Die Pollenallergie macht sich vor allem an den Atemwegen bemerkbar. Das Allergen, also die allergieauslösende Substanz, sind Pollen von Blüten unterschiedlicher Pflanzen. Die Haupterscheinung bei der Pollenallergie ist der Heuschnupfen (allergische Rhinitis). Patienten bekommen eine laufende, juckende Nase und oft auch eine allergische Bindehautentzündung. Später kann es auch zum Asthma oder zu weiteren Folgeproblemen kommen. Weil Frühjahr und Sommer die Zeiten des meisten Pollenflugs sind, kommt die Pollenallergie am häufigsten in diesen Jahreszeiten vor. Heuschnupfen betrifft um die 20 Prozent der Menschen in Deutschland. Kinder und Jugendliche sind mit circa 30 Prozent noch öfter betroffen. Wer an einer Pollenallergie leidet, hat auch ein deutlich erhöhtes Risiko, eine Nahrungsmittelallergie zu entwickeln.
Die allergische Reaktion bei der Pollenallergie ist eine Typ-I-Reaktion oder Reaktion vom Soforttyp. Zuerst erfolgt irgendwann im Leben ein erster Kontakt mit dem jeweiligen Pollen. Es kommt zur Sensibilisierung, normalerweise ohne dass der Patient dies merkt.
Das Immunsystem wird dazu angeregt, passende Antikörper des Typs IgE (Immunglobulin E) gegen das Allergen (den Pollen) zu produzieren. Diese IgE-Antikörper befinden sich dann auf bestimmten Abwehrzellen wie den Mastzellen. Kommt es später zu einem neuerlichen Kontakt mit dem Allergen, dann bindet sich dies an die Antikörper und aus den Zellen werden Botenstoffe wie Histamin, Prostaglandin und Leukotrien ausgeschüttet. Es kommt zu einer Entzündungsreaktion, die sich als Heuschnupfen und mit weiteren Allergiebeschwerden bemerkbar macht. Blutgefäße erweitern sich, Flüssigkeit führt zur Gewebeschwellung (Ödem), mehr Sekret in der Nase und den Atemwegen wird gebildet. Die Bindehäute der Augen sind oft mitbeteiligt (Bindehautentzündung), und zwar durch einen Nervenreflex (naso-konjuktivaler Reflex).
Pollen sind für den Körper eigentlich keine Gefahr, solange keine Allergie besteht. Insbesondere Pflanzen, deren Pollen sich über die Luft verbreiten, können an die Atemwege des Menschen gelangen. Die betreffenden Pollen können Bäume, Sträucher, Kräuter und Gräser als Ursprung haben. Pollen sind kleine Teilchen, die sich über die Luft verbreiten und den Pflanzen zur Fortpflanzung dienen. Einige typische Auslöser der Pollenallergie sind Hasel, Birke, Erle und Esche, die hauptsächlich im Frühjahr ihre Pollen verbreiten. Unterschiedliche Grasarten und Roggen kommen eher im Sommer vor und sind dann häufig für eine allergische Reaktion auf deren Pollen verantwortlich.
Im Spätsommer bis Herbst sind zum Beispiel Beifuß oder Wegerich die Auslöser des Heuschnupfens. Eine weitere Pflanze mit sehr hoher Tendenz, Allergien zu verursachen, ist Ambrosia (Traubenkraut). Deren Pollenflug ist ebenfalls im Spätsommer und Herbst groß. Weitere Pflanzen, gegen die zu unterschiedlichen Monaten nicht selten eine Pollenallergie besteht, sind Pappel, Buche, Linde, Kiefer, Weide, Ulme, Brennnessel, Gänsefuß und Sauerampfer.
Geht die Pollenallergie einige Zeit vor sich, dann ist eine Spätreaktion möglich. Die Schleimhaut vor allem in den Bronchien kann sich verändern. Narben können entstehen, Flimmerhärchen (kleine Zellauswüchse, die für den Schleimabtransport zuständig sind) sowie Sekretdrüsen können zugrunde gehen. Schadstoffe werden nicht mehr gut abtransportiert. Die Schleimhaut kann dick werden, der innere Durchmesser der Atemwege verengt sich. Asthma bronchiale kann entstehen und der Patient kann an Anfällen von Atemnot leiden.
Die Pollenallergie ist eine problematische Erkrankung, die sich nicht so einfach verhindern lässt, weil in den entsprechenden Monaten eine Vielzahl an Pollen durch die Luft fliegt. Es ist praktisch unmöglich, sich komplett abzuschirmen.
