Das Piriformis-Syndrom und ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule auf bestimmter Höhe machen sehr ähnliche Beschwerden. Deshalb ist es oft nicht leicht, beide Diagnosen voneinander abzugrenzen. Das Piriformis-Syndrom ist eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass andere Erkrankungen wie Beschwerden im Kreuz-Darmbein-Gelenk (Iliosakralgelenk) oder Bandscheibenvorfälle zunächst ausgeschlossen werden sollten.
Sowohl beim Piriformis-Syndrom als auch beim Bandscheibenvorfall auf der entsprechenden Höhe der Lendenwirbelsäule (zwischen dem 5. Lendenwirbel und dem Kreuzbein) sind folgende Symptome typisch:
Beim Piriformis-Syndrom entstehen die oben genannten Symptome durch Druck auf den Ischias-Nerven im Becken. Durch seine räumliche Nähe zum Piriformis-Muskel kann er von diesem komprimiert werden. Ursache hierfür können Verkürzungen, Verspannungen, Verdickungen oder auch sogenannte Triggerpunkte im Piriformis-Muskel sein.
Werden die Symptome durch einen Bandscheibenvorfall ausgelöst, liegt die Ursache an der Wirbelsäule. Ein Bandscheibenvorfall, der auf die Nervenwurzel S1 drückt, kann genau die gleichen Beschwerden verursachen. Die Nervenwurzel S1 führt Nervenfasern, die auch durch den Ischias-Nerven ziehen. Zusätzlich kann es bei einem solchen Bandscheibenvorfall auch zu Muskelschwächen oder Lähmungen in der Wadenmuskulatur kommen.
Das Mittel der Wahl zur Feststellung eines Bandscheibenvorfalls ist eine Magnetresonanztomografie (MRT). Allerdings muss ein festgestellter Bandscheibenvorfall nicht zwingend die Erklärung für die vorliegenden Symptome sein. Es gibt verschiedene Tests, die speziell Veränderungen des Musculus piriformis überprüfen. Sind diese Tests überwiegend positiv (lösen Symptome aus oder zeigen Auffälligkeiten), liegt die Vermutung nahe, dass ein Piriformis-Syndrom vorliegt.
Der sogenannte Lasègue-Test kann nicht nur beim Piriformis-Syndrom, sondern auch beim Bandscheibenvorfall positiv sein. Beim Lasègue-Test werden hauptsächlich die Gleitfähigkeit und ein eventueller Reizzustand des Ischias-Nerven getestet:
Die folgenden Tests sind sinnvoll, um genauere Hinweise zu bekommen, ob ein Bandscheibenvorfall oder ein Piriformis-Syndrom vorliegt.
Beim FAIR-Test wird der Musculus piriformis gedehnt. FAIR steht für Flexion, Adduktion und Innenrotation auf der betroffenen Seite:
Auch beim Freiberg-Test wird der Musculus piriformis gedehnt. Zwei verschiedene Ausführungen sind möglich:
Bei diesem Test wird der Muskel angespannt:
Auch beim Pace-Test wird der Piriformis-Muskel gegen Widerstand angespannt:
Die Behandlungsmaßnahmen unterscheiden sich zwischen dem Piriformis-Syndrom und einem Bandscheibenvorfall, einige Methoden werden aber auch bei beiden Erkrankungen durchgeführt.
Zu den Möglichkeiten beim Piriformis-Syndrom gehören entzündungshemmende, schmerzlindernde Medikamente, in einigen Fällen auch Spritzen mit Cortison in das Gesäß, Wärmebehandlung, Physiotherapie oder eine Stoßwellenbehandlung. Ein chronisches Piriformis-Syndrom lässt sich manchmal mit Botulinumtoxin-Spritzen bessern.
Beim Bandscheibenvorfall helfen leichte körperliche Bewegung, Physiotherapie, Entlastung durch Stufenlagerung, schmerz- und entzündungshemmende Mittel, Behandlung mit Wärme oder Kälte oder auch die Injektion von Wirkstoffen in die Nähe der Nervenwurzel. Eine Operation des Bandscheibenvorfalls muss in besonders schweren Fällen in Betracht gezogen werden.
Zwischen den Symptomen bei einem Piriformis-Syndrom und einem Bandscheibenvorfall auf der Höhe L5 (unterster Lendenwirbel) / S1 (oberster Anteil des Kreuzbeins) gibt es viele Gemeinsamkeiten und wenige Unterschiede. Spezielle Tests können helfen, ein Piriformis-Syndrom zu diagnostizieren. Letztlich ist dieses Syndrom aber eine Ausschlussdiagnostik. Deshalb sollte ein Bandscheibenvorfall mittels einer Magnetresonanztomografie ausgeschlossen werden. Wenn die Ursache für die Beschwerden eindeutig festgestellt wurde, kann eine gezielte Therapie stattfinden.
Deximed, Martina Bujard – Piriformis-Syndrom: https://deximed.de/home/klinische-themen/physiotherapie-sportmedizin/patienteninformationen/becken-huefte-und-oberschenkel/piriformis-syndrom (online, letzter Abruf: 13.12.2021)
Trainingsworld, Jörg Birkel – Piriformis-Syndrom oder Bandscheiben?: https://www.trainingsworld.com/sportmedizin/piriformis-syndrom/piriformis-syndrom-erkennen-behandeln-vorbeugen-2363206 (online, letzter Abruf: 13.12.2021)
aktualisiert am 13.12.2021