Als Auslöser von viralen Atemwegsinfektionen sind eine Vielzahl von Erregern bekannt. Dazu gehören Influenza-A- und B-Viren, Parainfluenza-Viren, Adenoviren, Rhinoviren, Coronaviren, Metapneumovirus, Coxsackie-A- und B-Viren, ECHO-Viren, Masern-Virus und auch das Respiratory-Syncytial-Virus (RS-Virus).
Das Respiratory-Syncytial-Virus (RSV) ist ein weit verbreiteter Erreger von Atemwegserkrankungen bei Menschen aller Altersgruppen, der jedoch für Säuglinge und Kleinkinder, insbesondere Frühgeborene, besonders gefährlich ist. Infektionen mit dem RSV sind in ihrem saisonalen Auftreten und in ihren Symptomen der Grippe ähnlich. Sie kommen weltweit vor und treten besonders häufig bei Kindern im ersten Lebensjahr auf.
Bei hospitalisierten Kleinkindern mit schweren RSV-Infektionen der Lunge besteht ein erhöhtes Sterberisiko, insbesondere bei Frühgeborenen und Kindern mit bestimmten Lungenerkrankungen oder angeborenen Herzfehlern.
RSV-Infektionen treten zyklisch auf. Vor allem in Europa sind sie in den Wintermonaten (November bis April) am häufigsten. Säuglinge und Kleinkinder haben in den ersten Lebenswochen einen Schutz durch die Antikörper der Mutter, aber dieser Schutz ist nicht vollständig. Frühgeborene haben ein höheres Risiko für eine RSV-Infektion. Frühgeborene haben ein höheres Risiko für das Auftreten schwerer Erkrankungen bereits im Säuglingsalter. RSV führt häufig zu Erkrankungen der unteren Atemwege, die einen Krankenhausaufenthalt erfordern, bei älteren Säuglingen und Kleinkindern. Fast alle Kinder durchleben bis zum Ende des zweiten Lebensjahres mindestens eine RSV-Infektion.
Eine Infektion mit dem RS-Virus führt nicht zu einer dauerhaften Immunität, so dass Reinfektionen häufig sind, insbesondere bei Erwachsenen mit regelmäßigem Kontakt zu Kleinkindern.
Sowohl Männer als auch Frauen können sich mit dem RSV infizieren, wobei schwere Verläufe bei Jungen häufiger sind als bei Mädchen. Ein erhöhtes Risiko für eine schwere Erkrankung besteht bei Frühgeborenen, Kindern mit bestimmten Lungenerkrankungen wie bronchopulmonaler Dysplasie (einer chronischen Lungenerkrankung) oder zystischer Fibrose (einer erblichen Lungenerkrankung), Kindern mit angeborenen Herzfehlern, Erwachsenen mit Herz- oder Lungenerkrankungen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Menschen, die eine Knochenmark- oder Organtransplantation hinter sich haben oder an einer schweren Bluterkrankung leiden, sind ebenfalls besonders gefährdet.
RS-Viren werden hauptsächlich durch Speichel- oder Schleimtröpfchen übertragen, die Erkrankte beim Sprechen, Husten oder Niesen in die Luft abgeben. Gelangen diese Tröpfchen in Augen oder Nase, können sie von einer anderen Person aufgenommen werden. Es ist auch eine indirekte Übertragung des Virus möglich, z. B. durch das Berühren von Gegenständen, die zuvor von einer infizierten Person berührt wurden, wie z. B. Türklinken, Mobiltelefone oder andere Gegenstände.
Das RS-Virus kann auf verschiedenen Oberflächen unterschiedlich lange überleben - auf der Haut bis zu 20 Minuten, auf Papiertüchern und Baumwollkleidern bis zu 45 Minuten und auf Einweghandschuhen, Stethoskopen oder Kunststoffoberflächen sogar mehrere Stunden.
Das Virus kann auch von Jugendlichen und Erwachsenen übertragen werden, die keine oder nur leichte Symptome zeigen. Kinder, die passiv gegen das RS-Virus geimpft wurden, können das Virus für kurze Zeit weitergeben. Die Impfung verhindert nicht, dass das Virus in die oberen Atemwege eindringt. Gesundheitspersonal und andere Personen, die engen Kontakt mit Patienten haben, können die Ausbreitung des Virus beschleunigen, insbesondere in Krankenhäusern, wenn die Hygiene- und Schutzmaßnahmen unzureichend sind.
Die RS-Virusinfektion kann von einem leichten Schnupfen bis hin zu einer schweren, beatmungspflichtigen Atemwegserkrankung reichen, gelegentlich auch komplett ohne Beschwerden auftreten.
Fast immer kommt es zu deutlichen Krankheitszeichen bei einer Erstinfektion mit dem RS-Virus. Die Erkrankung kann auf die oberen Atemwege beschränkt sein, bei Säuglingen in den ersten Lebensmonaten aber auch als Entzündung der kleinsten Lungenwege (Bronchiolitis), Lungenentzündung (Pneumonie) oder Tracheobronchitis auftreten.
Fast immer kommt es zu deutlichen Krankheitszeichen bei einerErstinfektion mit dem RS-Virus. Die Erkrankung kann auf die oberen Atemwege beschränkt sein, bei Säuglingen in den ersten Lebensmonaten aber auch als Entzündung der kleinsten Lungenwege (Bronchiolitis), Lungenentzündung (Pneumonie) oder Tracheobronchitis (gleichzeitige Entzündung von Luftröhre und Bronchien) auftreten.
In etwa 5 % der Fälle, in denen die unteren Atemwege betroffen sind, wird ein keuchhustenähnliches Krankheitsbild beobachtet. Fieber (über 39 Grad) tritt häufig auf, sagt aber nichts über die Schwere der Erkrankung aus.
