Die distale Bizepssehnenruptur unterscheidet sich von der proximalen in der Lage zum Bizepsmuskel bzw. zum Ellenbogen- und Schultergelenk. In der Medizin und anderen Naturwissenschaften werden die Begriffe distal und proximal zur Beschreibung der Lage eines Körperteils, oder in diesem Fall einer Verletzung, zur Körpermitte verwendet. Distal leitet sich von dem lateinischen Verb distare, sich entfernen oder entfernt sein, ab. Die distale Bizepssehnenruptur bezeichnet also den Riss der Bizepssehne an einer weiter von der Körpermitte entfernt gelegenen Stelle, also im Ellenbogenbereich. Bei der proximalen Bizepssehnenruptur verhält es sich genau umgekehrt. Proximal, vom lateinischen Ausdruck proximus (der Nächste), bedeutet näher zum Körpermittelpunkt hin gelegen und bezeichnet im Fall des Bizepssehnenrisses die Verletzung der Sehne zwischen Bizeps und Schultergelenk.
Der Bizeps ist über zwei Sehnen mit der Schulter verbunden, die in sehr unterschiedlichem Maß von Rupturen betroffen sind. Während der kurze Bizepskopf eine nur sehr untergeordnete Rolle spielt, ist in etwa 96 Prozent aller Fälle der lange Bizepskopf betroffen. Von einer Operation kann in vielen Fällen abgesehen werden, da der kurze Bizepskopf die Funktion des langen größtenteils übernehmen kann. Es ist lediglich von einer Reduzierung der Kraft zwischen 10 und 20 Prozent auszugehen, die von den Betroffenen zumeist nicht als störend empfunden wird. Zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und eines möglichst hohen Kraftniveaus wird nach einer Ruhephase eine Bewegungstherapie durchgeführt. Lediglich bei Menschen, die körperlich schwer arbeiten müssen oder sportlich sehr aktiv sind, wird eine operative Therapie durchgeführt. Anders verhält es sich bei der distalen Bizepssehnenruptur, die generell operiert werden muss.
Wenn die zum Ellenbogen hin gelegene Sehne von einem Abriss betroffen ist, liegt der Sachverhalt anders. In diesem Fall wird meist eine signifikante Verminderung der Kraftausübung beobachtet, die den Betroffenen stark einschränken kann. Um die Beweglichkeit und die Kraftausübung möglichst vollständig wiederherzustellen, werden seit den 1920er Jahren unterschiedliche Operationstechniken eingesetzt und immer wieder weiterentwickelt. Eines der ersten Verfahren bestand darin, den Sehnenstumpf der Bizepssehne mithilfe eines Nagels am Speichenknochen des Unterarms zu fixieren. Modernere Methoden setzen auf die Verlängerung der gerissenen Bizepssehne mithilfe körpereigenen Sehnenmaterials oder auch auf resorbierbare (vom Körper auflösbare) Materialien zur Fixierung der Sehne.
aktualisiert am 14.04.2016