Wie kann man testen, ob es sich um einen Riss der Rotatorenmanschette handelt?
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Die Rotatorenmanschette ist ein Zusammenschluss aus vier Muskeln, die das Schultergelenk stabilisieren und an den Bewegungen im Schultergelenk mit beteiligt sind. Bei einem Riss (Ruptur) der Rotatorenmanschette wird die Sehne eines oder mehrere dieser Muskeln teilweise oder vollständig beschädigt. Das führt zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Kraftverlust in der entsprechenden Muskulatur. Die Sehnen sind an Knochenvorsprüngen des Oberarmkopfes verankert. Im Grunde kann auch ein Abriss dieser Knochenvorsprünge zu den genannten Beschwerden führen. Das ist aber seltener der Fall. Normalerweise wird unter einem Riss der Rotatorenmanschette eine Verletzung der Sehne verstanden. Verschiedene Tests können Hinweise auf eine Verletzung oder Ruptur einer der Sehnen der Rotatorenmanschette geben. Eine Diagnose der Schwere der Verletzung kann nur mit Hilfe von bildgebenden Verfahren wie Ultraschalldiagnostik oder Magnetresonanztomografie (MRT) gestellt werden.
Welche Tests sind möglich?
In der Regel werden die Tests auf Schädigung der Rotatorenmanschette (Supraspinatus-Muskel, Infraspinatus-Muskel, Subscapularis-Muskel und Musculus teres minor) von einem qualifizierten Untersucher durchgeführt. Das ist normalerweise ein Arzt, Osteopath oder Physiotherapeut. Bei den Tests geht es meistens darum, Muskeln in bestimmten Stellungen des Schultergelenkes gegen Widerstand des Untersuchers anzuspannen. Dies ist im Selbsttest nur sehr bedingt durchführbar. Besser ist es dann, wenn eine andere Person, auch wenn sie kein therapeutisches Wissen hat, den Widerstand ausübt.
Beurteilt werden immer Schmerzhaftigkeit und Kraft. Ist das Anspannen eines Muskels gegen Widerstand schmerzhaft, spricht das für eine Reizung der Sehne oder des Muskels. Kraftverlust dagegen ist ein Zeichen für eine Schädigung und kann auf eine Teilruptur oder Ruptur (Riss) hinweisen.
Tests für den Supraspinatus-Muskel (Musculus supraspinatus oder Obergrätenmuskel)
Dieser Muskel der Rotatorenmanschette ist am häufigsten von einer Schädigung betroffenen. Er läuft durch eine Engstelle zwischen Oberarmkopf und Schulterdach und ist deshalb gefährdet. Er ist vor allem für den Beginn der Seitwärtshebung des Armes verantwortlich (Start der Abduktion).
Arm gegen die Schwerkraft halten (Drop-Arm-Test/Drop-Arm-Sign): Der Patient steht mit herabhängenden Armen. Der Untersucher hebt den Arm ohne Hilfe des Patienten seitlich vom Rumpf auf 90 Grad an und bringt ihn in eine Außenrotation (die Handfläche zeigt zur Decke). Nun lässt der Untersucher den Arm los. Kann der Arm nicht durch Muskelkraft in der Position gehalten werden, wird von einer Ruptur der Supraspinatus-Sehne ausgegangen. Häufig ist auch der Infraspinatus-Muskel mit geschädigt.
Abduktion in Neutralstellung gegen Widerstand: Der Patient sitzt oder steht. Die Oberarme hängen am Körper herab. Die Ellbogengelenke sind 90 Grad gebeugt. Die Daumen zeigen nach oben. Der Untersucher steht hinter dem Patienten und hat seine Hände an den äußeren Ellbogen des Patienten platziert. Nun drückt der Untersucher gegen die Ellbogen des Patienten, so als wollte er diese gegen dessen Rumpf drücken. Der Patient wird aufgefordert, dem Druck standzuhalten. Eine Kraftminderung weist auf eine Verletzung oder Ruptur des Muskels hin. Je weniger Kraft entfaltet werden kann, desto größer ist die Belastung.
Widerstand am ausgestreckten Arm (Jobe-Test): Der Patient steht und hebt den ausgestreckten Arm zunächst neben dem Körper auf 90 Grad an. Danach wird der Arm in dieser Ebene um ca. 30 Grad nach vorne bewegt. Jetzt wird der Arm innenrotiert, so dass der Daumen zum Boden zeigt. Der Untersucher stellt sich seitlich hinter den Patienten. Zunächst wird überprüft, ob der Patient den Arm in dieser Position halten kann. Wenn ja, übt der Untersucher von oben Druck auf den Unterarm aus. Der Patient wird aufgefordert, dagegen zu halten. Kann der Arm nicht gegen die Schwerkraft gehalten werden, liegt eine deutliche Erleichterung des Musculus supraspinatus vor. Kann der Arm in der Lage gehalten werden, gilt: Je weniger es dem Patienten möglich ist, dem ausgeübten Widerstand des Untersuchers standzuhalten, desto wahrscheinlicher liegt eine Ruptur der Sehne des Supraspinatus-Muskels vor.
