Was versteht man unter Grading und TNM bei Prostatakrebs?

Prostatakrebs kann von Patient zu Patient unterschiedlich verlaufen. Der Tumor kann oft langsam wachsen und eine günstige Prognose aufweisen, andere Patienten leiden jedoch an einem schnell fortschreitenden Tumor, dessen Heilungschancen geringer sind. Dabei gibt es einige Merkmale und Befunde, die von Medizinern erfasst werden, um den Prostatakrebs beim Betroffenen beurteilen zu können. Um das Stadium des Tumors zu bestimmen, werden vor allem die folgenden Eigenschaften herangezogen:

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• Ausdehnung im örtlichen Bereich
• Metastasen (wenn der Tumor in andere Gewebe streut)
• Merkmale des Gewebes (Grad der Abweichung vom normalen Prostatagewebe)

Die Erfassung der wichtigen Kriterien ist vor allem aus dem Grund sinnvoll, einen geeigneten Therapieplan zu entwickeln. Des Weiteren können die Heilungsaussichten eingeschätzt werden. Um die Angaben richtig deuten zu können, sollte der Patient die Befunde mit seinem Arzt durchsprechen. Eine Bedeutung haben beim Prostatakrebs vor allem die folgenden Einteilungen und Werte:

• TNM-Klassifikation
• Gleason-Score
• Grading
• PSA-Wert

TNM-Klassifikation wird für viele bösartige Tumore herangezogen

Die TNM-Klassifikation ist eine Einteilung zur Kurzbeschreibung des Krebsbefundes, die für viele unterschiedliche Tumorarten greifen kann. So wird das TNM-System auch beim Prostatakrebs zur ärztlichen Beurteilung verwendet. TNM steht hier für drei verschiedene Faktoren:

• Größe des Tumors an der ursprünglichen Stelle des Wachstums (T)
• die mögliche Metastasierung (Streuung) in die nahen Lymphknoten (N)
• die mögliche Metastasierung in andere Organe hinein wie Knochen, Leber, Lunge (M)

T (Tumorausdehnung)

Die Größe des ursprünglichen Tumors wird durch die verschiedenen Werte von T angegeben.

• T1 bedeutet, dass der Prostatakrebs nicht durch Symptome auffällt, nicht durch die Abtastuntersuchung oder durch bildgebende Untersuchungen feststellbar ist und lediglich bei einer Probeentnahme (Biopsie) nachgewiesen wurde.
• T2 bedeutet, dass der Tumor bereits etwas mehr ausgedehnt ist, aber noch komplett innerhalb der Prostata liegt.
• T3 heißt, dass der Tumor die Kapsel der Prostata durchbrochen hat.
• T4 beschreibt, dass der Tumor in andere Gewebe in der Umgebung hineingewachsen ist wie in die Harnblase, in den Darm oder in die Bauchdecke.

N (Lymphknotenmetastasen, das „N“ steht für die Fachbezeichnung Nodus lymphaticus)

• N0 heißt, dass keine Lymphknoten betroffen sind.
• Bei N1 hat der Prostatakrebs in die Lymphknoten gestreut.

M (Fernmetastasen)

• Bei M0 liegen keine Metastasen in anderen Organen oder Geweben des Körpers vor.
• Bei M1 sind solche Metastasen vorhanden. Metastasen finden sich beim Prostatakrebs häufig im Knochen oder auch in Lunge oder Leber.

Steht hinter einem der Buchstaben ein X statt einer Zahlenangabe, dann bedeutet das, dass diese Angabe nicht vorhanden ist. Die Ausdehnung ließ sich anhand der Untersuchungen nicht beurteilen.

Gleason-Score als Skala zur weiteren Beurteilung

Um den Grad der Entartung von einem Prostatakarzinom abzuschätzen, ist der Gleason-Score von Bedeutung. Der Gleason-Score wird durch die Betrachtung des Gewebes unter dem Mikroskop festgelegt. Bei dieser feingeweblichen Diagnose (Histologie) vergibt der Untersucher einen Wert von 1 bis 5 anhand der Stärke der Abweichung vom normalen Prostatagewebe. Sieht das Gewebe den gesunden Zellbereichen ähnlich, wird der Wert 1 vergeben. Der Tumorbereich gilt dann als differenziert. Je weiter der Gewebeaufbau von der Normalität innerhalb der Prostata abweicht, desto undifferenzierter ist es und desto höher ist die vergebene Zahl. Ein sehr stark entarteter Befund bekommt den Wert 5.

Der Punktewert des Gleason-Score wird aus den Punkten für zwei Bereiche durch einfaches Addieren berechnet. Deshalb kann der Gleason-Score zwischen 2 und 10 sein. Ist der Gleason-Score klein, gilt der Prostatakrebs als gering bösartig und meist wächst er dann langsam. Die Prognose und Heilungsaussichten sind entsprechend günstig. Ein Tumor mit hohen Werten für den Gleason-Score (8 bis 10) ist häufig durch rasches Wachstum und aggressive Ausbreitung gekennzeichnet.

Weiterhin zu finden ist das Grading, welches ähnlich dem Gleason-Score die Ausprägung der Veränderung im mikroskopischen (histologischen) Befund beschreibt. Das Grading kommt auch bei verschiedenen anderen Tumoren des Körpers zum Einsatz. Das Grading wird für Prostatakrebs inzwischen seltener verwendet. Beim Grading gibt es vier Abstufungen (G1 bis G4). G1 ist ein gut differenzierter, gering entarteter Befund, G2 und G3 sind mittelmäßig stark entartet. G4 ist ein undifferenzierter und damit in hohem Maße entarteter Tumor.

Welche Rolle spielt das PSA (prostata-spezifische Antigen)?

Bei der Einschätzung eines Prostatakrebs-Befundes hilft zudem der Wert für das PSA. Dies steht für prostata-spezifisches Antigen, ein Enzym, das von der Prostata gebildet wird. Bei einem PSA-Test wird das PSA im Blut gemessen.

Der PSA-Wert ist ein Kriterium, das im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Prostatakarzinoms steht. Der Wert hilft abzuschätzen, welche Größe der Tumor hat und ob Metastasen vorhanden sind. Allerdings kann das PSA auch aus anderen Gründen vermehrt vorhanden sein. Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung (benignen Prostatahyperplasie, BPH) ist der Wert beispielsweise auch oft hoch.

Nach einer Therapie von Prostatakrebs kann der PSA-Wert bei einigen Patienten wieder ansteigen. Dies kann mit einem erneuten Wachstum des Prostatakarzinoms zusammenhängen (Rezidiv). Der Arzt muss in solchen Fällen festlegen, ob es notwendig ist, die Behandlung fortzuführen. Hier kommen gegebenenfalls Methoden wie Medikamentengabe, Bestrahlung oder Operation in Betracht.