Eine Operation bei Prostatakrebs (Prostatakarzinom) besteht darin, das gesamte Organ zu entfernen. Mediziner bezeichnen dies als radikale Prostatektomie. Bei einem noch nicht weit fortgeschrittenen Prostatakarzinom kann eine Heilung durch die radikale OP erfolgen, sofern keine Metastasen (Streuungen in anderen Körperteilen) vorliegen. Wer operiert wird, kann jedoch unangenehme Folgen zu spüren bekommen. Einige Patienten klagen später über Impotenz oder über einen unkontrollierbaren Harnabgang (Inkontinenz). Vor der Behandlung eines Prostatakarzinoms werden daher alle Möglichkeiten, die die moderne Medizin bietet, in Erwägung gezogen. Die Risiken und die Erfolgsaussichten werden dabei gegeneinander abgewägt und der Arzt trifft gemeinsam mit dem Patienten die Entscheidung, welche Methode die richtige ist. Vielfach ist bei Prostatakrebs-Patienten eine Bestrahlung ausreichend, um den Tumor zu beseitigen.
Die Operation bei Prostatakrebs kann vor allem in den Fällen erfolgen, in denen der Tumor noch klein ist. Dann kann das Krebsgewebe vollständig über den Eingriff entfernt werden. Doch die OP ist nicht die einzige Möglichkeit, den örtlich begrenzten Prostatakrebs erfolgreich zu behandeln. Eine Bestrahlung kann ebenfalls zur Abheilung des Karzinoms eingesetzt werden. In einigen Fällen wird bei geringer Größe und schwacher Ausbreitungstendenz sogar eine abwartende Haltung eingenommen und das Tumorgeschehen lediglich überwacht. Welche Variante die beste ist, hängt von der individuellen Verfassung des Patienten und zudem vom Alter ab. Das Ärzteteam muss überlegen, welche Entscheidung die sinnvollste ist. Dazu werden eine Reihe von Voruntersuchungen durchgeführt, um die Ausdehnung der Geschwulst zu beurteilen und den Gesundheitszustand des Patienten zu ermitteln.
Größere Tumore beziehungsweise über die Prostatakapsel hinausgewachsene Krebswucherungen können ebenfalls operiert werden. Das ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn die nahen Lymphknoten nicht befallen sind oder lediglich einzelne Lymphknoten davon betroffen sind. Bei der Operation eines solchen nicht mehr örtlich begrenzten Tumors besteht häufiger das Problem, dass nicht alle Anteile der Geschwulst beseitigt werden können. Die Operation muss umfassender ausfallen und es muss viel vom Umgebungsgewebe und diverse Lymphknoten herausgenommen werden. Damit kann eher der ganze Tumor entfernt werden und im Anschluss kann eine genaue Untersuchung erfolgen, ob alle Reste des Tumors aus dem Körper geholt werden konnten.
Manchmal eignet sich die Prostata-Operation für Patienten, die bereits wegen dem Krebs bestrahlt wurden und bei denen zum Beispiel der PSA-Wert (prostata-spezifisches Antigen) wieder gestiegen ist.
Bei gestreutem Krebs (Metastasen) ist eine Operation im Allgemeinen nicht angezeigt. Hier kann es Ausnahmen geben, wenn damit beispielsweise eine Besserung der Symptome und Probleme erzielt werden kann.
Im Normalfall wird die Prostatakarzinom-OP unter Vollnarkose durchgeführt. Selten erfolgt eine Betäubung lediglich über den Rückenmarkskanal (Periduralanästhesie). Patienten werden für den Prostataeingriff stationär aufgenommen. Die Prostatakrebs-OP erfordert einen Krankenhausaufenthalt von 5 bis 14 Tagen (je nach Operationsmethode). Am Vortag der OP oder bei der vorherigen Untersuchung klärt der Operateur sowie der Narkosearzt (Anästhesist) den Patienten über die Risiken des Eingriffs auf.
Für die Operation kann aus mehreren Zugangswegen gewählt werden:
Heutzutage ist eine roboter-assistierte Operation möglich, bei der ein sehr feines Vorgehen erfolgen kann. Der OP-Roboter erlaubt eine millimetergenaue Steuerung und damit eine effektive und zugleich schonende Behandlung.
