie zum Beispiel die Oranienburg-Epidemie im Jahr 2001, die durch eine kontaminierte Schokoladencharge verursacht wurde. Gegenwärtig werden in Deutschland (2003) ca. 70.000 Fälle von Salmonellosen gemeldet, was gegenüber etwa 200.000 Fällen Mitte der 1990er Jahre einem deutlichen Rückgang entspricht, und nicht zuletzt Folge der Ei-Verordnung sowie gezielten Bekämpfungsstrategien ist.
Die durch Salmonellen verursachte Enteritis beginnt in der Regel abhängig von der Infektionsdosis nach 1 bis 5 Tagen nach Aufnahme des kontaminierten Lebensmittel. Bei 90 Prozent der Patienten kommt es dann plötzlich zu zahlreichen wässrigen Stühlen und Bauchschmerzen. Meist bestehen auch Fieber, Kopfschmerzen und Erbrechen. Die Dauer der Beschwerden beträgt meist nur wenige Stunden oder Tage. Schwerere Verläufe gehen mit einem typhoiden Krankheitsbild einher. Besonders gefährdet sind ältere Menschen mit diversen Grunderkrankungen sowie immungeschwächte Patienten.
Auf eine antibakterielle Behandlung mit Antibiotika wird meist verzichtet, da dies die Ausscheidung der Bakterien verlängert. Die Behandlung erfolgt daher symptomatisch und supportiv, wobei hier insbesondere die Korrektur des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts im Vordergrund steht. Eine Chemotherapie ist nur bei typhösem Verlauf oder bei Patienten mit Immunschwäche angezeigt. Hierfür stehen Cotrimoxazol und Fluorochinolone zur Verfügung.
Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) §7 ist der Nachweis von Salmonellen unverzüglich (innerhalb von 24 Stunden) durch das Labor, welches den Nachweis erbracht hat, dem zuständigen Gesundheitsamt zu melden. Laut IfSG §6 ist der Verdacht auf oder die Erkrankung an akuter infektiöser Gastroenteritis meldepflichtig, wenn eine Person betroffen ist, die im Lebensmittelbereich tätig ist oder zwei oder mehr gleichartige Erkrankungen auftreten, bei denen ein epidemiologischer Zusammenhang vermutet wird.
Letzte Aktualisierung am 04.02.2022.