Die Lunge ist außen mit dem Lungenfell, die Brustwand innen mit dem Rippenfell überzogen. Beide Schichten werden als Pleura bezeichnet, sind glatt und erlauben ein reibungsloses Gleiten der Lunge bei der Atmung. Zwischen Rippen- und Lungenfell besteht normalerweise nur ein sehr enger Zwischenraum (Pleurahöhle). Im Pleuraspalt wird normalerweise eine geringe Menge Flüssigkeit gebildet, um die Gleitfunktion erfüllen zu können. Bei Blut- oder Flüssigkeitsansammlungen, Entzündungen, Tumoren und weiteren Erkrankungen des Rippenfells kann eine Operation angezeigt sein.
Ein Pleuraerguss ist eine Flüssigkeitsansammlung im Pleuraraum. Diese entsteht häufig bei Linksherzschwäche, da das Blut aus der Lunge nicht effektiv in den Körperkreislauf gepumpt werden kann. Es staut sich Flüssigkeit an, die in den Pleuraspalt hineinfließt. Auch ein Eiweißmangelzustand kann den Erguss bedingen, da vermehrt Flüssigkeit aus den Blutgefäßen austritt. Der Eiweißmangel kann z. B. auch bei bestimmten Nierenerkrankungen (nephrotisches Syndrom) vorkommen.
Ist der Erguss eitrig und befinden sich Krankheitserreger darin, so wird dies als Pleuraempyem bezeichnet. Dies ist oft der Fall, wenn eine Lungenentzündung (Pneumonie) vorliegt.
Als Hämatothorax wird eine Blutansammlung im Pleuraspalt bezeichnet. Dies entsteht meist durch Verletzungen, unter anderem auch bei Operationen im Brustkorbbereich, kann aber auch andere Ursachen haben.
Bei bösartigen Tumoren im Rippenfellraum handelt es sich meist um Tochtergeschwülste von Tumoren in anderen Geweben, die sich im Lungen- oder Rippenfell abgesiedelt haben (Karzinose). Bösartige Tumore, die direkt aus dem Pleuragewebe entstammen, werden als Pleuramesotheliom bezeichnet. Im Zusammenhang mit einem Mesotheliom steht nicht selten eine Asbestbelastung. Bösartige Wucherungen können bisweilen ebenfalls Ergüsse erzeugen (maligner Pleuraerguss). Über diesen Weg werden die Tumorzellen weiter gestreut, und der Krebs ist in der Regel bei einem solchen Erguss bereits unheilbar geworden. Gutartige Pleuratumore können ebenfalls vorkommen (Fibrome).
Manchmal können sich andere Erkrankungen an der Pleura entwickeln, bei denen keine Ursache bekannt ist.
Alle diese unnatürlichen Zustände können dazu führen, dass die Lunge eingeengt wird und die Atmung eingeschränkt und erschwert wird. Durch entzündliche Veränderungen, Narbenbildung und Einlagerungen kann es zur Einmauerung und Fixierung der Lunge kommen. Auch bei ausgeprägten Flüssigkeitsansammlungen kann es zu gefährlichen Atemnotszuständen kommen. Dennoch werden bei einem gering ausgeprägten Erguss oft keinerlei Symptome bemerkt.
Bei einem Empyem (Eiteransammlung) bestehen oft Symptome, die auch bei der Lungenentzündung auftreten. Der Patient fühlt sich geschwächt, hat Fieber, Husten, Schwierigkeiten bei der Atmung und Schmerzen. In schweren Fällen kann es zu einer gefährlichen Streuung der Entzündung und der Überladung des Organismus mit Giftstoffen kommen.
Bösartige Tumore, insbesondere das Pleuramesotheliom, können die Lunge und auch das Herz einengen und in die Organe hineinwachsen. Des Weiteren können sich Tochtergeschwülste bilden und in andere Gewebe geschwemmt werden.
Wichtig ist eine Anamnese (Befragung des Patienten über Beschwerden, mögliche Auslöser und Vorerkrankungen) und die körperliche Untersuchung, bei der insbesondere die Lunge abgehört und abgeklopft wird. Der jeweilige Befund kann oft durch bildgebende Verfahren dargestellt werden, beispielsweise in der Röntgenuntersuchung, im Ultraschall oder der Computertomographie (CT). Zusätzlich wird eine Blutuntersuchung durchgeführt, bei der beispielsweise beim Empyem auf Entzündungszeichen geachtet wird.
Diese Ursachen der Atembeschwerden müssen voneinander abgegrenzt werden sowie von anderen Auslösern der Atemeinschränkungen unterschieden werden.
Bei Pleuraergüssen sollte eine Behandlung der ursächlichen Erkrankung erfolgen, also beispielsweise die Gabe von Herzmedikamenten bei Herzschwäche oder eine Antibiotikatherapie bei einer Lungenentzündung.
Pleuramesotheliome (bösartige Tumore des Rippenfells) werden oftmals zusätzlich zur OP durch Chemotherapie, seltener auch durch Bestrahlung behandelt.
