Viele rheumatische Erkrankungen führen zu Veränderungen und Beschwerden in der Hand. Betroffen sein können die Fingergelenke, die Gelenke am Daumen und das Handgelenk. Es kann je nach Erkrankung auch zu Störungen an der Haut oder an den Weichteilen kommen, zum Beispiel zu Sehnenscheidenentzündungen.
Rheuma umfasst viele unterschiedliche Krankheitsbilder, ein bekanntes Beispiel ist die rheumatoide Arthritis, bei der Gelenkentzündungen charakteristisch sind. Die rheumatoide Arthritis ist häufig für Schmerzen an den Fingern und der Hand verantwortlich. Welche der zahlreichen möglichen Erkrankungen jedoch genau vorliegt und wie am besten behandelt wird, lässt sich durch eine gründliche ärztliche Untersuchung ermitteln.
Eine erste Unterscheidung, welche Krankheit der Hand vorliegt, kann nach der Einteilung zwischen Arthritis und Arthrose geschehen. Arthritis ist eine Gelenkentzündung (meist rheumatisch bedingt). Arthrose wird durch Abbau und Verschleiß verursacht. Arthrose wird ebenfalls meist zu den rheumatischen Erkrankungen gezählt. Für entzündliches Rheuma wie die rheumatoide Arthritis einerseits und für Arthrose andererseits sind bestimmte Beschwerdebilder an den Händen und Fingern typisch.
Befall unterschiedlicher Gelenke:
Art der Beschwerden:
Befallene Gelenke | Art der Beschwerden | |
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Rheumatoide Arthritis |
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Arthrose |
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Die Hand kann bei zahlreichen rheumatischen Erkrankungen mit einbezogen sein. Im Folgenden sind einige wichtige Beispiele aufgeführt.
Die rheumatoide Arthritis macht sich an der Hand am häufigsten am Fingergrundgelenk oder am Mittelgelenk sowie am Handgelenk bemerkbar. Dabei kommt es zu meist mehreren erwärmten, weich geschwollenen Gelenken, die auf beiden Körperseiten oft die gleichen Stellen betreffen. Gelenke an anderen Körperteilen als der Hand sind ebenfalls oft betroffen wie das Knie oder die Zehen. Morgensteifigkeit, die eine Stunde oder länger andauert, ist typisch. Die Erkrankung verläuft oft in Schüben mit starken Beschwerden, zwischen denen sich Phasen mit kaum vorhandenen oder keinen Beschwerden finden. Rheumaknoten können vorkommen, dabei handelt es sich um Knoten unter der Haut, meist an Knochen in der Nähe der Körperoberfläche (wie Finger, Ellenbogen). Zusätzlich bestehen oft Allgemeinsymptome wie Abgeschlagenheit oder Fieber.
Für eine fortgeschrittene Erkrankung an rheumatoider Arthritis typisch sind bestimmte Formveränderungen (Deformierungen) der Hand:
Die Psoriasis-Arthritis ist eine rheumatische Gelenkentzündung bei einer Schuppenflechte. Die Psoriasis-Arthritis führt an der Hand zu einem unregelmäßigen Befall der Gelenke. Die Fingerachsen können in einem unregelmäßigen Muster abweichen und „Wurstfinger“ können sich zeigen. Die Gelenke sind oft stark verändert. Neben den Schuppenflechte-Herden auf der Haut (charakteristische rötliche Bereiche mit silbrigen Schuppen) können sich an den Fingernägeln Veränderungen zeigen (Tüpfelnägel, Ölnägel/gelbliche Flecke).
Die Erkrankung Gicht wird durch Ablagerung von Harnsäure vor allem in den Gelenken verursacht. Sie führt zu rheumatischen Symptomen. Das häufigste Symptom sind Schmerzen im Großzehengelenk, aber auch andere Körperstellen wie die Hand können befallen sein. Dort kann es am Handgelenk oder in einem Fingergelenk zu starken Schmerzen kommen, oft im Daumengrundgelenk (Chiragra). Im Verlauf können alle Gelenke der Hand von der Gicht betroffen sein. Gichtknoten (Gichttophi) können sich in der Nähe der Gelenke bilden.
