In Deutschland sterben jährlich rund 11.000 Männer an Prostatakrebs. Lange Zeit motivierten Ärzte deshalb männliche Patienten mittleren Alters, einen PSA-Test durchführen zu lassen. Seit einigen Jahren ist der Test allerdings als Früherkennungsmaßnahme in die Kritik geraten.
Was passiert beim PSA-Test? Für den PSA-Test wird Blut aus der Armvene entnommen. Im Labor werden dann die Werte des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut festgestellt. Normalerweise liegt dieser Wert bei um 4 ng/ml Blut. Ein höherer Wert muss jedoch überhaupt nicht bedeuten, dass es sich um Prostata-Krebs handelt. Der PSA-Wert unterliegt Schwankungen. Auch eine Infektion, eine gutartige Prostatavergrößerung, eine Entzündung der Prostata oder auch nur eine kürzliche Ejakulation oder eine Fahrradtour können den PSA Wert in die Höhe treiben.
Ein einziger PSA-Test reicht also in keinem Fall aus, um Krebs zu diagnostizieren. Sollte der PSA-Wert erhöht sein, empfiehlt sich ein zweiter Test mit zweiwöchigem Abstand. Außerdem sollte eine Ultraschalluntersuchung erfolgen und bei einer Biopsie eine Gewebeprobe entnommen werden. Bei drei von vier Männern, deren PSA-Wert deutlich erhöht war, zeigt die Biopsie, dass keine Krebserkrankung vorliegt.
Selbst wenn Prostata-Krebs festgestellt wird, ist die Aggressivität des Tumors von entscheidender Bedeutung. Die meisten Prostata-Tumoren wachsen langsam, das heißt sie überdauern die natürliche Lebenserwartung des Mannes. Ein Drittel der Männer über 50, bei denen Prostatakrebs diagnostiziert wurde, sind nicht daran verstorben. Männern über 75 wird daher geraten, keinen PSA-Test mehr machen zu lassen, da die Wahrscheinlichkeit größer ist, an anderen Ursachen als dem Prostata-Krebs zu sterben.
Flächendeckendes PSA-Screening führt zu einer Überdiagnostik. Männern, denen der Krebs zu Lebzeiten gar keine Beschwerden bereitet hätte, werden kräftezehrenden Krebstherapien zugemutet. Unnötige operative Eingriffe und Strahlenbehandlungen können lebenslange Folgeschäden verursachen, allen voran Impotenz oder Inkontinenz und daraus resultierende Depression. Man schätzt, dass 50 Prozent der erkannten Prostatakrebsfälle keiner Behandlung bedürfen.
Auf der anderen Seite existieren auch eine Reihe aggressiver Tumoren, die sich von der harmloseren Art nicht ohne weiteres unterscheiden lassen. Deshalb tendieren viele Mediziner inzwischen bei einem Prostatakarzinom zu engmaschiger Kontrolle und Abwarten, wie sich die Erkrankung entwickelt.
Kann ein PSA-Test überhaupt Leben retten? Im Jahr 2009 veröffentlichte das New England Journal of Medicine die Ergebnisse einer groß angelegten Studie in den USA, die zeigte, dass PSA-Tests die Überlebensrate von Männern im Alter ab 55 Jahren über einen Zeitraum von sieben bis zehn Jahren hinweg nicht erhöht.
Ob man sich unter diesen Umständen für oder gegen einen PSA-Test entscheidet, muss jeder selbst wissen. Männer mit Prostata-Krebs in der Familie sind eher gefährdet zu erkranken. Hier kann eine Untersuchung durchaus angeraten sein. Eine mögliche Entscheidungshilfe finden Männer unter www.psa-entscheidungshilfe.de. Neben der Tastuntersuchung bleibt der PSA-Test im Moment die einzige Form der Früherkennung von Prostatakrebs.
aktualisiert am 14.04.2019