Die allergische Reaktion betrifft zuerst die Atemwege sowie auch die Augen. Charakteristische Symptome sind Niesen und eine laufende oder verstopfte Nase. Am Auge kann es zu einer allergischen Bindehautentzündung (allergische Konjunktivitis) kommen, die sich in juckenden, roten und bisweilen geschwollenen Augen sowie einem Augentränen äußert.
Im Verlauf kann es zu einem Asthma bronchiale kommen, einer Verengung der Bronchien, die sich durch Atemnotsanfälle bemerkbar macht. Des Weiteren kann es an der Haut zu Ausschlag und Quaddeln kommen. Patienten haben oft ein vermindertes Geruchsempfinden, auch Schlaf- und Konzentrationsprobleme sind möglich.
Die Pollenallergie (Heuschnupfen) tritt saisonal in Erscheinung. Das bedeutet, dass die Symptome nur in den Monaten bestehen, in denen die jeweiligen Pollen, gegen die der Patient allergisch ist, durch die Luft streuen. Im Winter beispielsweise geht es den Betroffenen gut. Trockene Tage mit etwas Wind führen zu einer noch größeren Pollenbelastung und stärkeren Symptomen, wohingegen Regenwetter zu einer Verminderung der Probleme führt.
Manche Patienten leiden an einer Kreuzallergie. Sie haben nicht nur eine Allergie gegen Pollen, sondern auch gegen Substanzen mit ähnlichen Oberflächenmerkmalen, meist Nahrungsmittelbestandteile (zum Beispiel Apfel).
An eine Pollenallergie wird zumeist schon gedacht, wenn sich heuschnupfenartige Beschwerden zu bestimmten Jahreszeiten zeigen. Beim Arzt werden Patienten zunächst befragt (Anamnese). Patienten geben an, wann die Symptome am stärksten sind, ob sie zu bestimmten Anlässen auftreten und ob es Vorerkrankungen gibt. In der körperlichen Untersuchung werden vor allem die Atemwege und Augen nach allergischen Gesichtspunkten beurteilt.
Der verursachende Stoff der Allergie (das Allergen) wird mittels Allergietests herausgefunden. Hauttests wie der Prick-Test funktionieren, indem an bestimmte Stellen der Haut mögliche Allergene aufgebracht werden. Im Falle des Prick-Tests werden die Lösungen mit möglichen Allergenen mit feinen Nadeln ins Gewebe eingestochen. An den Stellen, an denen sich tatsächlich ein Stoff befindet, auf den der Patient allergisch reagiert, zeigt sich eine ausgeprägte Rötung und Schwellung. Ein Bluttest auf Allergien ist RAST, mit dem entsprechende Antikörper nachgewiesen werden. Manche Fälle machen es notwendig, einen Provokationstest durchzuführen, bei dem der Patient mit dem vermuteten Allergen in Kontakt gebracht wird. Dies darf nur unter ärztlicher Überwachung für mindestens 30 Minuten erfolgen. Im Falle der möglichen Pollenallergie wird das Allergen in die Nase gesprüht. Eine daraufhin auftretende Reaktion bestätigt die Pollenallergie.
Wie bei jeder Allergie ist zuerst eine Vermeidung des Auslösers wichtig. Bei der Pollenallergie gibt es dabei aber die Schwierigkeit, dass eine vollständige und gezielte Vermeidung nicht möglich ist. Die Pollen befinden sich in der Saison in der Luft und können nicht komplett vom Patienten abgehalten werden.
Dennoch nützen einige Maßnahmen, den Kontakt mit den Pollen zu minimieren und damit eine heftige Symptomatik zu verhindern. Der Pollenflugkalender listet für einzelne Pollenarten auf, wann mit ihnen besonders stark zu rechnen ist. Betroffene sollten auch Vorhersagen heranziehen. Sie sollten eher bei kälterer, regnerischer Wetterlage ins Freie gehen als bei heißer, trockener und windiger Wetterlage. Auch die Wahl des Aufenthaltsorts im Freien ist maßgeblich für die Entwicklung eines Heuschnupfens: Hohe Lagen im Gebirge oder Seeluft (Nordsee oder Mittelmeer) bieten gute Verhältnisse für Pollenallergiker. Nadelwälder sind meist deutlich weniger mit Pollen belastet als Blumenwiesen, Gärten mit Blütenpflanzen oder auch Laubwälder.
In den bekannten Pollenflug-Monaten sollte das Fenster jeweils immer nur für fünf Minuten zum Stoßlüften geöffnet werden, nicht offen oder auf Kipp gelassen werden. Als günstig erweist sich das Lüften in der Stadt am Morgen und in ländlichen Wohnorten am Abend.
