Rippenschmerzen oder Schmerzen am Brustkorb sind bei Kindern keine Seltenheit. Sie können viele verschiedene Ursachen haben. In den meisten Fällen sind sie harmlos. Zum Beispiel kann starker Husten bei einer Erkältung der Auslöser sein. Auch eine Rippenprellung ist eine mögliche Ursache. Ernstere Erkrankungen wie eine Lungenentzündung oder eine Herzerkrankung können sich allerdings auch in Rippenschmerzen äußern.
Schmerzen an den Rippen oder an der Brust haben im Kindesalter meist keine bedrohlichen Ursachen. Kinder und Jugendliche verspüren häufig Schmerzen in diesen Bereichen. Je nach Alter des Kindes kann es den Ursprung der Schmerzen aber nicht immer genau angeben. Die Beschwerden können von den Strukturen der Brustkorbwand ausgehen, aber auch von inneren Organen der Brusthöhle oder auch des Bauchraums.
Die Ursachen für Rippen- und Brustkorbschmerzen bei Kindern lassen sich in folgende Kategorien einteilen:
Ein häufiger Auslöser für Rippenschmerzen im Kindesalter ist die Costochondritis. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung des Rippenknorpels mehrerer Rippen an der Verbindung zum Brustbein. Die Ursache wird in einer Überlastung durch das oft einseitige Tragen schwerer Gewichte wie Rucksäcke oder Schulranzen vermutet. Meist treten die Symptome einseitig auf, betroffen ist etwas häufiger die linke Seite. Die einzelnen Schmerzattacken können zwischen Sekunden und wenigen Minuten andauern. Verstärkt werden die Schmerzen beim tiefen Atmen.
Normalerweise heilt eine Costochondritis innerhalb weniger Tage bis Wochen durch Entlastung von selbst wieder ab. Bei Bedarf können feuchtwarme oder kühle Kompressen sowie geeignete schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente helfen.
Das Tietze-Syndrom ähnelt der Costochondritis. Hier kommt es zu einer Entzündung der knorpeligen Anteile der Rippen. Knorpel und Knochen schwellen an und verursachen dadurch Schmerzen. Die Ursache für das Tietze-Syndrom ist noch unklar.
Diese Erkrankung heilt in der Regel von selbst ab. Wärme- oder Kälteanwendungen und entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente können bei Bedarf angewendet werden.
Der Präcordialschmerz ist ein Schmerz, der plötzlich im Bereich des Herzens zwischen den Rippen auftritt. Er kann Sekunden bis Minuten andauern. Dabei ist der Schmerz unabhängig von Ruhe oder Belastung. Tiefe Einatmung oder das Bewegen der Arme können den Schmerz verstärken.
In der Regel verschwindet die Symptomatik mit zunehmendem Alter des Kindes wieder.
Die Rippen 8 bis 10 sind nicht über Knorpelstrukturen miteinander verbunden, sondern über Bindegewebsstrukturen. Da diese Verbindungen weniger stabil sind als die der weiter oben sitzenden Rippen, kann es nach einem Anprall im unteren Brustkorbbereich dazu kommen, dass die Rippen bei Bewegungen des Brustkorbes gegeneinander gleiten. Dadurch können Schmerzen ausgelöst werden.
Die Behandlung besteht in Schonung und in der Vermeidung schmerzauslösender Bewegungen. Je nach Stärke der Schmerzen können auch schmerzlindernde Medikamente verordnet werden.
Bei Kindern kann es durch das hohe Aktivitätsniveau beim Spielen oder auch beim Sport zu einer schmerzhaften Rippenprellung kommen. Die Schmerzen verstärken sich meist noch bei Bewegung, beim Husten oder tiefen Atmen. Das Auftreten einer Schwellung oder eines Blutergusses ist möglich.
Eine Rippenprellung heilt normalerweise von selbst ab. Das Vermeiden von schmerzauslösenden Bewegungen ist sinnvoll. Unterstützend können Kälte- oder Wärmeanwendungen lindernd wirken. Bei starken Schmerzen können auch Medikamente in Betracht gezogen werden.
Ein Rippenbruch (Rippenfraktur) ist ebenfalls bei Kindern möglich, wenn es einen starken Anprall oder Sturz auf den Brustkorb gibt. Die Symptome ähneln denen bei einer Rippenprellung. Schmerzen an den betroffenen Rippen treten auf, besonders bei der Atmung, beim Niesen und Husten oder bei Bewegungen.
Meist heilen Rippenfrakturen folgenlos ohne Operation wieder ab. Schmerzlindernde Maßnahmen und Atemübungen sind sinnvoll.
Vor allem die Muskeln zwischen den Rippen (Intercostalmuskeln) können nach länger andauerndem Husten schmerzen. Gründe für den Husten können eine Grippe, aber auch Lungenerkrankungen wie Asthma bronchiale sein. Durch tiefes Einatmen oder Bewegungen des Brustkorbes verstärken sich die Schmerzen meist.
