Das Repetitve Strain Injury Syndrom (kurz RSI-Syndrom - englisch für Verletzung durch wiederholte Belastung) ist ein Krankheitsbild, dass durch sich ständig wiederholende, oft einfache Bewegungen ausgelöst wird. Hauptsächlich handelt es sich um Bewegungen in Hand und Unterarm, wie sie typischerweise am Computerarbeitsplatz durchgeführt werden. Betroffene leiden zunächst unter meist unspezifischen Symptomen wie Kribbeln, Taubheitsgefühl und Missempfindungen zwischen Fingerspitzen und Ellbogen. Schmerzen treten erst bei fortschreitender Erkrankung auf.
Im deutschen Sprachraum wird das RSI-Syndrom auch kurz als Mausarm bezeichnet, da die gleichförmigen Bewegungen am Computer, speziell die ständig wiederholende Tipp- und Mausklick-Bewegungen als Auslöser gelten.
Ursache für das RSI-Syndrom sind sich ständig wiederholende kurze Bewegungen, wie sie beispielsweise bei der Arbeit am Computer vorkommen. Häufige Klicks und kleinste Bewegungen an Computermaus und -tastatur führen zu einer Überbelastung der unteren Arm- und Fingermuskulatur. In Kombination mit einer schlechten Sitzhaltung oder einem ergonomisch unvorteilhaft ausgestattetem Arbeitsplatz kommt es zu Fehlhaltungen. So führen mehrere Faktoren letztendlich zu einem dauerhaften Reizzustand. Nicht nur die chronische Überbelastung, sondern auch eine Veränderung der Schmerzverarbeitung in Gehirn und Rückenmark sind an der Entstehung des RSI-Syndroms beteiligt. So führt eine chronische Überbelastung der Muskeln, Sehnen und Bänder zu einem chronischen Schmerzreiz im Nervensystem. Hier kommt es durch verschiedene Mechanismen zu einer Veränderung der Schmerzwahrnehmung. Betroffene empfinden infolgedessen Schmerzen, obwohl die ursächliche Belastung nicht mehr existiert. Außerdem führt die ständige Wiederholung kleiner Bewegungen, die unter Schmerzen durchgeführt werden, zu einer Verknüpfung der jeweiligen Tätigkeit mit dem Schmerz. Ein sogenanntes „Schmerzgedächtnis“ entwickelt sich und führt dazu, dass Betroffenen, beispielsweise bei einem Mausklick, Schmerzen empfinden, obwohl zu diesem Zeitpunkt keine Überbelastung vorliegt. So leiden RSI-Patienten, wenn sie nach längerer Arbeitsunterbrechung völlig beschwerdefrei sind, schon wenige Stunden nach Arbeitsaufnahme unter den alten Symptomen.
Im Frühstadium der Erkrankung treten bei längerer Belastung harmlose Symptome wie Kribbeln und Missempfindungen im betroffenen Körperbereich, zunächst in Händen und Unterarmen auf. Einige Patienten leiden unter nachlassender Muskelkraft in entsprechenden Körperregionen. Werden die ersten Symptome nicht wahrgenommen, kann es bei weiterer Überbelastung zu einer Versteifung der entsprechenden Muskulatur kommen, was zu starken Schmerzen führt, die auch in Nacken- und Rückenmuskulatur ausstrahlen können. Dabei reichen in späteren Stadien bereits kleinste Bewegungen, um diese Schmerzen auszulösen. Meist beschränken sich die Beschwerden beim RSI-Syndrom nicht auf eine Region, sondern treten in verschiedenen Bereichen auf wie:
Dabei wechseln die Schmerzen zwischen den Regionen und können auch in Stärke und Ausmaß variieren. Dies reicht von
Anhand der Krankengeschichte, einer genauen Beschreibung der Symptome, (wann sie auftreten oder bei welcher Tätigkeit) kann bereits eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Bildgebende Diagnostik wie Röntgenaufnahmen oder CT können nur zur Erkennung übergangener alter Erkrankungen oder Verletzungen helfen. Beim RSI-Syndrom kommt es zu keinerlei anatomischen Veränderungen und es kann so nicht festgestellt werden. Beim ersten Verdacht wird durch genaues Abtasten der betroffenen Körperregionen oder Beugung der entsprechenden Gelenke das RSI-Syndrom bestätigt.
Häufig werden der sogenannte Tennisarm oder Golferarm mit dem RSI-Syndrom gleichgesetzt. Allerdings handelt es sich hierbei um eine reine Sehnenentzündung oder Sehnenansatzreizung am Ellbogen. Bei Beugung des Ellbogengelenks ist im Gegensatz zum Mausarm ein deutliches Knirschen zu hören und somit relativ leicht zu unterscheiden. Das sogenannte Karpaltunnelsyndrom entsteht durch einen Engpass im Sehnenpass des Handgelenks, dabei wird der mittlere Armnerv eingeklemmt. Patienten leiden ähnlich wie beim Mausarm im fortgeschrittenen Stadium unter Missempfindungen, Taubheitsgefühl, Schmerzen bis hin zu Lähmungen und Funktionseinschränkungen der Hand. Zur Unterscheidung wird einen Nervenleitungstest durchgeführt. Im Gegensatz zum RSI-Syndrom ist die Nervenleitungsgeschwindigkeit beim Karpaltunnelsyndrom herabgesetzt.
