Bei einem Plattfuß handelt es sich um eine Fehlstellung des Fußes. Mediziner bezeichnen diese Fußfehlstellung als Pes planus, also „flacher Fuß“. Anders als ein gesunder Fuß besitzt der Plattfuß nicht die typische Längswölbung, so dass der innere Fußrand abgesunken ist. Die Fußunterseite liegt dann flach auf dem Boden auf.
Bei dieser Fußfehlstellung wird zwischen dem angeborenen Plattfuß und dem erworbenen Plattfuß unterschieden. Denn der Plattfuß kann bereits bei Geburt bestehen – dann handelt es sich um einen angeborenen Plattfuß. Andererseits kann der Plattfuß auch im Laufe des Lebens durch Überlastung entstehen. Dann wird von einem erworbenen Plattfuß gesprochen.
Was die Ursachen eines Plattfußes sind, hängt davon ab, ob es sich um einen angeborenen oder einen erworbenen Plattfuß handelt.
Der Fachbegriff für den angeborenen Plattfuß lautet Pes planus congenitus. Der angeborene Plattfuß besteht bereits bei der Geburt. Diese Fußfehlstellung ist relativ selten. Die Ursachen für die Entstehung sind genetisch. Das bedeutet, dass in der Familie bereits Vorfahren einen Plattfuß hatten. Allerdings ist es nicht zwangsläufig so, dass Kinder mit dieser Fußfehlstellung geboren werden, wenn ein Elternteil einen angeborenen Plattfuß hatte.
Der angeborene Plattfuß ist durch einen Kinderarzt oder Orthopäden in der Regel frühzeitig erkennbar. Oftmals tritt diese Fußfehlstellung in Kombination mit anderen Fehlbildungen der knochigen Bereiche auf. Der angeborene Plattfuß kann einen oder beide Füße betreffen.
Der erworbene Plattfuß wird von Medizinern als Pes planus valgus oder Pes planovalgus bezeichnet. Dies beschreibt die Kombination aus Plattfuß und nach außen abweichendem Fuß, der dabei vorliegt. Bei einem erworbenen Plattfuß haben die Betroffenen bei der Geburt ein normales Fußskelett. Durch eine langanhaltende Fehl- oder Überbelastung entsteht dann im Laufe des Lebens eine Verformung des Fußes, bis sich die Fußfehlstellung des Plattfußes herausbildet.
Bei dem erworbenen Plattfuß wird danach differenziert, wann dieser auftritt: Entwickelt sich die Fußfehlstellung etwa mit Beginn des Lauflernalters, so spricht man von einem erworbenen kindlichen Knick-Plattfuß. Als Ursache kommt hier insbesondere eine Bindegewebs- und Muskelschwäche in Betracht.
Der so genannte Adoleszenzplattfuß entwickelt sich im Jugendalter. Zu den häufigsten Ursachen zählt eine langanhaltende Fehl- und Überbelastung. Neben zu wenig Bewegung ist hier auch das Tragen zu enger Schuhe sowie Übergewicht zu nennen. Außerdem können Verletzungen durch Unfälle die Entwicklung eines Plattfußes nach sich ziehen.
Tritt der Plattfuß erst im späteren Leben auf, so wird dieser als Erwachsenenplattfuß bezeichnet. Neben Fehl- und Überbelastungen sowie Unfällen kann sich im Erwachsenenalter ein Plattfuß auch aus weiteren Gründen entwickeln, zum Beispiel durch Gelenkentzündungen wie die rheumatoide Arthritis. Diese haben Auswirkungen auf das Fußskelett. Außerdem können Nervenerkrankungen, Lähmungen sowie eine Veränderung der Tibialis-posterior-Sehne (einer Sehne des Unterschenkels) zur Ausbildung eines Plattfußes führen.