Bei der Prostatakrebs-Operation wird die Prostata vollständig entfernt. Ebenfalls werden die Samenleiter und die Samenbläschen (kleinere Geschlechtsdrüsen) entfernt. Der Harnleiter zieht durch die Prostata und muss deshalb bei dem Eingriff zwangsläufig mit herausgenommen werden, inklusive dem Schließmuskel am Harnblasenaustritt. Die Harnröhre wird am Ende des Eingriffs mit der Öffnung der Harnblase vernäht, um einen normalen Urinabgang zu erlauben. In aller Regel werden Lymphknoten, in die die Lymphflüssigkeit der Prostatagegend abfließt, ebenfalls herausgenommen. Nerven und Gefäße in der Operationsgegend werden, falls möglich, unversehrt gelassen. Manchmal müssen jedoch Tumoranteile in diesen Bereichen beseitigt werden und die Nerven oder Gefäße können nicht geschont werden.
Im Idealfall kann der Prostatakrebs mittels der Operation vollständig entfernt werden und der Patient ist geheilt. Das lässt sich aber nicht verallgemeinern und hängt vor allem von der vorherigen Ausdehnung des Tumors ab. Nicht immer kann sämtliches Tumorgewebe beseitigt werden. Ebenfalls ist es nicht ausgeschlossen, dass bereits Metastasen vorliegen und entsprechende Tumore an anderer Stelle wachsen, obwohl der Ursprungstumor ganz herausgenommen wurde.
Die mehr oder weniger guten Heilungsaussichten bei der OP gehen mit verschiedenen Risiken und unangenehmen und negativen Folgen einher. In den Tagen nach dem Eingriff liegt ein Blasenkatheter, der die Harnröhre von innen schient und den Harn ableitet. Bis zur Abheilung der Operationswunden dauert es einige Wochen, in denen sich der Patient schonen muss. Vor allem Fahrradfahren ist bis zur endgültigen Abheilung nicht erlaubt, um den OP-Bereich nicht zu belasten. Sex ist für circa drei Wochen nicht gestattet.
In den Wochen nach der OP kann es zu Blutungen oder auch zu Schmerzen kommen, die normalerweise mit Schmerzmitteln in den Griff zu bekommen sind. Infektionen an der Wunde können ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Blasen- und Harnwegsentzündungen sind möglich. Narben sind in seltenen Fällen über längere Zeit auffällig, meist bleiben sie klein und am Damm sind sie normalerweise kaum störend. Hinzu kommen weitere allgemeine Operationsrisiken, unter anderem könnte sich eine Thrombose entwickeln.
Langzeitfolgen können je nach dem Operationsablauf und den Heilungsvorgängen ebenfalls vorkommen. Zu den Spätfolgen, die auftreten können, gehört eine fehlende Kontrolle über den Harnabgang. Diese Inkontinenz besteht bei einigen Patienten zeitweise, bei anderen kann sie jedoch dauerhaft zum Problem werden. Die Betroffenen müssen gegebenenfalls Vorlagen tragen, die den Urin auffangen. Einigen Patienten helfen Übungen, mit denen die Muskeln aufgebaut werden und die Harnkontrolle langsam verbessert werden kann. Beckenbodentraining und spezielle Physiotherapie können hier sinnvoll sein.
Umgekehrt können Verengungen in der Harnröhre auftreten. Dies führt zu Schwierigkeiten, richtig Wasser lassen zu können.
Zu den langfristigen Folgen gehört bei einem großen Anteil der Operierten eine Impotenz. Die Erektionsfähigkeit ist bei vielen Betroffenen herabgesetzt. Sollte dies eintreten, so gibt es bei Bedarf verschiedene Möglichkeiten, die Versteifung des Penis zu unterstützen. Betroffene sollten den behandelnden Mediziner auf die Problematik hinweisen, um eine Lösung wie zum Beispiel Medikamente, eine Penispumpe oder eine Penisprothese zu finden.
Die Prostata ist ein wichtiges Organ, um die Samenflüssigkeit bereitzustellen. Die Samenbläschen sind ebenfalls daran beteiligt. Da diese Organe bei der Operation entfernt werden, kann kein entsprechendes Sekret mehr gebildet werden. Damit besteht (auf natürlichem Wege) eine Zeugungsunfähigkeit bei den allermeisten Männern, die am Prostatakrebs operiert wurden. Falls ein Kinderwunsch besteht, können Männer vor der OP Samenzellen einfrieren lassen oder mitunter sogar später nach dem Eingriff unmittelbar aus dem Hoden gewinnen lassen. Dazu ist ein weiterer kleiner Eingriff notwendig.
Wenn Lymphknoten und Lymphgefäße in der Unterleibs- und Beckengegend entfernt wurden, kann sich zudem Flüssigkeit in den Beinen oder im Genitalbereich aufstauen. Dies wird als Lymphödem bezeichnet. Abhilfe kann eine Lymphdrainage schaffen, die der Physiotherapeut durchführen kann. Kompressionsstrümpfe sind hilfreich, um solche Lymphödeme zu verhindern.
aktualisiert am 16.11.2023