Eine Operation an der Bizepssehne, die nicht selten unter Vollnarkose durchgeführt wird, belastet den Körper in zweierlei Hinsicht. Auf der einen Seite muss der Heilungsprozess der frischen Wunde in Gang gesetzt und auf der anderen Seite die narkosebedingte Belastung des Herz-Kreislauf-Systems verkraftet werden. Aus diesem Grund werden dem Körper zumindest einige Tage Ruhe unmittelbar nach der Operation gut tun, um sich zu regenerieren. Im Anschluss wird dann so rasch wie möglich mit der postoperativen Behandlung begonnen, um eine möglichst vollständige Genesung zu erreichen. Die Therapie nach einer Bizepssehnen-OP ist eine Mischung aus Maßnahmen, die einerseits die gebotene Schonung des frisch operierten Arms berücksichtigen muss. Andererseits soll aber auch das Verkümmern der Muskulatur und die damit drohende Einschränkung der Beweglichkeit verhindert werden.
Der zeitliche Ablauf bei der Behandlung einer Bizepssehnenruptur unterscheidet sich von Ansatz zu Ansatz teilweise erheblich. Allen Therapieformen ist jedoch gemein, dass nach einer Ruhephase, die zwischen wenigen Tagen und mehreren Wochen betragen kann, mit der Mobilisierung der Muskulatur und der Gelenke begonnen wird. Zum Ruhigstellen des Arms wird entweder ein Oberarm-Gips oder ein Gilchrist-Verband angelegt. Der nach dem US-amerikanischen Dermatologen Thomas C. Gilchrist benannte Verband hält den Arm mithilfe von Schlingen in rechtwinkliger Position am Körper.
Der erste Schritt in der Bewegungstherapie ist die passive Mobilisierung, bei der die Bewegungen ausschließlich vom Therapeuten ausgeführt werden. Der Patient spielt eine passive, allenfalls eine aktiv begleitende Rolle. Um einerseits der geforderten Schonung und andererseits der Erhaltung der Bewegungsfähigkeit Rechnung zu tragen, wird die Belastung der Muskulatur und Gelenke schrittweise nach den Möglichkeiten des Patienten gesteigert.
Sobald es die Genesungssituation des Patienten zulässt, kann mit den aktiven Bewegungsübungen zur Wiedererlangung der Kraft und Beweglichkeit begonnen werden. Zunächst wird die Schulter mobilisiert. Nach und nach wird dann auch der Ellenbogen in die Bewegungsübungen miteinbezogen. Die Streckung des Arms wird allerdings schrittweise über einen längeren Zeitraum hinweg angestrebt. Nach der Phase der Bewegungsübungen, die sich über mehrere Wochen hinzieht, werden ergänzend Dehnungsübungen zur Wiederherstellung der Ellenbogenbeweglichkeit durchgeführt.
Erst wenn eine hinreichende Beweglichkeit wieder gegeben ist, kann mit der Belastung des Bizepsmuskels und der Gelenke begonnen werden. Die anfängliche geringe Gewichtsbelastung wird im Verlauf mehrerer Wochen auf 3 bis 5 Kilogramm gesteigert. Sobald der Arm dieser Belastung ohne weitere Probleme standhält, wird mit Kräftigungsübungen für Schulter und Ellenbogen begonnen. Als Richtwert ist ein Zeitraum von 10 bis 12 Wochen anzunehmen. Mit Kraftsport oder anderen den operierten Bizeps belastenden Aktivitäten kann frühestens etwa ab der 20. Woche nach der Operation begonnen werden.
Damit die Bewegungstherapie die gewünschte Wirkung zeigt, ist die aktive Mitwirkung des Patienten am Heilungsprozess unerlässlich. Nach den Vorgaben des Therapeuten ist das selbstständige und regelmäßige Üben außerhalb der Therapiestunden von entscheidender Bedeutung für den möglichst raschen und umfassenden Erfolg der Therapie. Nur wenn die Muskulatur und die Gelenke ganz gezielt und behutsam wieder an ihr ursprüngliches Leistungsvermögen herangeführt werden, kann die drohende Gefahr einer erneuten Verletzung minimiert werden.
aktualisiert am 16.11.2023