Die Physiotherapie ist ein wichtiges Element bei der Behandlung einer Radiusfraktur (Bruch der Speiche). Handgelenksnahe Brüche der Speiche (distale Radiusfrakturen) kommen relativ häufig vor. Sie können entweder ohne (konservativ) oder mit Operation behandelt werden. Bei der konservativen Behandlung erfolgt meist eine Gipsruhigstellung für ungefähr sechs Wochen. Bei einer Operation wird die Fraktur häufig mit einer Platte stabilisiert. Unabhängig davon, ob konservativ oder operativ behandelt wird, sind nach Ausheilung des Bruches Bewegungseinschränkungen im Handgelenk zu erwarten. Eine begleitende physiotherapeutische Behandlung ist hier sinnvoll und kann helfen, die Funktionsfähigkeit des Handgelenkes wiederherzustellen. Bei anderen Formen von Brüchen der Speiche (Radiusschaftfraktur, Radiusköpfchenfraktur) kommt ebenfalls eine begleitende Physiotherapie mit entsprechenden Übungen zum Einsatz.
Mit einer Gipsruhigstellung für ungefähr sechs Wochen können Brüche versorgt werden, die nicht oder nur leicht verschoben sind und bei denen die Frakturlinie nicht durch die Gelenkfläche hindurch verläuft. Danach sollte der Knochen so weit stabil sein, dass mit Bewegungen des Handgelenkes begonnen und die Belastung langsam gesteigert werden kann.
Frakturen mit größeren Verschiebungen, mit Gelenkbeteiligung oder mit Begleitverletzungen werden meist operiert. Das Bruchstück wird entweder mit einer Platte oder mit Drähten in der korrekten Position fixiert. Werden Drähte eingebracht, so wird das Handgelenk zusätzlich für mehrere Wochen in einem Gips ruhig gestellt. Wird eine Platte verwendet, erfolgt entweder eine Ruhigstellung in einer Schiene oder es ist keine Ruhigstellung erforderlich.
Die krankengymnastische Nachbehandlung sollte immer erst dann beginnen, wenn der behandelnde Arzt diese freigegeben hat. Er kann anhand der Röntgenbilder beurteilen, inwieweit die Fraktur schon verheilt ist und wie viel Belastung möglich ist, ohne den Heilungsverlauf zu gefährden.
Bei einer konservativen Versorgung beginnt die krankengymnastische Behandlung am Handgelenk meist erst nach sechs Wochen, wenn der Gips entfernt wurde und Bewegung und Belastung nach einer Röntgenkontrolle wieder erlaubt sind.
Wurden Drähte eingebracht, beginnt die Übungsbehandlung meist auch erst nach sechs Wochen, wenn Gips und Drähte entfernt wurden. Bei einer Stabilisierung des Bruches mit einer Platte kann oft schon in den ersten Tagen nach der Operation mit leichten Übungen begonnen werden.
Übungen in den nicht beteiligten Gelenken im Umfeld werden bereits frühzeitig durchgeführt, um einer möglichen Einsteifung entgegenzuwirken.
Unabhängig davon, ob der Bruch konservativ oder operativ versorgt wurde, werden folgende Ziele verfolgt:
Man unterscheidet bei der Beurteilung der Heilung von Knochenbrüchen übungs- und belastungsstabil. Bei der Nachbehandlung einer übungsstabilen Fraktur werden eher aktive Übungen unter Anleitung des Therapeuten durchgeführt. Das bedeutet, dass der Patient selbst diese Übungen ausführt. In dieser Zeit erfolgt auch die Zusammenstellung eines Eigenübungsprogrammes für zu Hause. Ist die Fraktur belastungsstabil, kommen zunehmend Behandlungstechniken zur Verbesserung zum Einsatz, die vom Therapeuten durchgeführt werden (sogenannte passive Techniken wie beispielsweise die Manuelle Therapie).
Im Folgenden werden einige Übungen aufgeführt, die in der krankengymnastischen Nachbehandlung vorkommen können. Diese Auswahl ist nur ein Ausschnitt aus der Vielzahl möglicher Übungen. Wichtig ist, dass alle Übungen zunächst unter therapeutischer Kontrolle durchgeführt werden, um Ausweichbewegungen zu vermeiden.
Dies ist nur eine kleine Auswahl möglicher Übungen. Der Physiotherapeut führt eine Anleitung und Beratung individuell durch, je nachdem, welche Einschränkungen vorliegen.
Für beide Frakturformen gilt, wie bei der distalen Radiusfraktur, dass die Nachbargelenke (Schulter, Nacken, Finger) frühzeitig beübt werden sollten, um Einschränkungen in diesen Gelenken vorzubeugen.
Zusätzlich zur oben genannten Übung für das Drehen des Unterarmes können für die Verbesserung der Streckung des Ellbogengelenkes folgende Übungen durchgeführt werden:
Alle Patienten, die in der Regel erst nach sechs Wochen zum Krankengymnasten kommen, sollten schon in der Klinik einige wichtige Informationen bekommen, was sie selbst zu Hause tun können, um bestmöglich am Heilungsverlauf mitwirken zu können. Dadurch kann Beschwerden in den Nachbargelenken (Finger, Ellbogen, Schulter) vorgebeugt werden. Auch das Abschwellen im Frakturgebiet kann so gefördert werden.
Gelenk-Klinik, PD Dr. med. habil Bastian Marquaß – Radiusköpfchenfraktur: Symptome, Diagnose und Behandlung: https://gelenk-klinik.de/ellenbogen/radiuskoepfchenfraktur.html#uebungen (online, letzter Abruf: 24.08.2021)
medon – Physiotherapie bei einer Radiusfraktur: https://www.medon.de/physiotherapie_bei_einer_radiusfraktur.html (online, letzter Abruf: 05.08.2021)
Universitätsklinikum Ulm, Sandra Sabine Panndorf Frediani – Eigenständige Heimübungen in der Nachbehandlung konservativ behandelter distaler Radiusfrakturen: https://oparu.uni-ulm.de/xmlui/bitstream/handle/123456789/2070/vts_7262_10263.pdf?sequence=1&isAllowed=y (online, letzter Abruf: 24.08.2021)
aktualisiert am 24.08.2021