Röhrenknochen wie der Radius (die Speiche) unterscheiden sich bei Kindern und Erwachsenen. Röhrenknochen von Kindern sind noch biegsam. Außerdem können sich Fehlstellungen nach Frakturen (Brüchen) teilweise noch selbst korrigieren, weil sich die Knochen noch im Wachstum befinden. Distale Radiusfrakturen im Kindesalter werden deshalb sehr viel häufiger konservativ (ohne Operation) behandelt als bei Erwachsenen.
Die beiden Enden eines Röhrenknochens bezeichnet man als Epiphysen. An ihnen befinden sich die Gelenkflächen des Knochens. Zwischen den beiden Epiphysen liegt die Diaphyse, der Schaft des Röhrenknochens. Zwischen Epiphyse und Diaphyse liegt die Metaphyse. Hier befindet sich auch die Wachstums- oder Epiphysenfuge. An dieser Fuge findet bei Kindern und Jugendlichen das Längenwachstum des Knochens statt. Sie verknöchert und schließt sich nach Abschluss des Wachstums. Um den Röhrenknochen herum befindet sich die Knochenhaut (Periost).
In der Fähigkeit des kindlichen Röhrenknochens, nach Ausheilung einer Fraktur noch weiter zu wachsen, liegt ein großes Potenzial für die Korrektur von entstandenen Abweichungen der Achse.
Eine Besonderheit im Kindesalter ist die Grünholzfraktur. Die Außenränder des Knochens sehen dabei im Röntgenbild aus wie die Rinde bei einem gebogenen noch jungen grünen Ast eines Baumes. So entstand der Name Grünholzfraktur. Bei Kindern ist der Knochen noch sehr biegsam und die Knochenhaut sehr fest. Der Knochen wird bei dieser Fraktur meist nicht vollständig durchtrennt. Er wird eher gebogen. Die Knochenhaut bleibt häufig erhalten oder reißt nur an eine Stelle. Dadurch wird der Knochen wie in einem Schlauch geführt und gehalten.
Weiterhin unterscheidet man:
Zunächst wird im Arzt-Patienten (Eltern)-Gespräch geklärt, was genau passiert ist. Hieraus können schon erste Rückschlüsse auf die Art der Verletzung gezogen werden. Auch ein erstes Abtasten und bestimmte Bewegungsübungen werden durchgeführt. Neben diesen Maßnahmen gibt das Röntgenbild Auskunft über die Art und das Ausmaß der Fraktur. Da bei Kindern im Unterschied zu Erwachsenen der Knochen im Röntgenbild nicht immer eindeutig beurteilt werden kann, erfolgt in manchen Fällen zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung. Bei Verdacht auf Begleitverletzungen von Gefäßen, Nerven, Muskeln oder Bändern kann ein MRT (Magnetresonanztomografie) Klarheit bringen.
Bei der Wahl der Therapie sind folgende Faktoren ausschlaggebend:
Eine konservative Therapie ist in folgenden Fällen möglich:
Eine operative Versorgung wird nötig, wenn:
Folgende Komplikationen sind möglich:
Die distale Radiusfraktur ist eine häufige Fraktur im Kindesalter. Aufgrund des noch biegsamen Knochens und des Eigenkorrekturpotentials können Radiusfrakturen in der Mehrheit der Fälle konservativ behandelt werden.
Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V., O. Loose; F. Fernandez; M. Kertai; D. Schneidmüller; P. Schmittenbecher – CME-Artikel: Distale Radiusfrakturen im Kindesalter – Sinn und Unsinn in der Versorgung: https://www.bdc.de/cme-artikel-distale-radiusfrakturen-im-kindesalter-sinn-und-unsinn-in-der-versorgung/ (online, letzter Abruf: 03.08.2021)
Opus Bibliothek Uni Würzburg, Rebecca Clara Schill – Distale Radiusfrakturen im Kindesalter: https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/21077/file/Schill_Rebecca_Radiusfrakturen_Kinder.pdf (online, letzter Abruf: 03.08.2021)
Rosenfluh Pädiatrie, Benjamin Frei; Raphael Vuilee-dit-Bille; Johannes Mayr – Frakturen im Wachstumsalter: https://www.rosenfluh.ch/media/paediatrie/2021/02/Frakturen-im-Wachstumsalter.pdf (online, letzter Abruf: 03.08.2021)
aktualisiert am 03.08.2021