Den Begriff Rheuma verbinden viele Menschen mit älteren Leuten. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit. Zwar treten viele rheumatische Erkrankungen vor allem bei Menschen fortgeschrittenen Lebensalters auf, aber einige Rheumaarten finden sich bei Kindern und Jugendlichen. Darunter ist die juvenile idiopathische Arthritis die häufigste. Die Erkrankung, abgekürzt JIA, wird auch als jugendliche chronische Arthritis bezeichnet. Sie tritt vornehmlich an den Gelenken der betroffenen Kinder auf und lässt sich in verschiedene Unterformen aufgliedern. Möglich ist bei der JIA ein zusätzlicher Organbefall, je nach Erscheinungsform zum Beispiel an der Leber oder an den Augen.
Eine andere Gruppe von Rheumaerkrankungen, die Kinder betreffen können, sind die Kollagenosen. Darunter versteht man rheumatische Erkrankungen des Bindegewebes. Zu ihnen gehört der systemische Lupus erythematodes. Die Kollagenosen können sich an verschiedensten Bereichen und Organen des Körpers ausprägen. Sie sind zwar im Kindesalter möglich, aber dann viel seltener als bei Erwachsenen.
Weiterhin können rheumatisch bedingte Gefäßentzündungen (Vaskulitiden, Einzahl: Vaskulitis) nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kindern auftreten. Rheumatische Entzündungsprozesse greifen dabei Blutgefäßwände an und können zu Problemen wie Blutungen und Durchblutungsstörungen führen.
Eine JIA (juvenile idiopathische Arthritis) ist eine rheumatische Gelenkentzündung, die bei Kindern unter 16 Jahren beginnt und wenigstens sechs Wochen andauert. Genaugenommen werden sieben unterschiedliche Erkrankungen unter dem Begriff zusammengefasst. Sie alle führen zu entzündeten, schmerzenden Gelenken, es kommen aber oft weitere rheumatische Beschwerden und Auswirkungen vor. Am häufigsten (etwa 50 Prozent der Fälle) handelt es sich um eine kindliche Oligoarthritis, eine Entzündung weniger Gelenke.
Folgende Formen von juveniler idiopathischer Arthritis können auftreten:
Bei dieser Erkrankung sind bis zu vier Gelenke betroffen (oftmals das Knie) und zu etwa 50 Prozent die Augen, die in ihrem Inneren entzündet sind (Uveitis). Häufig sind Kleinkinder im Alter von zwei bis vier Jahren betroffen.
Hier sind fünf oder mehr Gelenke bereits während der ersten sechs Monate des Krankheitsverlaufs von der Entzündung befallen. Die Polyarthritis kommt ihrerseits in zwei Formen vor. Bei der einen Form lässt sich kein sogenannter Rheumafaktor im Blut feststellen, sie tritt oft vor oder um die Zeit der Einschulung auf. Die andere Form mit nachweisbarem Rheumafaktor betrifft zum größten Teil Mädchen und tritt meist zwischen neun und zwölf Jahren auf.
Bei der systemischen Arthritis besteht nicht nur eine Gelenkentzündung, sondern auch Organe (Leber, Milz, Lymphknoten) oder Körperhöhlen sind von der Erkrankung betroffen. Wiederholtes Fieber und lachsfarbige Hautausschläge sind typisch. Am häufigsten tritt die Krankheit im jüngeren Kindesalter zwischen zwei und acht Jahren auf und verläuft oft schwerwiegend.
Dabei handelt es sich um eine Gelenkentzündung (Arthritis) bei einer Schuppenflechte (Psoriasis).
Zur Gelenkentzündung kommt hier eine Entzündung von Sehnenansätzen (Enthesitis) hinzu.
Sie passt nicht eindeutig zu einer der anderen Formen der kindlichen Arthritis.
Rheumatische Gelenkentzündungen bei Kindern gehören zu den Erkrankungen, bei denen sich das Abwehrsystem gegen Gewebe im eigenen Körper richtet. Daher kommt es in den Gelenken oder in anderen Körperteilen zu Entzündungsvorgängen. Die genauen Ursachen dafür sind nicht bekannt. Vermutlich sind genetische Faktoren und Einflüsse wie Infektionen oder Stress an der Entstehung beteiligt.
Symptome, die für eine Gelenkentzündung durch Rheuma beim Kind sprechen, sind:
Rheuma beim Kind kann sich auch durch andere mögliche Symptome äußern, zum Beispiel:
Der Arzt versucht durch körperliche Untersuchungen, bildgebende Verfahren (Röntgen, MRT, Ultraschall) und Blutuntersuchungen herauszufinden, um welche Erkrankung es sich handelt.
Die Behandlung kann die rheumatische Erkrankung nicht heilen. Sie kann aber dafür sorgen, dass die Gelenkentzündung oder das weitere rheumatische Geschehen zurückgeht. Dauerhafte Schäden können damit vermieden oder gering gehalten werden. Medikamente wie NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika, zum Beispiel Ibuprofen), Cortison oder Methotrexat (MTX) werden dazu eingesetzt. Cortison wird oft direkt in ein betroffenes Gelenk gespritzt. Um die Bewegung und Beweglichkeit zu fördern, ist eine Physiotherapie sinnvoll. Die einzelne Therapie ist jedoch von der Art der rheumatischen Erkrankung abhängig.
Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie auf der Webseite der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie unter https://www.gkjr.de/
CDC Centers for Disease Control and Prevention – Childhood Arthritis: https://www.cdc.gov/arthritis/basics/childhood.htm (online, letzter Abruf: 17.03.2020)
Rheumaliga Schweiz – Kinderrheuma: Formen und Anzeichen: https://www.rheumaliga.ch/blog/2016/kinderrheuma (online, letzter Abruf: 17.03.2020)
Deutsche Rheuma-Liga – Rheuma bei Kindern: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/rheuma-bei-kindern (online, letzter Abruf: 17.03.2020)
Kinder- & Jugendärzte im Netz, Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich – Juvenile idiopathische Arthritis (JIA) / juvenile chronische Arthritis (JCA): https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/juvenile-idiopathische-arthritis-jia-juvenile-chronische-arthritis-jca/was-ist-eine-juvenile-idiopathischechronische-arthritis/ (online, letzter Abruf: 17.03.2020)
aktualisiert am 17.03.2020