Im medizinischen Bereich wird eine vorübergehende Einschränkung der Beweglichkeit eines Gelenks als Blockade bezeichnet. Die Rippen sind über ein Gelenk mit den Wirbeln der Brustwirbelsäule (Articulatio costovertebrales) verbunden. Dies ermöglicht eine geringe Beweglichkeit bei ausreichender Stabilität des Brustkorbs. Kommt es beispielsweise durch Verschleißerscheinungen (Arthrose) oder Verletzungen zu einer Einschränkung der Beweglichkeit spricht man von einer Rippenblockade.
Die äußere Wand des Brustkorbs wird von Brustwirbelsäule, den 12 Rippenpaaren, Brustbein und Muskulatur gebildet. Vorne sind die Rippen über knorpelige Verbindungsstücke mit dem Brustbein verbunden. Die oberen 7 Rippenpaare werden als echte (sternale) Rippen bezeichnet, da sie über Knorpelfortsätze direkt mit dem Brustbein verbunden sind. Rippenpaare 8 bis 12 stehen nur indirekt (Rippenpaare 8 bis 10) über einen knorpeligen Rippenbogen oder gar nicht (Rippenpaar 11 und 12) mit dem Brustbein in Verbindung und werden auch unechte (asternale) Rippen genannt.
Im Rückenbereich sind die Rippen über Gelenke mit den Wirbeln der Brustwirbelsäule verbunden (Rippen-Wirbel-Gelenke, Articulatio costovertebrales). Die gelenkige Verbindung ermöglicht auf der einen Seite ein gewisses Maß an Beweglichkeit für Atmung sowie Dreh- und Beugebewegungen. Auf der anderen Seite wird durch die Kleinstgelenke ein hohes Maß an Stabilität zum Schutz lebenswichtiger Organe (Herz und Lunge) und die aufrechte Körperhaltung ermöglicht.
Wie jedes andere Gelenk im Körper kann auch das Rippen-Wirbel-Gelenk in der Beweglichkeit blockiert sein. Als Ursache für eine Rippenblockade kommen einerseits Verschleißerscheinungen an den Rippen-Wirbel-Gelenken und andererseits Verletzungen im Bereich der Rippen oder Gelenke in Betracht.
Zu den Verschleißerscheinungen zählt die Arthrose oder auch durch Fehlhaltungen bedingte Abnutzung. Sitzende Tätigkeiten bei gleichzeitigem Bewegungsmangel führen zunächst zu einer Schwächung der Wirbelgelenke und schließlich zum Knorpelverschleiß. Arthrose tritt als weltweit häufigste Gelenkerkrankung auch an den Rippen-Wirbel-Gelenken auf. Der Knorpel dient eigentlich als Schutzschicht zwischen zwei Knochenenden, verhindert die Reibung der Knochen aufeinander und dient als Stoßdämpfer indem er Belastungen gleichmäßig auf das Gelenk verteilt. Durch Abnutzung oder auch Fehlbelastung kommt es zu einem zunehmenden Abbau der Knorpelsubstanz. Bei fortschreitenden Umbauprozessen kann sich das Gelenk durch ungünstige Bewegungen verkeilen und so eine Blockade auslösen. Auch Stürze, das Heben sehr schwerer Lasten oder Unfälle können das Gelenk in seiner Position verschieben, sodass es zu einer schmerzhaften Einschränkung der Beweglichkeit kommt.
Angeborene Wirbelsäulenfehlstellungen können Rippenblockaden begünstigen. Hierzu zählen beispielsweise
Übergewicht belastet die Gelenke, was wiederum ein Auftreten von Gelenkblockaden begünstigt.
Hauptsymptome sind plötzlich auftretende, einseitige Schmerzen, die sich gürtelförmig um den Brustkorb fortsetzen können. Die Schmerzen sind dumpf, ziehend und strahlen häufig zwischen die Schulterblätter oder in den Nacken aus.
Beim Einatmen werden die Lungen mit Luft gefüllt und dadurch der gesamte Brustkorb gedehnt. Im Moment des Einatmens verspüren Betroffene besonders starke Schmerzen. Die Atmung wird zur Schmerzvermeidung flacher, häufig verspüren Patienten Atemnot, was wiederum ein Angstgefühl auslösen und die Problematik verschlimmern kann.