Ziel der Therapie ist, dass Betroffene die Berufstätigkeit uneingeschränkt von Schmerzen ausüben können. Da bei der Entstehung und dem Fortschreiten des RSI-Syndroms verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, besteht auch die Therapie aus einer Kombination unterschiedlicher Maßnahmen. Wird die Erkrankung bereits im Frühstadium erkannt und ernst genommen, kann durch entsprechende Schonung und Veränderung der Arbeitsposition oder mit unterstützenden Übungen das Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden. Leidet der Betroffene bereits unter starken Schmerzen, können vorübergehend schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente verordnet werden. Diese sollten aber keinesfalls längerfristig zur Unterdrückung der Schmerzen eingesetzt werden, sondern unterstützend zu entsprechenden Begleitmaßnahmen.
Erfahrene Physiotherapeuten können mit aktivierenden Dehn- und Kräftigungsübungen sowie passiver Wärme- oder Kältebehandlung, Gymnastik oder Massage zur Schmerzlinderung in betroffenen Gelenken hinzugezogen werden. Sportliche Aktivität, bei der die Arme und Hände nicht belastet werden (wie beim Schwimmen, Joggen oder Radfahren), wirken sich positiv auf den Heilungserfolg aus. Chronischen Schmerzpatienten wird oft eine unterstützende Psychotherapie empfohlen. Hier sollen vor allem Entspannungsmethoden, Methoden zur Stressreduktion oder eine bessere Organisation des Arbeitsalltags erlernt werden.
Zusätzlich sollte der Arbeitsplatz ergonomisch korrekt umgestaltet werden, herkömmliche Eingabegeräte wie die PC Maus sollten ersetzt (z.B. durch eine vertikale Maus oder Stift-Tablets) oder Tastaturkürzel (short cuts) verwendet werden. Weiterhin gehört zur Therapie des RSI-Syndroms regelmäßige Pausen einzuhalten in denen bestenfalls kleine Entspannungsübungen durchgeführt werden.
Entscheidend für eine rasche und dauerhafte Heilung oder Linderung der Symptome ist die Wahrnehmung der Erkrankung durch den Patienten selber. Werden bereits im Frühstadium der Erkrankung entsprechende Veränderungen am Arbeitsplatz vorgenommen, um auslösende Ursachen zu vermeiden, ist die Prognose gut. In chronischen Fällen ist die Behandlung schwieriger und die Prognose schlechter. Im schlimmsten Falle sind die Betroffenen so stark beeinträchtigt, dass sie ihren Beruf nicht mehr ausführen können.
Entscheidend für die Vermeidung des RSI-Syndroms oder um ein Fortschreiten der Symptome aufzuhalten, ist die geeignete Vorbeugung. Entsprechende Maßnahmen sollten am Computerarbeitsplatz, bei der Geräteausstattung und am Arbeitsablauf vorgenommen werden. Eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung beinhaltet beispielsweise eine optimale Tisch- und Stuhlhöhe, die Ausrichtung des Bildschirms und optimale Lichtverhältnisse. Die Raumtemperatur sollte angemessen sein. Die typische abgeknickte Handhaltung bei Arbeiten mit der Computermaus führt zu einer schlechteren Durchblutung und Reibung von Sehnen und Nerven im Handgelenkkanal. Dies kann durch Nutzung alternativer Geräte wie vertikale Mäuse oder Stift-Tablets verhindert werden. Sinnvoll ist auch ein Wechsel der Geräte über den Arbeitstag, um eine einseitige Muskelbelastung zu vermeiden. Als angemessenen Erholungszeitraum für Muskeln, Nerven und Sehnen sollte alle 30 Minuten eine zwei- bis dreiminütige Pause eingehalten werden. Diese sollte genutzt werden, um physiotherapeutische Dehn- und Streckübungen durchzuführen. Statt einer starren Sitzhaltung sollten verschiedene Arbeitspositionen eingenommen werden. Unterstützend sind Stehpults, Gelkissen, Sitzbälle oder ähnliches.
Hilfreiche Tipps wie Informationen zur Arbeitsplatzgestaltung, leichte Übungen zur Durchführung am Arbeitsplatz oder Adressen geeigneter Physiotherapeutische Praxen sind auf folgender Seite nachzulesen https://www.repetitive-strain-injury.de/
Die Seite basiert auf den eigenen Erfahrungen des Autors, der selber lange unter dem RSI-Syndrom gelitten hat.
aktualisiert am 15.11.2022