Eine V-Phlegmone bezeichnet eine eitrige Entzündung der Sehnenscheiden der Hand. Während die Sehnenscheiden des Zeigefingers, Mittelfingers und Ringfingers keinerlei Verbindung miteinander haben, sind die Sehnenscheiden des Daumens und des kleinen Fingers bei vielen Menschen am Handgelenk verbunden. Die Sehnenscheiden bilden eine V-Form, die der V-Phlegmone ihren Namen gegeben hat, da die Entzündung sich innerhalb dieser Sehnenscheiden ausbreitet.
Gerade an den Händen kommt es schnell zu einer kleinen Verletzung, die oft als unbedeutend abgetan wird. Jedoch kann eine solche kleine und scheinbar harmlose Verletzung schwerwiegende Folgen haben. Bakterien wie Streptokokken oder Staphylokokken können durch die Wunde eindringen und in tieferen Hautschichten eine eitrige Entzündung verursachen. Diese Entzündung, die Phlegmone, kann an der Beugesehnenscheide des Daumens auftreten. Sie greift von dort über die Verbindung am Handballen auf die Sehnenscheide des kleinen Fingers über. Umgekehrt kann die Entzündung vom kleinen Finger über die Sehnenscheide in den Daumen übergreifen. In diesen Fällen spricht man aufgrund der Form von einer V-Phlegmone. Im Verlauf der Entzündung kommt es zu starken Schwellungen. Diese drücken bei der V-Phlegmone auf den Mittelnerven des Handwurzelkanals und führt zu starken Nervenschmerzen. Des Weiteren ist die Hand gerötet, warm und empfindlich gegenüber Druckschmerz.
Da die Phlegmone im Gegensatz zu anderen eitrigen Entzündungen wie beispielsweise dem Abszess nicht eingekapselt oder räumlich vom gesunden Gewebe abgegrenzt ist, kann sie sich bei Nicht-Behandlung immer weiter ausbreiten. Sie kann Knochen und Gelenke befallen und sich bis in den Unterarm hinein ausbreiten. Im schlimmsten Fall kann es zu einer Infektion der Lymphbahnen und von dort aus zu einer Sepsis oder Blutvergiftung kommen. Das macht die V-Phlegmone zu einer potentiell lebensbedrohlichen Krankheit. Aber auch ohne Verbreitung der Entzündung über die Lymphbahnen kann die V-Phlegmone, wenn sie nicht frühzeitig und fachgerecht behandelt wird, eine Versteifung der Hand nach sich ziehen. Im Extremfall kann eine Amputation erforderlich werden.
Schreitet die V-Phlegmone ungehindert fort, führt sie in tieferen Gewebsschichten zu einem Absterben des Gewebes. Es kommt zu sogenannten Einschmelzungen, bei denen sich das abgestorbene Gewebe in einem eitrigen Prozess verflüssigt.
Ist die V-Phlegmone so weit fortgeschritten, dass es zu Einschmelzungen gekommen ist, muss die Entzündung chirurgisch behandelt werden. Der Eiterherd wird umfassend gesäubert und entleert, dazu muss die Wunde geöffnet und unter Umständen mehrfach gespült werden. Das Legen einer Drainage ist meist erforderlich, damit weiterer Eiter und andere Wundflüssigkeiten abfließen können. Abgestorbenes Gewebe muss gründlich entfernt werden, da es bei einem fortgeschrittenen Verlauf der Erkrankung durchaus zu bleibenden Schäden führen kann.
Im fortgeschrittenen Stadium wird die V-Phlegmone meist stationär im Krankenhaus behandelt, da die Patienten begleitend über einen Tropf mit hochdosierten Antibiotika behandelt werden.
Wird die V-Phlegmone in einem frühen Stadium diagnostiziert und behandelt, in dem es noch nicht zu Einschmelzungen und Eiterbildungen gekommen ist, reicht es meist aus, sie mit Antibiotika in Tablettenform zu behandeln. In aller Regel werden Penicillin oder Antibiotika aus der Familie der Cephalosporine verwendet.
Zusätzlich muss die Hand geschont und ruhig gestellt werden. Dies erfolgt mit einem Gips oder einer Schiene.
Gerade an der Hand kommt es zu Phlegmonen, da dort kleinere Verletzungen häufiger vorkommen. Allzu oft wird ihnen keine Bedeutung zugemessen, es wird vielleicht ein Pflaster auf die Wunde geklebt, vielleicht aber auch nicht. Doch schon der Stich mit einer Nadel reicht aus, damit Bakterien wie Streptokokken oder Staphylokokken in die Haut und in das Gewebe eindringen können, wo sie eine Phlegmone auslösen können.
Es ist ratsam, auch kleine und kleinste Verletzungen an den Händen mit einem geeigneten Mittel zu desinfizieren. Damit kann man einer Infektion mit Bakterien und der Bildung einer V-Phlegmone entgegenwirken.
Kommt es nach einer scheinbar unbedeutenden Verletzung zu plötzlichem Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit und allgemeinem Krankheitsempfinden, kann das ein erstes Anzeichen für eine V-Phlegmone sein. Patienten sollten aufgrund der Schwere der Krankheit und aufgrund der Dringlichkeit, die V-Phlegmone in einem frühen Stadium zu behandeln, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig einen Arzt aufsuchen.
aktualisiert am 27.09.2022