Rippenschmerzen, die im Liegen auftreten oder sich im Liegen verstärken, können mehrere Ursachen haben. Bei einer Rippenprellung beispielsweise kann das Liegen auf der entsprechenden Seite Schmerzen verursachen. Bei Erkrankungen, die mit Entzündungen einhergehen, oder bei einer Reizung der Zwischenrippennerven sind Schmerzen in der Nacht oft ebenfalls stärker ausgeprägt als tagsüber. Es kann auch vorkommen, dass Rippenschmerzen im Liegen ein Anzeichen für eine Herzerkrankung sind.
Meist werden die Schmerzen durch Verletzungen und Erkrankungen von Muskeln, Knochen und Knorpel oder von Nerven ausgelöst.
Muskelschmerzen im Bereich der Rippen können durch starken Husten bei einer Erkältung, durch ungewohnte körperliche Anstrengung im Sport oder beispielsweise nach der Hilfe bei einem Umzug auftreten. Hierbei sind häufig die Zwischenrippenmuskeln (Intercostalmuskeln) betroffen. Gerade beim Liegen auf einer Seite können sich diese Schmerzen verstärken. In Seitenlage kommt es zu einem ungleichmäßigen Druck auf den Brustkorb und zu einer leichten Verschiebung der Rippen. Dadurch können die Muskeln zwischen den Rippen auf einer Seite gedehnt werden. Dies kann Schmerzen auslösen oder verstärken. Rippenschmerzen, die aufgrund einer gereizten oder überlasteten Muskulatur auftreten, verschwinden bei Schonung von alleine wieder. Wärmeanwendungen wie feuchtwarme Kompressen oder ein warmes Bad sowie leichte Massagen zwischen den Rippen können den Heilungsprozess unterstützen.
Rippenprellungen oder Rippenbrüche (Frakturen) können ebenfalls im Liegen Schmerzen verursachen oder die Schmerzen werden durch das Liegen verstärkt. Liegen auf dem betroffenen Bereich kann Druckschmerz auslösen und das Schlafen in bestimmten Positionen erschweren. Ansonsten gilt ebenfalls, dass vor allem das Liegen auf der Seite Beschwerden auslöst. Der Brustkorb wird ungleichmäßig belastet, der Bereich der Prellung oder Fraktur wird komprimiert, Schmerzen entstehen oder verstärken sich. Da Rippenprellungen und Frakturen sehr starke Schmerzen verursachen können, sind schmerzstillende Medikamente zu Beginn oft hilfreich. Statt der Seitenlage kann bevorzugt die Rückenlage gewählt werden. Wärmeanwendungen können für Linderung sorgen. Die Schmerzen können über mehrere Wochen oder Monate andauern. In manchen Fällen müssen Rippenbrüche auch operiert werden.
Eine Intercostalneuralgie (Schmerzen an den Nerven zwischen den Rippen) kann mehrere Ursachen haben. Häufig kommt es bei einer Gürtelrose (Herpes Zoster) zu dieser Art von Nervenschmerzen. Grundursache ist die Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus, welche zuerst Windpocken hervorruft und oft viele Jahre später eine Gürtelrose verursacht. Bei einer Gürtelrose im Rippenbereich strahlt der Schmerz vom Rücken her zwischen zwei oder mehreren Rippen nach vorne Richtung Brustbein aus. Ein juckender oder brennender Hautausschlag kommt meist noch hinzu. Die Therapie besteht in der Gabe von antiviralen Medikamenten (Mittel gegen Viren) wie Aciclovir. Zusätzlich können Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente verordnet werden.
Ein weiterer Auslöser einer Intercostalneuralgie können Blockierungen von Rippen- oder Brustwirbelsäulengelenken sein. Die Schmerzausstrahlung gleicht der bei Gürtelrose. Therapeutisch stehen hier vor allem mobilisierende Übungen für die Rippen- und Wirbelsäulengelenke bei einem Physiotherapeuten oder Chiropraktiker im Fokus. Entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente sowie Wärmeanwendungen (warmes Bad, feuchtwarme Kompressen) können ebenfalls hilfreich sein.
Darüber hinaus können weitere Erkrankungen an der Wirbelsäule zu einer Intercostalneuralgie führen.
Eine Costochondritis ist eine Entzündung des Rippenknorpels im Bereich des Brustbeines. Dabei sind meist mehrere Rippenknorpel betroffen. Die Ursache ist unklar. Eine Überlastung durch das einseitige Tragen eines schweren Rucksacks oder Ranzens, ungewohnte Tätigkeiten mit den Armen oder langandauernder Husten können Auslöser sein. Die Schmerzen im Bereich des Brustbeines können im Liegen ausgelöst oder verstärkt werden. Vor allem in Seitenlage kommt es zu verstärktem Druck auf die Knorpelverbindungen zwischen Rippen und Brustbein. Eine Costochondritis heilt normalerweise von selbst aus. Bei starken Schmerzen können entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente verordnet werden. Das Vermeiden schmerzauslösender Bewegungen wird empfohlen. Feuchtwarme oder kühle Wickel oder Kompressen können ebenfalls lindern.
