Eine Rippenfraktur (Rippenbruch) ist ein Knochenbruch der Rippe oder im weiteren Sinne auch der knorpeligen Bereiche der Rippe. Die Fraktur kann eine einzelne oder gleich mehrere Rippen betreffen. Wenn drei oder mehr Rippen gebrochen sind, handelt es sich um eine Rippenserienfraktur. Der Knochen kann allgemein vollständig durchbrochen oder aber nur angebrochen sein. Rippenfrakturen gehören zu den häufigeren Knochenbrüchen.
Die Prognose des Rippenbruchs ist günstig, denn sie heilt meist gut wieder zusammen. Oftmals reicht es aus, eine medikamentöse Behandlung vorzunehmen. Betroffene fallen allerdings meist einige Tage als Arbeitskraft aus und müssen vom Arzt oft krankgeschrieben werden.
Eine Rippenfraktur ist meist die Folge einer direkten mechanischen Einwirkung, beispielsweise wenn ein Mensch mit dem Brustkorb auf etwas stürzt. Häufig kommt es auch auf andere Weise zu einem Anprall mit dem Resultat einer Rippenfraktur. Es kann auch eine starke Quetschung eine Rolle spielen.
Bei Reitern ist die Gefahr bei einem Sturz z. B. recht hoch, einen Rippenbruch zu erleiden. Im Alltag beziehungsweise im Haushalt sind es oftmals Kanten, auf die der Betroffene stürzt (Treppenstufe, Badewannenrand). Im Straßenverkehr kommen ebenfalls Unfälle mit der Folge von Rippenbrüchen vor. Unfälle beim Sport sowie Gewalt und Misshandlung sind weitere mögliche Hergänge. Eine Herzmassage als Wiederbelebungsmaßnahme kann wegen des notwendigen Drucks auf den Brustkorb zur Rippenfraktur führen. Heftiges Husten kommt als Ursache eines Rippenbruchs wohl nur dann in Frage, wenn der Knochen vorgeschädigt ist.
Der Knochen ist schwächer, wenn Krankheiten wie z. B. eine Osteoporose oder ein diesen Bereich betreffender Tumor bestehen. Doch schon ein hohes Lebensalter macht die Rippen anfälliger für einen Bruch.
Eine Rippenfraktur kann mehrere Formen annehmen.
Weiterhin werden geschlossene und offene Rippenfrakturen unterschieden. Bei offenen Brüchen hat ein Bruchende die Haut verletzt, oft ist der Knochen von außen zu sehen. Nur sehr selten reißt der Knorpelteil der Rippen.
Bei den Rippenfrakturen stehen zunächst die starken Rippenschmerzen in der Bruchgegend im Vordergrund. Im Zuge der Atemaktivitäten des Brustkorbs werden die Schmerzen immer wieder verstärkt. Bei tiefen Einatmungen sowie Husten ist der Schmerz besonders stark.
Aufgrund der starken Schmerzen sucht der Betroffene eine Position, in der ihm der KNochenbruch möglichst wenig weh tut. Auffällig ist deshalb die flache Atmung. Der Patient befindet sich im Zwiespalt zwischem dem Atemantrieb und der Schmerzvermeidung. Bei einer zu geringen Belüftung der Lunge kann es zu einer Verminderung des Sauerstoffgehaltes des Blutes kommen. Der Rippenbruch kann zu einer Art Luftnot führen. Bei Brüchen vorne an der Brust ist die Atemeinschränkung meist stärker als z. B. an der Seite.
Bei einer Rippenserienfraktur kann sich eine Erscheinung zeigen, die als paradoxe (oder inverse) Atmung bezeichnet wird. Aufgrund der Knochenbrüche zieht sich der Brustkorb beim Einatmen nach innen und beult sich beim Ausatmen nach außen, ganz im Gegensatz zu der üblichen Atembewegung.
Die Diagnose einer Rippenfraktur kann schon während der körperlichen Untersuchung anhand des Tastbefundes gestellt werden. Typisch sind die starken Schmerzen beim Abtasten und Atmen sowie ein wahrnehmbares Knirschen (Krepitation) bei Bewegung. Neben der einfachen Untersuchung findet auch ein Gespräch statt (Anamnese), bei dem der Patient Auskünfte über den Unfall und die Schmerzen geben kann.
