Die Rachenmandel dient als Teil des lymphatischen Rachenrings der körpereigenen Immunabwehr. Allerdings kommt es gerade bei Kleinkindern immer wieder vor, dass sich die Rachenmandel vergrößert und zu verschiedenen Beschwerden führt. Die vergrößerte Mandel begünstigt unter anderem die Entstehung einer Mittelohrentzündung, sodass viele Ärzte zur Entfernung der Rachenmandel raten (Adenotomie). Diese Operation gilt unter anderem dann als sinnvoll, wenn durch die vergrößerte Mandel wiederholt Mittelohrentzündungen verursacht werden.
Die Rachenmandel befindet sich im hinteren Teil des Nasen-Rachenraums, sodass sie nicht ohne weiteres zu erkennen ist. Jeder Mensch besitzt lediglich eine Rachenmandel, während die Gaumenmandeln paarweise vorhanden sind. Rachen- und Gaumenmandeln dienen dem körpereigenen Abwehrsystem und sind Bestandteil des lymphatischen Rachenringes.
Obwohl sie eine wichtige Funktion gegen Krankheitserreger ausübt, kann die Rachenmandel ebenso für verschiedene Beschwerden sorgen. Denn bei einigen Menschen, vor allem bei Kindern zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr, nehmen die Rachenmandeln an Größe zu. Die vergrößerten Rachenmandeln werden in diesem Fall häufig als „Polypen“ (deutsch: Wucherungen) bezeichnet. Diese haben jedoch nichts mit Nasenpolypen zu tun. In der Medizin herrschen für die vergrößerte Rachenmandel dagegen die Begrifflichkeiten Hyperplasie (Vergrößerung) oder Adenoide vor. Durch die Lage der Mandel kann es damit zu folgenden Problemen kommen:
Die Rachenmandel liegt direkt neben dem Eingang zum Mittelohr. Nimmt die Rachenmandel an Größe zu, so ist ab einem gewissen Ausmaß kein Druckausgleich im Ohr mehr möglich. Hinter dem Trommelfell sammelt sich Flüssigkeit an, sodass für den Patienten auch das Hören eingeschränkt ist. Gleichzeitig ist das Risiko erhöht, dass sich Bakterien im Mittelohr ansammeln. Da sie in dem Fall nicht wieder abfließen, können sie zu einer Mittelohrentzündung führen. Gerade wenn die Kinder immer wieder an einer solchen Entzündung leiden, wird der Arzt die Entfernung der Rachenmandeln (Adenotomie) vorschlagen.
Eltern stellen sich verständlicherweise die Frage, ob die Operation bei der vergrößerten Rachenmandel wirklich notwendig ist. Selbst wenn es sich um einen kleinen Eingriff handelt, der nach wenigen Minuten überstanden ist, so erfolgt er doch unter Vollnarkose. Deswegen ist es durchaus gerechtfertigt, dass sich Eltern erst einige Zeit Gedanken machen, bevor sie einer OP zustimmen. In einigen Fällen sorgt die Ausprägung der Beschwerden allerdings dafür, dass die operative Entfernung unvermeidbar ist. Folgende Anzeichen sprechen klar für den operativen Eingriff, der auch als Adenotomie bezeichnet wird:
Sollten die Kinder also nicht das erste Mal unter einer Mittelohrentzündung leiden, die durch die sogenannten Polypen verursacht ist, ist die Entfernung der Rachenmandeln sinnvoll. Folgeerscheinungen wie die Mittelohrentzündungen können damit reduziert werden.
Jedoch wird die Notwendigkeit und der Sinn einer operativen Entfernung der Rachenmandeln immer wieder in Frage gestellt. Im Jahr 1999 veröffentlichte der amerikanische Kinderarzt Jack Paradise eine Studie, bei der über 400 Kinder untersucht worden sind, die wiederholt an Mittelohrentzündungen litten. Die Ergebnisse zeigten, dass eine Entfernung der Rachenmandeln nur bedingt Einfluss auf die Entstehung einer Mittelohrentzündung hat. Im Schnitt erkrankten die Kinder immer noch 1,4 Mal im Jahr an einer Entzündung im Mittelohr.
Ärzte raten auch deshalb schnell zu einer Entfernung der Rachenmandeln, weil es ein kleiner Eingriff ist, der wenige Minuten andauert. Dennoch sollte man bedenken, dass gerade kleine Kinder vor einer Operation große Angst verspüren können. Zusätzlich kommt eine Vollnarkose dazu, welche ihrerseits Risiken beinhaltet. Aus diesem Grund raten viele Mediziner dazu, mit dem Eingriff zu warten, bis das Kind mindestens zwei oder drei Jahre alt ist. Gibt es keinen anderen Weg, der eine Besserung herbeiführt, ist eine Operation sinnvoll. Leidet das Kind jedoch das erste Mal in seinem Leben an einer Mittelohrentzündung und klagt sonst über keine Beschwerden, die die Polypen verursachen könnten, sollte der Eingriff wohlüberlegt werden.
aktualisiert am 16.11.2023