Eine Erkrankung, die der Costochondritis sehr ähnlich ist, ist das Tietze-Syndrom (Chondroosteopathia costalis). Es kommt allerdings viel seltener vor. Auch hier treten Entzündungen unklarer Ursache im Bereich der Rippenknorpel am Brustbein auf. Zusätzlich zeigt sich eine Schwellung im Schmerzgebiet. Das Tietze-Syndrom heilt ebenfalls meist von selbst ab. Bei Bedarf können kühle oder warme Kompressen sowie schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente Linderung verschaffen.
Eine weitere Ursache für Schmerzen im Bereich des Brustkorbes im Liegen, die allerdings eher hinter dem Brustbein auftreten, kann ein sogenannter gastroösophagealer Reflux sein. Dabei fließt saurer Mageninhalt zurück in die Speiseröhre. Meist ist ein Muskel am Mageneingang dabei nicht in der Lage, diesen vollständig zu verschließen, und Mageninhalt kann zurückfließen. Der Reflux ist im Liegen deutlicher ausgeprägt als im Stehen. Weitere Symptome neben Schmerzen und Sodbrennen können Übelkeit und Brechreiz sein. Empfohlen wird, mehrere Stunden vor dem Schlafengehen keine Nahrungsmittel oder kohlensäurehaltigen Getränke mehr zu sich zu nehmen. Bei bestehendem Übergewicht sollte dieses reduziert werden. Eine leichte Erhöhung des Oberkörpers im Liegen kann hilfreich sein, um das Rückfließen zu verringern. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, können verschiedene Medikamente verordnet werden.
Mit der Größenzunahme des Babys und des Bauches kann es in der Schwangerschaft zu Rippenschmerzen im Liegen, nachts oder nach dem Aufstehen kommen. Durch das Gewicht des Bauches, der in Rückenlage oft zu einer Seite zieht, kommt es verstärkt zu Zugbelastungen an den Rippen, der Bauch- und der Zwischenrippenmuskulatur. Hierdurch können Schmerzen entstehen. Im Laufe der Schwangerschaft dehnt sich die wachsende Gebärmutter immer stärker nach oben Richtung Zwerchfell aus. Dadurch kann auch Druck auf innere Organe entstehen. Ein gastroösophagealer Reflux ist in der Schwangerschaft ebenfalls eine häufige Begleiterscheinung. Die im Laufe der Schwangerschaft auftretenden Rippenschmerzen sollten nach der Entbindung von selbst zurückgehen. Bei starken Beschwerden sollte Rücksprache mit dem Frauenarzt gehalten werden, um mögliche Ursachen und Therapieoptionen zu besprechen.
Rippenschmerzen, Schmerzen im Brustkorb oder hinter dem Brustbein können im Liegen auch bei vorliegenden Herzkrankheiten auftreten. Ein Herz mit einer schwachen Pumpleistung wird im Liegen durch den vermehrten Rückstrom von Blut aus den Beinen stärker belastet. Dadurch können Schmerzen im Brustkorb und Luftnot auftreten. Auch ein Herzinfarkt kann sich in solchen Symptomen äußern. Bei bekannter Herzschwäche sollte die Grunderkrankung behandelt werden. Zusätzlich kann es entlasten, den Oberkörper im Liegen erhöht zu lagern. Bei Verdacht auf Herzinfarkt (Schmerzen und Druckgefühl in der Brust, oft zusätzliche Schmerzen in einem Arm, im Hals, Schweißausbrüche, starke Luftnot, starke Angstgefühle und Ähnliches) sollte sofort ein Notarzt gerufen werden.
NHS inform – Chest pain: https://www.nhsinform.scot/illnesses-and-conditions/heart-and-blood-vessels/conditions/chest-pain (online, letzter Abruf: 28.03.2022)
NHS – Costochondritis: https://www.nhs.uk/conditions/costochondritis/ (online, letzter Abruf: 28.03.2022)
Ratgeber Sodbrennen – Sodbrennen: Nachts besonders unangenehm: https://www.sodbrennen.de/sodbrennen-vorbeugen/schlafen/ (online, letzter Abruf: 28.03.2022)
Healthline, Ann Pietrangelo – Intercostal Neuralgia: https://www.healthline.com/health/intercostal-neuralgia (online, letzter Abruf: 28.03.2022)
aktualisiert am 28.03.2022