Nicht selten wird eine linksseitige Rippenblockade, durch das plötzliche und heftige Auftreten der Schmerzen, besonders wenn diese in den Arm ausstrahlen, von Betroffenen für einen Herzinfarkt gehalten. Dies sollte natürlich ausgeschlossen werden, da die Rippenblockade eine schmerzhaft aber harmlose Erkrankung ist. Sehr selten kommt es im Rahmen einer Rippenblockade zu einer Reizung oder Schädigung des Zwischenrippennervs. Dies führt zu Taubheitserscheinungen oder Kribbeln in den Fingern. Die Austrittsstelle des Zwischenrippennervs aus dem Wirbelkanal ist anatomisch allerdings so angelegt, dass Nervenfasern nur sehr selten bei einer Rippenblockade in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wichtigste Grundlage zur Diagnosestellung ist eine ausführliche Krankengeschichte. Plötzlich auftretende einseitige Schmerzen, die sich gürtelförmig ausbreiten und atmungs- oder bewegungsabhängig verstärken oder verbessern, geben bereits erste Hinweise auf eine Rippenblockade. Des Weiteren sollten vorangegangen Aktivitäten, Vorerkrankungen oder Unfälle erwähnt werden, um eine mögliche Ursache der Rippenblockade zu finden. In der klinischen Untersuchung erfolgt besonders durch Abtasten und Bewegungsübungen eine Lokalisation und das Ausmaß der Schmerzen. Reflexe werden getestet, um Nervenschädigungen festzustellen. Im MRT (Magnetresonanztomografie) lässt sich letztendlich die Positionsveränderung des Rippen-Wirbel-Gelenks bildlich darstellen und auch bei Unklarheit eine Rippenblockade diagnostizieren.
Eine gründliche Diagnosestellung ist besonders wichtig, um die eigentlich harmlos verlaufende Rippenblockade von lebensbedrohlichen Erkrankung wie einem Herzinfarkt oder einer Aortendissektion (eine Aufspaltung der Wandschichten der Aorta, die zum Aufplatzen der Aorta führen kann) zu unterscheiden. Heftige, einseitig auftretende Schmerzen treten bei allen Erkrankungen auf. Im Falle der Rippenblockade sind diese atmungs- und bewegungsabhängig beeinflussbar. Klinische und bildgebende Verfahren werden durchgeführt bis eine eindeutige Diagnose gestellt ist und lebensbedrohliche Erkrankungen ausgeschlossen wurden.
Ziel der Behandlung ist es, die Rippenblockade zu lösen und im Anschluss ein erneutes Auftreten zu verhindern. Dies kann manuell durch gezielte Handgriffe mit einem schnellen Impuls am betroffenem Gelenk geschehen. Oft ist dabei ein deutliches Knacken zu hören, wenn das Gelenk wieder in seine korrekte Position zurückfällt. Kann die Blockade so gelöst werden, ist der Betroffene umgehend beschwerdefrei.
Physiotherapeutisch lässt sich die Blockade mit Krankengymnastik und Massagen lösen. Das Gelenk soll hierbei gezielt entlastet und Muskulatur aufgebaut werden. Außerdem werden Atemübungen erlernt. Dies soll verhindern, dass Betroffene nur oberflächlich atmen. Zur Schmerzlinderung werden bei schwer lösbaren Rippenblockaden kurzfristig unterstützend entzündungshemmende Medikamente mit den Wirkstoffen Ibuprofen oder Diclofenac eingesetzt. So kommt es zur Entspannung der Muskulatur, dies erleichtert die Durchführung der Physiotherapie.
Auch Wärme lindert die Beschwerden, hilfreich sind warme Umschläge, Bäder, Wärmekissen oder -decken. Oft löst sich das blockierte Gelenk nach einigen Tagen von alleine. Beim Erstauftreten sollte nicht versucht werden, die Blockade manuell von alleine zu lösen. Unsachgemäß durchgeführte Einrenkung kann zu Knorpelschäden oder Nervenblockierungen führen. Der Arzt oder der Physiotherapeut können nach überstandener Rippenblockade allerdings Übungen zeigen, wie Betroffene bei erneutem Auftreten einer Blockade sich selber helfen können.