Meist beginnen die Beschwerden mit einem Schnupfen, trockenem Husten oder Halsschmerzen, die sich innerhalb von 1 bis 3 Tagen zum Krankheitsbild der unteren Luftwege entwickeln können. Häufig wird der Husten stärker und feuchter, die Atemfrequenz steigt und es kann zur Kurzatmigkeit und Atemnot kommen.
Eine Verengung der Atemwege beim Ausatmen ist ebenfalls typisch. Bei einer ausgeprägten Bronchiolitis kann es zu allgemeiner Schwäche, Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme (Verweigerung des Trinkens, Reflux, Dehydratation), Kurzatmigkeit, Husten und Atembeschwerden unter Zuhilfenahme der Atemmuskulatur (Verkrampfung am Hals oder zwischen den Rippen) kommen. Bei schweren Verläufen kann auch eine „stille Obstruktion“ mit beschleunigter Atmung und schlechter Durchblutung auftreten, während bei der Bronchiolitis ein pfeifendes Ausatmen im Vordergrund steht.
Bei der Untersuchung der Lunge können knisternde oder pfeifende Geräusche auftreten. Verengte Atemwege und schlecht belüftete Lungenbereiche können zu erhöhtem Kohlendioxidgehalt im Blut, Sauerstoffmangel und Blaufärbung der Haut (Zyanose) führen. In manchen Fällen ist eine künstliche Beatmung erforderlich. Bei Frühgeborenen sind wiederkehrende Atemstillstände typisch. Da die Symptome von Patient zu Patient unterschiedlich sein können und schnelle Veränderungen des Krankheitsbildes möglich sind, sind wiederholte Untersuchungen wichtig.
Eine erneute Infektion mit dem RS-Virus kommt häufig vor und kann in jedem Alter auftreten.
Bei Kindern führt eine erneute Infektion häufig zu Erkrankungen der unteren Atemwege, die in der Regel milder verlaufen als die Ersterkrankung. Die Erkrankung dauert in der Regel etwa 3 bis 12 Tage, wobei die Symptome an den Atemwegen, vor allem der Husten, auch länger als 4 Wochen anhalten können.
Bei Erwachsenen verlaufen RS-Virusinfektionen häufig symptomlos oder als unkomplizierte Erkältung. Heftige grippeähnliche Symptome treten vor allem bei Erwachsenen auf, die engen Kontakt zu infizierten Kleinkindern haben.
Vor allem bei Risikopatienten kommt es zu Komplikationen einer RS-Virusinfektion. Patienten aller Altersgruppen, die an chronischen Lungen- und Herzerkrankungen, Asthma oder schweren neurologischen Erkrankungen leiden, neigen dazu, ihre bestehende Erkrankung zu verschlimmern. Diese Patienten sowie alle Patienten mit geschwächtem Immunsystem sind besonders gefährdet, eine schwere, durch das RS-Virus verursachte Lungenentzündung zu entwickeln.
Mittelohrentzündung ist eine häufige Komplikation der RS-Virus-Infektion. Das RS-Virus ist für bis zu ¾ der Mittelohrentzündungen bei Kindern unter 3 Jahren verantwortlich.
Die Zeit zwischen dem Kontakt mit dem RS-Virus und dem Auftreten der ersten Krankheitssymptome beträgt zwischen 2 und 8 Tagen, im Durchschnitt etwa 5 Tage.
Personen, die sich mit dem RS-Virus infiziert haben, können das Virus bereits einen Tag nach der Ansteckung an andere weitergeben, noch bevor sie selbst Symptome zeigen. Normalerweise ist eine Person etwa 3 bis 8 Tage ansteckend und bei Personen mit einem normal funktionierenden Immunsystem klingt die Ansteckungsfähigkeit in der Regel innerhalb einer Woche ab. Bei Frühgeborenen, Neugeborenen und Personen mit geschwächtem oder medikamentös unterdrücktem Immunsystem (Immunsuppression) kann das Virus über mehrere Wochen, manchmal sogar Monate, übertragen werden.
Zur Feststellung einer Infektion mit dem RS-Virus sind neben den klinischen Symptomen der Erkrankung und dem Alter des Patienten spezifische Tests anwendbar. Als Probe für diese Tests wird Nasen-Rachensekret entnommen.
Es gibt drei Hauptmethoden zum Nachweis des RS-Virus:
Der Nachweis von Antikörpern hat eine geringere Bedeutung als der direkte Erregernachweis, da bei einer RSV-Infektion nur geringe Mengen an Antikörpern gebildet werden.
Eine spezifische Behandlung für die Infektion mit dem RS-Virus gibt es nicht.
Die Linderung der Symptome steht im Mittelpunkt der Behandlung. Dabei ist am Wichtisten, die Betroffenen mit Sauerstoff zu versorgen. In schweren Fällen kommt es zur künstlichen Beatmung.
Diese Maßnahmen können zur Linderung der Symptome eingesetzt werden:
Je nach Zustand des Patienten können folgende Maßnahmen erforderlich sein:
Besondere Aspekte der Behandlung:
Zur Vermeidung schwerer Krankheitsverläufe und zur Verhinderung der Weiterverbreitung des RS-Virus sind verschiedene Maßnahmen von Bedeutung:
Eine Infektion mit dem RS-Virus lässt sich grundsätzlich nicht vermeiden. Jedes Kind wird früher oder später mit dem RS-Virus infiziert. Kinder, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben, können durch eine passive Immunisierung geschützt werden. Zum Arzt sollten Eltern mit ihrem Säugling, wenn sie merken, dass ihr Kind schwer atmen kann und nicht so reagiert, wie sie es gewohnt sind (z.B. apathisch wirkt).
aktualisiert am 23.11.2023