Trotz des gleichen Namens der Fußfehlstellung gibt es auch in Bezug auf die Symptome große Unterschiede zwischen dem angeborenen und dem erworbenen Plattfuß. Grundsätzlich sind bei den möglichen Symptomen eines Plattfußes zu nennen:
In der Regel ist der angeborene Plattfuß bereits bei oder kurz nach der Geburt gut zu erkennen: Hier sind eine nach außen gekrümmte Fußsohle, die abknickende, hochstehende Ferse und eine Abspreizung nach außen im vorderen Fußbereich zu beobachten. Die Fußfehlstellung hat Auswirkungen darauf, wie gut sich das Kind bewegen kann. Oftmals lernen betroffene Kinder erst spät laufen. Zunächst verursacht der angeborene Plattfuß meist keine Schmerzen. Allerdings können diese insbesondere im Schulalter auftreten. Hierbei handelt es sich zunächst um Belastungsschmerzen im Fuß. Später können aufgrund einer Schonhaltung auch Schmerzen in anderen Gelenken (Knie und Hüfte) entstehen.
Tritt der Plattfuß im Kindesalter auf, so verursacht dieser meist keine Beschwerden. Zu erkennen ist die Fußfehlbildung an der Fehlstellung der Füße. Zum Teil sind die betroffenen Kinder in ihrer Bewegung eingeschränkt.
Entsteht der Plattfuß im Jugendalter, so löst die Fußfehlstellung oftmals einen starken, plötzlichen Belastungsschmerz aus. Als Folge beginnen die Betroffenen zu hinken, um den Schmerz zu vermeiden. So kann es zu einer Bewegungseinschränkung kommen.
Der Erwachsenenplattfuß macht sich durch Beschwerden bemerkbar, die nach stärkerer Belastung auftreten. Die Schmerzen sind am stärksten ausgeprägt, solange sich der Fuß noch absenkt. Ist der Plattfuß komplett ausgebildet, liegt also die Fußsohle plan auf dem Boden auf, so lassen die Schmerzen in vielen Fällen nach oder verschwinden.
Erfolgt bei einem Plattfuß trotz bestehender Symptome keine Behandlung, so kann es zu weiteren Komplikationen kommen: Neben einer schnellen Ermüdung der Füße sowie den Schmerzen in den Füßen können dann auch Schäden an Knochen und Gelenken auftreten. Aufgrund der Fehlstellung der Füße sowie der Fehlhaltung können dann auch Beschwerden an Knien, Hüften und sogar der Wirbelsäule die Folge sein.
Um einen Plattfuß zu diagnostizieren, hat der Arzt mehrere Möglichkeiten. Zunächst überprüft der Arzt in einer Untersuchung, inwieweit das Fußgewölbe vorhanden ist. Sprich: Er ermittelt, wie weit sich der Fuß abgesenkt hat. Dies ist gut zu erkennen, wenn der Patient mit nackten Füßen auf dem Boden steht. So lässt sich erkennen, ob ein Zwischenraum in der Fußmitte zwischen der Fußsohle und dem Boden besteht beziehungsweise wie stark dieser ausgeprägt ist.
Die Ausprägung der Fußwölbung kann auch mittels einer elektronischen Messplatte oder einer entsprechenden Modellierplatte festgestellt werden. Hierbei wird ein dreidimensionaler Fußabdruck erstellt, so dass die Fußform genau abgebildet und vermessen werden kann.
In Fällen, in denen der Plattfuß mit den oben genannten Verfahren nicht eindeutig feststellbar ist, erfolgt die Diagnose mittels einer Röntgenaufnahme. Auch beim angeborenen Plattfuß wird die Diagnose per Röntgenaufnahme gestellt. Dabei ist unter anderem ein steil stehendes Sprungbein (Talus) zu erkennen.
Je nachdem, wie stark der Plattfuß ausgeprägt ist, wird dieser in unterschiedliche Stadien eingeteilt. Diese reichen von Stadium 1 bis Stadium 5, wobei der Schweregrad sich stetig erhöht. Das Stadium gibt Aufschluss darauf, wie der Plattfuß zu behandeln ist.
