Chronische Erkrankungen, die sich als „Rheuma“ zusammenfassen lassen, können zu erheblichen Problemen an den Händen führen. Bei Beteiligung von Hand- und Fingergelenken liegt meist eine chronische Polyarthritis (CP) vor, die auch rheumatoise Arthritis (RA) genannt wird.
Die rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung, also eine Krankheit, bei der körpereigene Zellen durch das Abwehrsystem angegriffen und geschädigt werden. Die genauen Umstände dafür sind nicht geklärt. Eine vorangehende Infektion mit Bakterien oder Viren kann das Krankheitsgeschehen provozieren, wobei Antikörper hergestellt werden, die besonders die Gelenke angreifen.
Weitere Ursachen für ähnliche Gelenkbeschwerden sind seltener.
Die Entzündung betrifft zuerst die Innenhaut, die die Gelenke auskleidet, und beginnt meist an den kleineren Gelenken (z.B. Handgelenk, Fingergelenke), kann später aber auch größere Gelenke befallen. Im Bereich des betroffenen Gelenks bestehen Rötung, Schwellung und Schmerzen. In der Regel sind beide Hände in einem ähnlichen Ausmaß betroffen. Wenn die Schädigung im Verlauf weitere Strukturen betrifft, z.B. Knorpel, Kapseln und Sehnen, entwickeln sich oft Fehlstellungen und typische Verformungen. Typische Verdickungen in der Nähe der Gelenke, die so genannten Rheumaknoten, sind oft vorhanden. Die Beweglichkeit im Gelenk lässt auch aufgrund der Schmerzen nach. Morgens ist die Symptomatik am stärksten ausgeprägt. Sehnenscheiden sind oft ebenfalls von der Entzündung betroffen.
Zusätzlich zu den Symptomen an den Händen besteht auch allgemein eine Beeinträchtigung der Gesundheit mit Schwäche, Müdigkeit, Temperaturerhöhung und ähnlichen Beschwerden. Auch können sich mitunter schwere Krankheitsbilder an Herz, Gefäßen, Nieren, Lungen, Augen und anderen Organen entwickeln.
Neben der Anamnese (Patientenbefragung) und der körperlichen Untersuchung wird eine Blutuntersuchung vorgenommen. Dabei werden insbesondere die Entzündungswerte sowie spezielle Rheumafaktoren bestimmt. Ebenfalls zeigen bildgebende Verfahren wie Röntgen und Ultraschall die Veränderungen an den Gelenken und in dessen Umgebung.
Folgende Kriterien, von denen vier erfüllt sein müssen, gibt es, um eine rheumatoide Arthritis festzulegen:
Es gibt eine Vielzahl von Erkrankungen, die ähnliche Beschwerdebilder mit Arthritis in den Händen auslösen können. Dazu gehören weitere Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise das Sjögren-Syndrom, Gelenkbeschwerden bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, infektiöse Gelenkentzündungen durch bestimmte Bakterien oder Viren sowie verschiedene weitere Krankheiten.
Eine bestimmte Bewegungstherapie kann die Heilung unterstützen. Des Weiteren kann je nach Befund Kälte oder Wärme angewendet werden, bisweilen auch andere physikalische Therapiemaßnahmen.
Durch Arzneimittel kann versucht werden, die Schmerzen zu lindern und die chronische Entzündung zu unterbinden. Gegeben werden meist nichtsteroidale Rheumamedikamente, zu denen auch Aspirin® gehört, daneben ebenfalls oft so genannte Basismedikamente, die eine längere Wirkungsdauer aufweisen, z.B. Methotrexat, sowie Steroide wie beispielsweise Cortison.
Sind die herkömmlichen Maßnahmen erfolglos, ist oftmals eine Operation angezeigt.
Die Operation erfolgt in Regionalanästhesie (Ausschaltung eines größeren Körperbereiches, hier des Armes) oder in Vollnarkose.
Es kann eine so genannte Blutleere zur Operation vorgenommen werden. Dazu wird eine Manschette um den Arm gelegt, um den Blutfluss zu stoppen. Ermöglicht wird somit eine bessere Sicht, da weniger störendes Blut vorhanden ist, und außerdem ist der Verlust an Blut geringer.
Je nach dem Ausmaß der Schädigungen können verschiedene Vorgehensweisen gewählt werden.
Oftmals müssen aufgeweitetes Gewebe um die Sehnen herum, die Innenhaut sowie weitere Anteile der Gelenke entfernt werden. Bei Schäden von Sehnen müssen diese möglicherweise in eine andere Position gebracht oder vernäht werden. Manchmal wird auch ein Abschnitt aus einer anderen Sehne des Körpers, auf die verzichtet werden kann, entnommen und in die geschädigte Sehne eingesetzt.
Bei ausgeprägten Gelenkschäden muss oftmals ein Kunstgelenk wie eine Fingergelenk-Prothese eingesetzt werden. Um Beschwerden zu mindern, kann es auch sinnvoll sein, das Gelenk zu versteifen. In vielen Fällen wird ein ruhig stellender Verband aus Gips oder anderen Materialien angelegt.
Häufig zeigt sich erst während des Eingriffs, dass die Schäden bereits größer sind als zuvor angenommen. In diesem Fall müssen eventuell weitere Maßnahmen erfolgen, die ursprünglich nicht vorgesehen waren.
Es kann bei schweren Befunden eine zweite Operationssitzung notwendig werden, um eine optimale Funktion zu erreichen.
Durch die rheumatische Erkrankung wird der Eingriff zusätzlich erschwert. Strukturen im Operationsgebiet können verletzt werden. Es können Blutungen, Nachblutungen und Blutergüsse (Hämatome) entstehen, bei Nervenverletzungen kann es zu Taubheitsgefühl oder Lähmungserscheinungen kommen, was nur selten dauerhaft ist. Infektionen, Wundheilungsstörungen sowie überschießende Narbenbildung können entstehen. Auch allergische Reaktionen können auftreten.
Bei angelegtem Verband können Knochen und Weichteile stark geschwächt werden, auch das Sudeck-Syndrom, bei dem zusätzlich starke Schmerzen bestehen, kann nicht ausgeschlossen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In den allermeisten Fällen kann durch die Operation die Funktion der Hand sowie das Bewegungsvermögen erhöht werden. Allerdings kann die Rheumaerkrankung durch den Eingriff nicht ursächlich behandelt werden, so dass sich Befund und Beschwerden erneut verschlimmern können.
Oftmals müssen gerinnungshemmende Medikamente wie Aspirin® oder Marcumar® abgesetzt werden. Dies erfolgt in Absprache mit dem Arzt.
Bei ambulant stattfindender Operation muss sich der Patient abholen lassen und sollte für einen Tag kein Auto fahren, keine Maschinen bedienen und auch keine bedeutsamen Entscheidungen treffen.
Zeigen sich Besonderheiten, die Symptome einer Komplikation sein könnten, sollte der Arzt kurzfristig informiert werden.
Auch nach dem Eingriff ist eine ärztliche Grundbehandlung der rheumatischen Erkrankung notwendig, um einen guten Zustand zu erhalten.
aktualisiert am 16.11.2023