Bei der Klassifikation der verschiedenen Formen der Prostata-Entzündung unterscheidet die Fachliteratur zwischen vier Kategorien. Das chronische Beckenschmerzsyndrom (Pelvic Pain Syndrome) stellt dabei die Kategorie drei dar und wird als abakterielle Prostatitis bezeichnet.
Bei dieser Form der Prostata-Entzündung können keine Erreger als Ursache nachgewiesen werden. Auch wenn angenommen wird, dass zumindest ein Teil dieser Prostata-Entzündungen durch schwer nachweisbare Bakterien verursacht wird, spricht ein chronisches Beckenschmerzsyndrom in wenigen Fällen auf eine Behandlung mit Antibiotika an.
Die genaue Ursache für ein chronisches Beckenschmerzsyndrom lässt sich in den meisten Fällen nicht klären. Obwohl diese Erkrankung viele Männer betrifft, sind ihre Ursachen noch nicht vollständig erforscht. Sowohl eine Autoimmunerkrankung (Reaktion des Immunsystems auf eigenes Gewebe) könnte eine Rolle bei einigen Betroffenen spielen wie auch ein sogenanntes myofasziales Schmerzsyndrom, auch als Beckenbodenmyalgie bezeichnet. Dieses entsteht entweder durch eine Fehlsteuerung des lokalen Nervensystems oder hat psychisch bedingte Ursachen. Es kommt zu einer Verspannung des gesamten Beckenbodens, bei der entzündungsspezifische Botenstoffe freigesetzt werden, die eine dauerhafte Reizung für die Prostata zur Folge haben.
Auch eine stärkere mechanische Reizung der Prostata, zum Beispiel durch Radfahren, kann zu einer abakteriellen Entzündung der Prostata führen.
Bei dem Beckenschmerzsyndrom wird zwischen der entzündlichen abakteriellen Prostatitis und der nicht-entzündlichen abakteriellen Prostatitis unterschieden. Bei der entzündlichen Form lassen sich spezifische Entzündungsparameter nachweisen. So ist zum Beispiel die Zahl der Leukozyten (weißen Blutkörperchen) im Sekret der Prostata deutlich erhöht. Bei der abakteriellen Form wird keine erhöhte Leukozytenkonzentration nachgewiesen.
Hinsichtlich der Behandlung unterscheiden sich die beiden Unterformen des chronischen Beckenschmerzsyndroms allerdings kaum.
Da die Ursachen für eine abakterielle chronische Prostatitis sehr vielfältig sind, gibt es auch hinsichtlich der Behandlung viele Möglichkeiten, die individuell auf die Krankheitsgeschichte des einzelnen Patienten abgestimmt werden müssen.
Auch wenn kein Erreger nachweisbar ist, kann es sich lohnen, es mit einer Antibiotika-Therapie zu versuchen. In manchen Fällen handelt es sich um schwer nachweisbare Erreger, die aber auf eine Behandlung mit Antibiotika ansprechen. Die Antibiotika-Einnahme sollte hierbei über einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen erfolgen. Alphablocker und verschiedene Entzündungshemmer haben sich in vielen Fällen als wirksame Medikamente erwiesen. Ebenfalls stellen Elektroakupunktur und die Stimulation der Nerven des Beckenbodens in manchen Fällen eine Option dar.
Aber auch die möglichen psychischen Ursachen sollten bedacht werden. So kann bei einer psychisch bedingten Beckenbodenmyalgie zum Beispiel Verhaltenstraining und Psychotherapie zu einer deutlichen Verbesserung beitragen.
Leider gibt es derzeit keine Behandlung, die das chronische Beckenschmerzsyndrom zuverlässig dauerhaft bekämpft. Zwar ist es in den meisten Fällen möglich, die Entzündung zu behandeln, aber in circa 50 Prozent der Fälle kehrt die Erkrankung zurück.
Um ein erneutes Auftreten der Erkrankung möglichst zu verhindern, sollte eine übermäßige Belastung des Beckenbodens vermieden werden. So ist Fahrradfahren zum Beispiel möglich, allerdings sollte hierfür ein Sattel gewählt werden, der dem Beckenboden eine maximale Entlastung verschafft.
aktualisiert am 23.01.2019