Ein Röntgenbild in mehreren Ebenen kann in vielen Fällen den Bruch nachweisen. Die Rippenfraktur ist in der Regel auch in einem CT (Computertomographie) sichtbar. Bildgebende Verfahren sind bei der Beurteilung einer Rippenfraktur aber nicht immer zuverlässig, weil die Abgrenzung von einer Rippenfraktur zu einer Rippenprellung oft nicht ganz eindeutig ist. Da aber beide Krankheitsbilder praktisch gleich therapiert werden, ist die Unterscheidung nicht immer bedeutsam.
Wichtig ist aber der Ausschluss von Komplikationen der Rippenfraktur, unter anderem eines Pneumothorax (kollabierter Lungenflügel). Hier wird gezielt ein Röntgenbild in Ausatmungsstellung (Exspiration) angefertigt. Um Verletzungen weiterer innerer Organe bemerken zu können, wird die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) vorgenommen. So lässt sich feststellen, ob sich Flüssigkeit in der Lunge befindet oder die Milz, Leber und Niere beschädigt wurden. Ein EKG wird darüber hinaus abgenommen, wenn der Verdacht einer Schädigung des Herzens besteht (etwa bei einer Serienfraktur der Rippen). Außerdem kann der Sauerstoffgehalt des Blutes bestimmt werden, weil dieser durch die verflachte Atmung vermindert sein kann.
Die wichtigste Differenzialdiagnose zum Rippenbruch ist die Rippenprellung. Die beiden Verletzungen lassen sich teils nicht gut voneinander abgrenzen. Da die Behandlung aber sehr ähnlich ist, ist die Unterscheidung medizinisch nicht von allzu großer Bedeutung.
Schmerzen an der Brust können des Weiteren durch Erkrankungen wie beispielsweise Angina pectoris (anfallsartiges Engegefühl), Herzinfarkt, Entzündungen, Aortenriss zwischen den einzelnen Gefäßschichten (Aneurysma dissecans), Lungenembolie, Spontanpneumothorax (kollabierte Lunge ohne offensichtliche Ursache) oder eine Speiseröhrenschädigung hervorgerufen werden. Einen Seltenheitswert besitzen Tumore der Brustwand. Im Gegensatz zu den anderen Erkrankungen liegt bei dem Rippenbruch aber typischerweise ein vorhergehender Unfall vor.
Bei der Rippenfraktur erfolgt eine konservative Therapie (Behandlung ohne Operation). In vielen Fällen muss keine spezifische Behandlung durchgeführt werden - eine Ruhigstellung wie bei anderen Knochenbrüchen ist ohnehin nicht möglich. Oftmals werden Medikamente gegeben. Zum Einsatz kommen schmerzhemmende Medikamente wie beispielsweise NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen) oder Metamizol. In schweren Fällen werden manchmal auch Opioide gegeben. Falls der Patient zu der Zeit an Husten leidet, so werden dagegen auch Medikamente verabreicht (z. B. Codein), damit nicht noch weitere Schmerzen entstehen. Zusätzlich bietet sich ein Atemtraining an.
Sind die Lungen nicht ganz entfaltet, so müssen Kontrolluntersuchungen mittels Röntgen erfolgen. Wenn ein Lungenflügel kollabiert ist (Pneumothorax), so muss eine Drainage (ein Schlauch) in den Brustraum eingeführt werden, um die die Lunge umgebende Luft abzusaugen. Daraufhin kann sich die Lunge wieder ausdehnen. Bei sehr starken Atemeinschränkungen kann eine maschinelle Beatmung erforderlich sein. Gegebenenfalls kommen weitere Therapiemaßnahmen in Betracht, beispielsweise Operationen.
In der Regel wächst die gebrochene Rippe ohne weitere Schwierigkeiten wieder zusammen. Die sonstige Prognose hängt hauptsächlich davon ab, ob wichtige Organe verletzt sind. Verletzungen der Lunge, des Herzens oder z. B. auch von Leber oder Milz können lebensbedrohlich werden. Mit einer entsprechenden Therapie können auch diese Probleme meist unter Kontrolle gebracht werden.
aktualisiert am 14.12.2023