Wenn der Husten zurückgeht, verschwinden normalerweise auch die Schmerzen wieder. Begleitend können Wärmeanwendungen oder leichte Massagen zwischen den Rippen hilfreich sein. Je nachdem, was die Ursache des Hustens ist, sollte auch die Grunderkrankung behandelt werden.
Lungenentzündungen können im Kindesalter auftreten und Schmerzen am Brustkorb verursachen. Ursache ist meist eine Infektion mit Bakterien (Pneumokokken), aber auch Pilze oder Viren können eine Lungenentzündung auslösen. Mögliche Krankheitssymptome sind Fieber, Schüttelfrost, Husten mit Auswurf sowie Atembeschwerden oder Kreislaufprobleme. Körperliche Schonung ist bei einer Lungenentzündung sehr wichtig.
Infektionen mit Pneumokokken oder anderen Bakterien werden mit Antibiotika behandelt.
Eine Rippenfellentzündung (auch: Brustfellentzündung) entsteht oft als Folge einer anderen Erkrankung, zu Beispiel einer Lungenentzündung. Das Rippenfell ist ein Gewebe, das an der Innenseite des Brustkorbes sowie auf dem Zwerchfell und der Lunge aufliegt. Bei einer Rippenfellentzündung kann es zu Schmerzen am Brustkorb kommen. Diese sind meist einseitig und werden durch tiefes Atmen und Husten noch verstärkt.
Wichtig ist die Behandlung der auslösenden Erkrankung. Bei bakteriellen Infektionen kommen Antibiotika zum Einsatz. Fiebersenkende oder schmerzlindernde Medikamente können ebenfalls hilfreich sein. Wie bei der Lungenentzündung ist körperliche Schonung wichtig.
Lebensgefährliche Erkrankungen der Lunge sind der Lungenriss (Pneumothorax) und die Lungenembolie (Verstopfung eines Blutgefäßes in der Lunge). Diese sind im Kindesalter sehr selten, aber medizinische Notfälle, die sofort behandelt werden müssen.
Ängste und Sorgen können bei Kindern zu Schmerzen im Bereich der Rippen und des Brustkorbes führen. Die Behandlung in diesen Fällen zielt darauf ab, die Nöte des Kindes zu erkennen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Erkrankungen von Magen, Darm, Leber, Galle oder Milz können Schmerzen im Bauch beziehungsweise unter den Rippen hervorrufen. Bei den Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes kann bei Kindern vor allem der gastroösophageale Reflux zu Schmerzen im Bereich des Brustkorbes führen. Das ist ein Zurückfließen von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre. Hierbei können auch Bauchschmerzen, Erbrechen oder Sodbrennen auftreten.
Zur Therapie reicht es in vielen Fällen, wenn das Kind mehrere Stunden vor dem Schlafengehen keine Speisen oder kohlensäurehaltigen Getränke mehr zu sich nimmt. In schwereren Fällen können Medikamente helfen, die die Magensäure reduzieren. In Einzelfällen kann auch eine Operation sinnvoll sein.
Bei den Erkrankungen der Nerven ist die Intercostalneuralgie als Auslöser von Rippenschmerzen am wahrscheinlichsten, aber ebenfalls selten. Hierbei handelt es sich um eine Reizung oder Entzündung eines oder mehrerer Zwischenrippennerven (Intercostalnerven). Diese Nerven verlaufen zwischen zwei Rippen von der Wirbelsäule Richtung Brustbein. Durch Probleme wie Blockierungen der Brustwirbelsäule oder durch eine Gürtelrose (eine Erkrankung durch das Herpes-Zoster-Virus) kann es zu einer Neuralgie (Nervenschmerzen) kommen. Hauptsymptom sind Schmerzen, die wie ein Gürtel an einer Seite um den Brustkorb herum ziehen. Bei der Gürtelrose kann zusätzlich ein juckender Hautausschlag auftreten.
Eine Gürtelrose wird hauptsächlich mit Medikamenten gegen Viren wie Aciclovir behandelt. Auch schmerzlindernde Medikamente können helfen. Bei Nervenschmerzen durch Probleme an der Wirbelsäule empfehlen sich vor allem physiotherapeutische Maßnahmen.
Lebensgefährliche Herzerkrankungen wie ein Herzinfarkt sind bei Kindern äußerst selten. Sie treten in der Regel nur auf, wenn die Kinder gesundheitlich vorbelastet sind. Auch Herzmuskelentzündungen (Myokarditis) und Herzbeutelentzündungen (Perikarditis) sind bei Kindern sehr selten. Neben Brust- und Rippenschmerzen sind Luftnot, Herzrhythmusstörungen oder Fieber mögliche Symptome dieser Erkrankungen. Bei Auftreten solcher Symptome sollte sofort ein Notarzt gerufen werden.
Tumore der Brustwand sind im Kindesalter selten. Neben Schmerzen an den Rippen können Symptome wie Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust und Ähnliches auftreten.
Die Behandlung besteht nach Möglichkeit in der Entfernung des Tumors.
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aktualisiert am 02.05.2022