Das Rift-Valley-Fieber-Virus (RVFV) kam in die Schlagzeilen, als es im Jahr 2000 erstmals außerhalb des afrikanischen Kontinents, in Saudiarabien und Jemen, eine große Epidemie verursachte. Ursache war der Import infizierter Rinder aus Somalia. Erst vor kurzem wurden aus Saudiarabien erneut Infektionen bei Nutztieren gemeldet, so dass man wohl von einer stabilen Endemizität dieser Infektion auf der Arabischen Halbinsel ausgehen muss.
Durch unkontrollierten Tierhandel sowie die Migration infizierter Menschen ist die Verschleppung auch in andere Regionen möglich.
RVFV (Rift-Valley-Fieber-Virus) gehört zur Familie der Bunyaviridae, Genus Phlebovirus. Das RVFV ist in ganz Afrika wie auch seit kurzem auf der Arabischen Halbinsel endemisch.
Die Infektion gilt als klassische Epizoonose, die sowohl in der empfänglichen Nutztierpopulation als auch beim Menschen zu einer erheblichen Morbidität und Mortalität führt.
Übertragen wird das Virus auf den Menschen hauptsächlich durch Stechmücken der Gattung Culex sowie Aedes und Phlebotomus. Auch beim Schlachten von infektiösen Tieren kann es durch die entstehenden Aerosole zur Übertragung auf den Menschen kommen.
Ferner ist die Ansteckung durch Kontakt mit Blut oder Organen infektiöser Tiere oder Kadavern möglich. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch kommt in der Regel nicht vor. Auch wurden bislang keine nosokomiale Ausbrüche beobachtet. Über importierte Infektionen bei Reisenden, die sich in endemischen Gebieten aufgehalten hatten, wurde wiederholt berichtet.
Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit) der RVFV-Infektion beträgt etwa 3 bis 7 Tage. Die akute Infektion beginnt mit einer influenza-ähnlichen (grippe-ähnlichen) Symptomatik. Zudem tritt ein abrupt einsetzendes Fieber auf, das über 2 bis 5 Tage anhält. Daneben kommt es zu Gelenkschmerzen, gastrointestinalen Beschwerden (Beschwerden des Magen-Darm-Traktes) sowie einem makulopapulösen und petechialen Exanthem (Hautausschlag). Schwerwiegende Komplikationen treten in etwa 5% der Fälle auf. Dabei kommt es zu Leber- und Nierenversagen, Hämorrhagien (Blutungen), Retinitis (Entzündung der Aderhaut) mit Visusverlust oder Meningoenzephalitis.
Der Erregernachweis erfolgt mittels der reversen Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR). Mittels dieser Untersuchungstechnik lässt sich eine RVFV-Infektion innerhalb weniger Stunden bestätigen oder ausschließen. Spezifische Antikörper der IgM-und IgG-Klasse gegen RVFV lassen sich mittels diverser serologischer Methoden nachweisen.
Therapeutisch erwies sich das Nukleosidanalogon Ribavirin als wirksam bei der RVFV-Infektion.
Bei virusbedingten hämorrhagischen Fiebern, zu denen auch das Rift-Valley-Fieber gerechnet wird, ist der Krankheitsverdacht, die Erkrankung oder der Tod nach dem Infektionsschutzgesetz §6 Nr. 1g sowie der direkte oder indirekte Nachweis einer akuten Infektion nach §7 Nr. 1. Zi. 47, meldepflichig.
Zum Schutz vor einer RVFV-Infektion stehen zwei wirksame und gut verträgliche Impfstoffe zur Verfügung. Bei beiden Vakzinen handelt es sich um formaldehyd-inaktivierte Totimpfstoffe. Die Verabreichung der Impfstoffe erfolgt am Tag 0, 10 und 28, gefolgt von einer Auffrischimpfung nach 6 Monaten.
Diese Impfstoffe sind in Deutschland nicht zugelassen. Sie stehen in den USA als "investigational drug" für ausgewählte Indikationen zur Verfügung. Allerdings wurde die Produktion des Impfstoffes aus ökonomischen Gründen vor Kurzem eingestellt. In Frankreich wird an der Entwicklung einer lebendattenuierten Vakzine gearbeitet. Bei einem Aufenthalt in einem RVFV-Endemiegebiet ist auf einen konsequenten Schutz vor Mückenstichen durch Repellenzien (Substanzen, die auf die Haut aufgetragen werden und vor Stichen schützen) und das Tragen von tropentauglicher Kleidung zu achten. Besondere Vorsicht ist beim Umgang mit Tierkadavern oder Autopsien von Leichen angeraten.
Wegen seiner epidemiologischen und klinischen Bedeutung wird RVFV als potentielle biologische Waffe eingestuft.
Letzte Aktualisierung am 02.12.2022.