Tritt das erste Mal eine Rippenblockade auf, sollte zwingend ein Arzt aufgesucht werden. Nur durch einen Arzt lässt sich die Diagnose bestätigen und andere schwere Erkrankungen (Herzinfarkt oder Aortendissektion) ausschließen.
Wer eine Rippenblockade selbst lösen will, sollte sich von dem behandelnden Orthopäden oder Physiotherapeut Übungen zeigen lassen, die er zu Hause durchführen kann. Werden die Übungen nicht richtig durchgeführt, kann das für die betroffenen Patienten unangenehm werden, weil bei unsachgemäßer Einrenkung einen Nerv einklemmen kann.
Unproblematisch ist die Anwendung von Wärme in Form einer Wärmeflasche oder eines heißen Bades. Ebenso können Schmerzmedikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac Linderung verschaffen. Sinnvoll ist es, die Einnahme mit dem behandelnden Arzt abzustimmen.
Die Dauer einer Rippenblockade ist oft sehr kurz. Meist dauert sie nur wenige Sekunden bis Minuten und löst sich danach von alleine wieder auf. In einigen Fällen kommt es vor, dass sich die Rippenblockade nicht von alleine löst. In diesen Fällen ist es notwendig zum Arzt zu gehen, um die Rippenblockade zu lösen. In seltenen Fällen kann eine Blockade nicht durch eine einmalige Behandlung gelöst werden. Die Behandlung kann sich über Wochen hinziehen bis eine Linderung erzielt wird.
Manuell oder im Rahmen einer Physiotherapie kann eine Rippenblockade gut gelöst werden. Betroffene sind anschließend beschwerdefrei. Die Prognose ist gut, eine Nachbehandlung ist nicht erforderlich. Allerdings sollten im Anschluss gezielte Übungen und Maßnahmen durchgeführt werden, um ein erneutes Auftreten zu verhindern.
Um ein erneutes Auftreten einer Rippenblockade zu verhindern, sollten die Ursachen, die zum Auftreten geführt haben, geklärt und muskelaufbauende Übungen durchgeführt werden. Als auslösende Faktoren gelten beispielsweise Übergewicht oder Bewegungsmangel. Sowohl eine Gewichtreduktion als auch moderate Bewegungseinheiten (Fahrradfahren, Nordic Walking, Schwimmen, Aqua Gymnastik) entlasten die Gelenke und bauen gleichzeitig Muskulatur auf. Bei sitzenden Tätigkeiten sollte auf eine geeignete aufrechte Köperhaltung geachtet werden. Hilfreich sind hier ergonomisch geformte Bürostühle. Das Heben von sehr schweren Gegenstände sollte möglichst vermieden werden.
Wichtig ist eine gezielte Stärkung der Rückenmuskulatur. Eine gut ausgebildete Rückenmuskulatur umgibt das Gelenk wie ein Schutzmantel und kann so Verletzungen abfangen. Gezielte Übungen werden im Rahmen der Physiotherapie erlernt und sollten so häufig wie möglich zu Hause durchgeführt werden. Auch Fitnessstudios bieten Rückengymnastikkurse an. Bewegungsübungen mit gleichzeitiger Muskelkräftigung erlernt man bei Yoga und Pilates. Vor Teilnahme an solchen Kursen sollte dem Kursleiter allerdings immer von vorangegangen Beschwerden berichtet werden. Neben der Rückenkräftigung sollten auch Dehnungsübungen erlernt werden, die Muskulatur wird flexibler und die Gelenkbeweglichkeit verbessert.
Unterstützende Übungen zur Lockerung und Stärkung der Muskulatur: https://www.youtube.com/watch?v=DR_fNp1Wo2M
BWS-Blockaden selbst auflösen:
https://www.youtube.com/watch?v=j0wU6xgPg8E
aktualisiert am 27.05.2019