Tests für den Infraspinatus-Muskel (Musculus infraspinatus oder Untergrätenmuskel)
Der Musculus infraspinatus ist für die Außendrehung (Außenrotation) im Schultergelenk verantwortlich und teilweise auch für das Bewegen des Armes an den Rumpf heran (Adduktion).
Außenrotation in Neutralstellung gegen Widerstand: Der Patient sitzt oder steht. Die Oberarme hängen am Körper herab. Die Ellbogengelenke sind 90 Grad gebeugt. Die Daumen zeigen nach oben. Der Untersucher steht vor dem Patienten und hat mit seinen Händen Kontakt im Bereich der äußeren Handgelenke des Patienten. Nun wird der Druck so ausgeübt, als sollten die Hände des Patienten vor dem Körper zusammengebracht werden. Der Patient wird aufgefordert, dagegen zu halten. Kann dem Widerstand nicht standgehalten werden, kann ein Teilriss oder ein Riss der Infraspinatus-Sehne vorliegen.
Außenrotation in Abduktion gegen Widerstand: Der Patient steht. Der Arm ist im Ellbogengelenk 90 Grad gebeugt. Der Oberarm wird circa 70 Grad vom Oberkörper nach außen und leicht nach vorne bewegt. Anschließend wird der Unterarm ein Stück Richtung Zimmerdecke angehoben. In dieser Position gibt der seitlich vom Patienten stehende Untersucher einen Druck im Bereich des Handgelenkes in die Gegenrichtung. Der Patient soll dagegen anspannen. Eine Schwäche deutet auf eine Schädigung der Infraspinatus-Sehne hin. Bei diesem Test wird außerdem der Musculus teres minor getestet.
Tests für den Subscapularis-Muskel (Musculus subscapularis oder Unterschulterblattmuskel)
Dieser Muskel führt die Innenrotation im Schultergelenk aus.
Innenrotation in Nullstellung gegen Widerstand: Der Patient sitzt oder steht. Die Oberarme liegen am Rumpf an, die Ellbogengelenke sind 90 Grad gebeugt. Die Daumen zeigen nach oben. Der Untersucher steht vor dem Patienten und platziert seine Hände über Kreuz an der Innenseite der Handgelenke. Der Patient wird aufgefordert, seine Unterarme Richtung Bauch zu drehen. Der Untersucher hält dagegen. Eine Schwäche deutet auf eine Schädigung des Muskels hin.
Druck gegen den eigenen Bauch (Belly-Press-Test/Napoleon-Test): Die Ausgangsstellung des Patienten ist zunächst wie beim Test zuvor. Dann wird die Hand des betroffenen Armes auf dem Bauch des Patienten abgelegt. Dabei sollen Unterarm und Hand des Patienten in einer Linie bleiben. Jetzt wird der Patient aufgefordert, seine Hand fest gegen seinen Bauch zu drücken, ohne die Position des Oberarms oder des Handgelenkes zu verändern. Wird der Ellbogen nach hinten bewegt, um den Test ausführen zu können, ist eine Schädigung des Subscapularis-Muskels wahrscheinlich. Je mehr der Ellbogen nach hinten genommen werden muss, desto stärker klappt auch das Handgelenk ab und desto wahrscheinlicher ist eine Ruptur.
Arm hinter den Rumpf vom Körper abheben (Lift-off-Test): Der Patient steht und bringt den Unterarm auf seinen Rücken (Schürzenbindergriff). Der Untersucher steht hinter dem Patienten. Zunächst wird der Patient aufgefordert, den Unterarm vom Rumpf abzuheben. Ist dies nicht möglich, ist entweder die Schultergelenksbeweglichkeit stark reduziert oder es liegt eine Beeinträchtigung des Musculus subscapularis vor. Kann der Unterarm abgehoben werden, übt der Untersucher zusätzlich Widerstand gegen diese Bewegung aus. Kann dem Widerstand nicht begegnet werden, spricht dies für eine wahrscheinliche des Muskels.
Fazit
Ein erfahrener Untersucher kann aus den Testergebnissen gute Rückschlüsse auf eine teilweise oder vollständige Ruptur (Riss) der Muskeln der Rotatorenmanschette ziehen. Über das genaue Ausmaß der Schädigung können nur bildgebende Verfahren Auskunft geben. Die Ergebnisse der Selbsttests sind dagegen weniger aussagekräftig.
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie eV – Untersuchung der Schulter: https://dgrh.de/dam/jcr:dca1e46d-8e29-4bb4-af24-d2e5a4d06dde/3_Untersuchung_der_Schulter.pdf (online, letzter Abruf: 04.11.2022)
Meine Mutter ist Bettlägerig und kann nichts mehr alleine, nicht einmal mehr reden. Sie liegt natürlich den ganzen Tag auf dem Rücken, da man sie
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