Der Plattfuß zählt zu den häufigsten Fußfehlbildungen. Abzugrenzen ist dieser vom so genannten Senkfuß. Dabei handelt es sich um eine Vorstufe des Plattfußes. Beim Senkfuß flacht das Fußgewölbe nur bei Belastung ab und geht danach wieder in eine gewölbtere Position über. Der Plattfuß ist dauerhaft abgeflacht.
Je nachdem, ob es sich um einen erworbenen oder einen angeborenen Plattfuß handelt, sind unterschiedliche Behandlungen angezeigt. Die unterschiedlichen Optionen reichen, je nach Schweregrad der Fußfehlstellung, von Krankengymnastik über Einlagen für den Schuh bis hin zu chirurgischen Eingriffen am Fuß.
In der Regel beginnt die Behandlung beim angeborenen Plattfuß damit, dass der Fuß eingegipst wird, um der Fehlstellung entgegenzuwirken. Im nächsten Schritt erfolgt eine Operation, in der die falsche Position der Fußwurzelknochen korrigiert wird. Im Anschluss erfolgt eine Nachbehandlung mit erneuten Gipsverbänden sowie speziellen Einlagen für die Schuhe. Die Operation erfolgt in den meisten Fällen im Kleinkindalter.
Welche Behandlung beim erworbenen Plattfuß angezeigt ist, hängt von der Ausprägung der Fußfehlstellung ab. Die Therapie richtet sich also nach den oben bereits angesprochenen Stadien, die den Schweregrad der Fußfehlstellung bezeichnen.
Bei einer leichten Ausprägung des Plattfußes kann die Fußfehlstellung mit Übungen aus dem Bereich der Krankengymnastik behandelt werden. Diese Übungen kräftigen die Muskulatur in Fuß und Wade. Bei einer stärken Ausprägung der Fußfehlstellung werden spezielle orthopädische Schuheinlagen verwendet. Außerdem kann Physiotherapie Abhilfe schaffen. Bei starken Schmerzen erhält der Patient zudem Schmerzmittel.
Die Heilungschancen sind umso besser, je früher die Behandlung begonnen wird. Zudem hängt der Heilungserfolg davon ab, ob es sich um einen angeborenen oder einen erworbenen Plattfuß handelt.
Bei einem angeborenen Plattfuß lässt sich die Fußfehlstellung in aller Regel nur durch eine Operation korrigieren. Meist sind noch weitere Behandlungsmaßnahmen, wie Einlagen oder Krankengymnastik, erforderlich. Manchmal ist auch eine zweite Operation unumgänglich. Grundsätzlich kann die Fußfehlstellung auf diese Weise jedoch korrigiert werden. Eine konservative Behandlung (Krankengymnastik, Einlagen und Physiotherapie) alleine bringt keine Heilung.
Ob und wie weit ein erworbener Plattfuß geheilt werden kann, hängt davon ab, wann der Plattfuß auftritt. Grundsätzlich gilt, dass ein Plattfuß mit konservativen Verfahren, also Krankengymnastik, Einlagen und Physiotherapie, nur während des Wachstums korrigiert werden kann. Nach dem Abschluss der Wachstumsphase bringen diese Maßnahmen jedoch eine Entlastung und können in leichteren Fällen ausreichend sein. Ziel ist es dann, dafür zu sorgen, dass sich die Fußfehlstellung nicht verschlimmert, und den Patienten schmerzfrei zu halten.
Ist das Körperwachstum abgeschlossen, so kann bei einem erworbenen Plattfuß eine Heilung nur durch eine Operation erzielt werden.
Es gibt keine Möglichkeiten, einen angeborenen Plattfuß zu vermeiden, da dieser genetisch verursacht ist. Anders sieht dies bei einem erworbenen Plattfuß aus. Hier hat jeder Einzelne die Möglichkeit, der Entstehung dieser Fußfehlstellung vorzubeugen. Auch hier gilt: Je früher mit der Vorbeugung begonnen wird, desto besser.
Am besten achtet man bereits im Kindesalter auf folgende Maßnahmen, um einen Plattfuß zu verhindern:
aktualisiert am 04.06.2019