Die Operation kann der Wiederherstellung einer besseren Atemfunktion, aber auch der Diagnose und Klärung der Ursache einer Krankheit dienen.
Der Eingriff erfolgt in Vollnarkose. Die Beatmung erfolgt über die Lunge der nicht betroffenen Seite.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Zugang für die Operation zu schaffen. Neben der Thorakotomie (Eröffnung des Brustraums über einen Einschnitt im Rippenzwischenraum) kann oft eine Brusthöhlenspiegelung (Thorakoskopie) durchgeführt werden. Dies ist jedoch nicht in jedem Fall möglich. Bei der Thorakoskopie (VATS, Videoassistierte Thorakoskopie) werden am Brustraum nur kleine Öffnungen geschaffen, über die ein feines optisches Gerät (Thorakoskop) mit Spezialkamera sowie die Operationsinstrumente eingeschoben werden. Der Operateur kann das Bild der Minikamera auf einem Monitor verfolgen und die Maßnahmen durchführen.
Je nach Krankheit und Ausprägung sind verschiedene operative Maßnahmen angezeigt.
Bei Tumoren muss oft ein Teil der Pleura oder die Pleura als Ganzes herausgenommen werden. Entfernt werden Tumoranteile, narbige Veränderungen und Pleuraschwielen. Ebenfalls müssen oft benachbarte Organe und Strukturen ganz oder teilweise mit entfernt werden, wenn sie auch vom Tumor befallen sind. Dies kann beispielsweise Lungensegmente, den Herzbeutel, das Zwerchfell sowie Lymphknoten, in die die Lymphflüssigkeit aus dem Tumorbereich fließt, betreffen. Manchmal muss Gewebe ersetzt werden, in den meisten Fällen durch körperfremdes Material.
Die Dekortikation ist ebenfalls eine Methode, bei der ein Tumor oder eine Pleuraschwiele durch Herausschälen der Pleura entfernt werden kann.
Findet sich ein chronischer Eiterbeutel bei einem Empyem, so muss dieser oftmals entfernt werden.
Um den Rippenfellspalt zu verkleben, werden Substanzen wie beispielsweise Talkumpuder eingeführt.
Bei ausgeprägten Vereiterungen muss manchmal eine Thoraxfensterung durchgeführt werden. Dabei werden meist drei Rippen herausgenommen, und von der Eiterhöhle wird eine Verbindung nach außen angelegt, um eine offene Behandlung vornehmen zu können.
Im Anschluss an die Maßnahmen werden in den meisten Fällen Drainagen in den Pleuraraum eingeführt, damit Wundflüssigkeit herausgesaugt werden kann. Die Schläuche können meist nach einigen Tagen wieder entfernt werden. Bei einem Empyem (Vereiterung) wird allerdings über das Drainagesystem so lange mit antibiotischer oder desinfizierender (antiseptischer) Flüssigkeit durchgespült, bis sich keine Krankheitserreger mehr finden.
Komplikationen und unerwartete Befunde können eine Abänderung oder Erweiterung der Operation erfordern. Eine Spiegelung der Brusthöhle muss z. B. in manchen Fällen in eine offene Operation umgewandelt werden.
Bei dem Eingriff können Strukturen und Organe im Operationsgebiet geschädigt werden. Durch Gefäßverletzungen können Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse verursacht werden. Bei Nervenschädigung können unter anderem Taubheitsgefühl oder weitere Ausfallerscheinungen auftreten. Durch Schäden an der Lunge kann es unter anderem zu einem Pneumothorax (unter Umständen gefährliche Ansammlung von Luft im Pleuraraum) kommen.
Infektionen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung mit Funktionseinschränkungen sind möglich. Unter Umständen können sich langwierige Schmerzen ergeben. Auch allergische Reaktionen verschiedenen Schweregrades können auftreten.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Ein Pleuraerguss kann in der Regel problemlos entfernt werden, allerdings kommt es nicht selten zu erneuten Ergüssen. Daher ist es notwendig, auch die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln.
Ein Pleuraempyem hat eine gute Prognose, wenn es gelingt, Eiter und Erreger komplett herauszuholen. Ein Wiederauftreten (Rezidiv) ist selten.
Bei Tumoren hängt die Prognose von der Art und Ausdehnung des Befundes ab. Besteht beim Tumorbefall bereits ein Erguss, so beträgt die zu erwartende Überlebenszeit oftmals weniger als ein Jahr.
Medikamente, die die Blutgerinnung negativ beeinflussen, wie beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, müssen oft in Absprache mit dem Arzt weggelassen werden.
Rauchen kann zu Wundheilungsstörungen und weiteren Beeinträchtigungen nach der Operation führen, so dass der Patient vor dem Eingriff möglichst damit aufhören sollte.
Nach dem Eingriff sind spezielle Atemübungen und Krankengymnastik sinnvoll, um Beschwerden zu lindern. Regelmäßige ärztliche Nachkontrollen sind notwendig.
Falls Auffälligkeiten bemerkt werden, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte nicht gezögert werden, den Arzt zu kontaktieren.
aktualisiert am 16.11.2023