Diese rheumatische Erkrankung betrifft vor allem das Bindegewebe, sie gehört zu den sogenannten Kollagenosen. Dennoch kann der systemische Lupus erythematodes dazu führen, dass mehrere Gelenke der Hand erkranken und (oft mäßig) schmerzen. Hinzu kommen oft Anzeichen einer Gefäßentzündung (Vaskulitis) wie fleckige Rötungen oder das Raynaud-Syndrom. Darunter versteht man ein Zusammenziehen der Gefäße, das zu vorübergehender Blässe der Finger führt.
Die Sklerodermie ist ebenfalls eine Form von Rheuma am Bindegewebe (Kollagenose). Sie kann mit Schwellungen der Finger oder auch mit der Entzündung mehrerer Gelenke einhergehen. Defekte an den Fingerkuppen oder verhärtete Haut können im Verlauf vorkommen.
Die Arthrose ist durch Gelenkverschleiß und Gelenkabbau gekennzeichnet. Schmerzen bei Belastung und eine Bewegungsverminderung sind typisch. Harte Verdickungen um die Gelenke können durch Knochenveränderungen entstehen. Häufig finden sich:
Pseudogicht (Chondrocalcinose) ist eine Erkrankung, die Parallelen, aber auch Unterschiede zur Gicht sowie auch zur Arthrose aufweist. Calcium-Ablagerungen können zur Abnutzung mit Schmerzen in den Gelenken führen, teilweise mit entzündlichen Schwellungen und Fieber.
Lesen Sie hier: Was ist der Unterschied zwischen Gicht und Pseudogicht?
Schmerzen, Gelenkschwellungen oder weitere Beschwerden der Hände sollten frühzeitig vom Arzt untersucht werden. Je eher die verantwortliche Erkrankung diagnostiziert wird, umso besser können weitere Schäden aufgehalten werden und schwere Symptome vermieden werden. Die meisten Fälle von Rheuma an der Hand oder den Fingern schreiten ohne Behandlung langsam fort und können zu bleibenden Schäden von Gelenken und anderen wichtigen Geweben führen. Der erste Ansprechpartner ist für gewöhnlich der Hausarzt. Sind speziellere Maßnahmen erforderlich, dann ist in der Regel der Rheumatologe als fachkundiger Arzt zuständig. Die Rheumatologie ist in Deutschland ein Spezialgebiet der Inneren Medizin oder der Orthopädie und Unfallchirurgie.
Als einfaches Mittel verschafft bei einer Arthritis Kühlen eine Linderung der Beschwerden, da dies die Entzündung abschwächen kann. Ein Eispack darf hierbei nicht direkt auf die Haut gelegt werden, sondern zumindest sollte ein Tuch dazwischen sein. Wärmen empfiehlt sich zur Linderung hingegen bei einer Arthrose.
Leichte Bewegung ist bei allen Erkrankungen wichtig, um eine Einsteifung zu vermeiden und die Beschwerden gering zu halten. Die richtigen Übungen aus der Physiotherapie helfen am besten, der Therapeut kann jeweils den Patienten dazu anleiten.
Der Arzt verschreibt Medikamente, die bei der jeweiligen Form von Rheuma und der Schwere der Erkrankung am besten helfen. In einigen Fällen werden chirurgische Maßnahmen durchgeführt. Sie beseitigen allerdings nicht die Ursache und können das rheumatische Geschehen im Körper nicht aufhalten.
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. – Die rheumatische Hand: https://dgrh.de/dam/jcr:ba82beca-2405-4149-871f-9ae3561fb958/2_Rheumatische_Hand.pdf (online, letzter Abruf: 16.03.2020)
Deutsche Rheuma-Liga – Was Ihre Hände über Rheuma verraten: https://www.rheuma-liga.de/hilfebereich/rheuma-hand (online, letzter Abruf: 16.03.2020)
Rheumaliga Schweiz – Sie habe es in der Hand! Handschmerzen verstehen, behandeln, vermeiden: https://www.rheumaliga.ch/assets/doc/ZH_Dokumente/Broschueren-Merkblaetter/Krankheitsbilder/Handschmerzen.pdf (online, letzter Abruf: 16.03.2020)
Apotheken Umschau, Andrea Blank-Koppenleitner – Schwellungen und Knoten an den Händen – Ursachen: Entzündliches Rheuma und andere Arthritisformen: https://www.apotheken-umschau.de/Gelenke/Schwellungen-und-Knoten-an-den-Haenden--Ursachen-Entzuendliches-Rheuma-und-andere-Arthritisformen-53316_4.html (online, letzter Abruf: 16.03.2020)
aktualisiert am 16.03.2020