Es empfiehlt sich für Menschen mit Pollenallergie, abends die Haare zu waschen, um darin verfangene Pollen zu beseitigen. Die Bekleidung des Tages sollte vor dem Schlafengehen außerhalb des Schlafzimmers abgelegt werden. Wäsche sollte nicht draußen auf die Leine gehängt werden, damit sich hier nicht auch noch weitere Pollen absetzen.
Der Wohnbereich sollte häufig gesaugt werden, um Pollen zu entfernen. Im Idealfall führt dies jemand anderes als der Betroffene aus, um der Belastung durch Aufwirbelungen zu entgehen. Für Staubsauger gibt es Pollen-Rückhaltefilter. Auch für das Auto gibt es spezielle Pollenfilter für die Belüftungsanlage.
Die regelmäßige Spülung der Nase (Nasendusche) ist sinnvoll, um Pollen und andere Rückstände zu beseitigen. Dazu gibt es spezielle Kannen mit Salzlösungen. Zudem sollten Lebensmittel gemieden werden, gegen die es eine Kreuzallergie mit dem Pollen-Allergen geben könnte.
Medikamente können zur Behandlung der Pollenallergie eingesetzt werden. Sie können vorbeugend wirken oder die Symptome lindern. Mastzellstabilisatoren sind Mittel, die als Nasenspray oder auch als Augentropfen schon einige Wochen vor dem Heuschnupfenzeitraum gegeben werden. Die Anwendung der Mastzellstabilisatoren kann Symptome verhindern oder zumindest gering halten. Wirkstoffe aus dieser Gruppe sind Cromoglicinsäure und Nedocromil.
Antihistaminika werden kurzfristig gegen einen bestehenden Heuschnupfen eingesetzt. Sie können auch ein allergisches Asthma als Langzeitfolge der Pollenallergie verhindern. Antihistaminika reduzieren die Wirkung von Histamin, einem Botenstoff, der bei einer Reaktion aus den sogenannten Mastzellen freigesetzt wird und Allergiesymptome hervorruft. Zu den klassischen Antihistaminika (erste Generation) gehören Dimetinden (Fenistil®), Clemastin (Tavegil®) und Doxylamin (Mereprine®). Sie haben allerdings auch eine dämpfende (sedierende) Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Dies fällt bei Antihistaminika der zweiten Generation weg, zu denen z. B. Cetirizin (Zyrtec®), Levocetirizin (Xusal®) oder Loratadin (Lisino®) gehören, sowie ebenfalls bei Wirkstoffen der dritten Generation wie Fexofenadin (Telfast®).
Cortison wird ebenfalls gegen Heuschnupfen-Symptome gegeben. Es bewirkt allgemein eine Abschwächung der entzündlichen Reaktion.
Ein modernes Präparat gegen Pollenallergie ist Omalizumab (Xolair®). Es handelt sich um einen Antikörper gegen Antikörper (Immunglobulin E), welche bei der Allergie eine wesentliche Rolle spielen.
Abschwellende Nasentropfen können zudem nützlich sein, um die Atmung durch die Nase zu verbessern. Bei den abschwellenden Tropfen muss aber beachtet werden, dass sie nicht über mehr als zehn Tage angewendet werden, weil sie über längere Zeit Schleimhautschäden verursachen können sowie auch zu einer Abhängigkeit führen können. Auch bei anderen Mitteln sind Nebenwirkungen möglich.
Eine oft empfehlenswerte Therapie ist die Hyposensibilisierung, welche auch Desensibilisierung oder Spezifische Immuntherapie (SIT) genannt wird. Sie kann die Allergie in vielen Fällen erfolgreich bekämpfen, nimmt aber einen langen Zeitraum in Anspruch. Ziel der Hyposensibilisierung (SIT) ist es, die allergische Reaktion auf eine Substanz nach und nach abzuschwächen. Der Patient wird mit dem Allergen (auslösender Stoff) erst in kleiner, dann in immer weiter ansteigender Dosis in Kontakt gebracht.
Weitere Möglichkeiten der Behandlung der Pollenallergie können alternativmedizinische Methoden wie Akupunktur oder Homöopathie bieten.
Ist eine Allergie gegen eine Substanz erst einmal entstanden, dann bleibt sie an sich chronisch bestehen. Nur manchmal legt sich die Allergie von selbst wieder. Doch mit einer Behandlung können die Symptome gering gehalten oder ganz verhindert werden. Erfolgversprechend ist neben den Medikamenten die Hyposensibilisierung (SIT), die allerdings sehr lange dauert. Bei vielen Betroffenen wird die Pollenallergie im Laufe der Jahre schlimmer. Manchmal entwickelt sich darüber hinaus ein Asthma. Außerdem kann eine Kreuzallergie zwischen Pollen und einem Nahrungsmittel entstehen.
aktualisiert am 28.09.2023