Der Bizeps ist einer der wichtigsten Oberarmmuskeln und für die Bewegungsfähigkeit der Arme von großer Bedeutung. Er ist über drei Sehnen mit dem restlichen Bewegungsapparat verbunden. Reißt eine dieser Sehnen, besteht die Gefahr, dass die Bewegungsfähigkeit des betroffenen Arms empfindlich eingeschränkt wird.
Bereits seit Beginn des letzten Jahrhunderts erprobt die Medizin verschiedene Verfahren, um die Funktionstüchtigkeit des Bizeps nach einem erlittenen Sehnenriss wiederherzustellen. Aus dem Jahr 1920 ist ein Verfahren beschrieben, mit dessen Hilfe eine abgerissene Bizepssehne wieder am Unterarm befestigt wird. Das abgerissene, körperferne Ende der Sehne wird mithilfe eines Nagels am oberen Ende des Speichenknochens befestigt. Eine weitere Methode aus den Anfängen ist die Technik nach Platt. Hierbei wird der Speichenknochen durchbohrt. Anschließend wird der körperferne Sehnenstumpf der Bizepssehne durch das Loch geführt, bildet eine Schlinge und wird mit der Bizepssehne vernäht. Die Nachteile dieser Methode liegen in der Verkürzung des Bizeps, die zu Bewegungseinschränkung und Kraftverlust führen kann.
Bei einem Abriss der Bizepssehne, der schon längere Zeit zurückliegt, muss mit dem Zurückziehen und der nicht mehr umkehrbaren Verkürzung des Bizeps gerechnet werden. Als Folge kann der verbleibende Sehnenstumpf für die Fixation, oder auch Befestigung, am Unterarm- oder Schulterknochen zu kurz sein. Die Wiederherstellung der Muskelfunktion ist dann aufgrund ungünstiger Hebelverhältnisse und fehlender Ansatzpunkte für die Sehne nicht mehr ohne weiteres möglich. In diesen Fällen kann die Transplantation einer körpereigenen Sehne erfolgversprechend sein. Die Sehne kann von einem Muskel des Körpers genommen werden, der nur eine geringe Wichtigkeit für die Beweglichkeit hat. Der Sehnenansatz am Knochen wird durch eine Bohrung ersetzt, durch die die transplantierte Sehne geführt wird. Die Sehne wird ebenso durch eine Öffnung in der verbleibenden Bizepssehne geführt und ringförmig verbunden. Diese Methode zeigt insbesondere bei Sehnenrupturen im Bereich des Ellenbogens gute Ergebnisse. Dies gilt sowohl für die Wiederherstellung der Kraft wie auch der Beweglichkeit.
Verschiedene Techniken zur Behebung einer distalen, also körperfernen Bizepssehnenruptur setzen auf die Verlängerung des Sehnenstumpfs mithilfe von Fäden oder früher auch Drähten. Diesen Methoden gemein ist die Fixation des Verlängerungsmaterials am Speichenknochen des Unterarms. Eine moderne Variante ist die Verwendung eines Endobuttons. Hierbei handelt es sich um einen direkt am Unterarmknochen anliegenden Knopf, an dem der Sehnenstumpf befestigt wird und der dem Bizeps als Kraftansatzpunkt dient. Durch den direkten Kontakt von Sehne und Knochen ist das natürliche Wiederanhaften der Sehne möglich.
Um die gerissene Bizepssehne wieder mit dem korrespondierenden Muskelansatzpunkt am Knochen zu verbinden, ist der Einsatz von Ankern eine aktuell gängige Vorgehensweise. Hierzu wird die Knochensubstanz zunächst angebohrt. In das Bohrloch wird dann ein Anker eingebracht, an dem der abgerissene Sehnenstumpf befestigt werden kann. Unter anderem kommen Titan und bioresorbierbare Materialien, die vom Körper mit der Zeit aufgenommen werden, infrage. Die Verwendung von solchen sich auflösenden Ankern setzt auf das Verwachsen von Sehne und Knochen. Ist diese natürliche Verbindung erst einmal geschaffen, wird der künstliche Anker überflüssig.
aktualisiert am 11.03.2022