Bei beiden Erkrankungen handelt es sich um bakterielle Hautinfektionen, die nach Verletzungen entstehen können. Der Verlauf der beiden Erkrankungen ist ähnlich. Sowohl bei einer Phlegmone als auch bei einem Erysipel kommt es zu Schwellungen der Haut im betroffenen Bereich, die Haut ist schmerzempfindlich, wird rot und sehr warm. Auch die Behandlung, die in beiden Fällen mit Antibiotika erfolgt, ist ähnlich.
Dennoch gibt es Unterschiede zwischen den beiden Erkrankungen. Einer der Unterschiede besteht in den jeweiligen bakteriellen Erregern: Eine Phlegmone wird in der Regel durch Staphylokokken ausgelöst, während für ein Erysipel in den meisten Fällen Streptokokken verantwortlich sind. Das ist aber nicht grundsätzlich der Fall. Ein durch Streptokokken ausgelöstes Erysipel kann sich durchaus auch zu einer Phlegmone entwickeln. Unterschiedlich ist auch das Erscheinungsbild und die Tiefe der Infektion.
Bakterielle Hautinfektionen können durch eine Vielzahl von Bakterien verursacht werden, in den meisten Fällen ist es jedoch so, dass für eine Phlegmone eine Infektion mit Staphylokokken verantwortlich ist, während für das auch als Wundrose bekannte Erysipel Streptokokken verantwortlich sind. Sowohl Staphylokokken als auch Streptokokken sind sogenannte Kugelbakterien, die in ihrer Form zwischen rund, oval und eiförmig variieren können. Bei den Streptokokken handelt es sich um die sogenannten Kettenkokken, die kettenförmig gelagert sind. Staphylokokken hingegen sind Haufenkokken, also haufenförmig gelagerte Kokken.
Es gibt etwa 50 Arten von Staphylokokken, die die Haut oder Schleimhaut von Menschen oder Wirbeltieren besiedeln können. Staphylokokken sind außerdem in der Umwelt zu finden und kommen in Gewässern und der Luft vor oder besiedeln Lebensmittel. Sie können bei Menschen und Tieren zu Vergiftungen und Entzündungen führen.
Streptokokken sind weit verbreitete Bakterien, die an vielen Pflanzen, aber auch an Menschen und Säugetieren angesiedelt sind. Einige Streptokokkenarten sind nützlich und werden verwendet, um beispielsweise Silage, Sauergemüse oder Sauermilchprodukte herzustellen. Andere wiederum sind sehr gefährlich und können verschiedene Arten von Erkrankungen bei Menschen und Tieren hervorrufen. So verursacht beispielsweise Streptococcus mutans Karieserkrankungen und Streptococcus pyogenes löst eitrige Erkrankungen aus.
Das Erysipel betrifft in erster Linie die oberen Hautschichten. Die Haut wird an den betroffenen Stellen sehr rot und glänzend und es bildet sich eine schmerzempfindliche Schwellung. Der betroffene Hautbereich ist scharf von dem gesunden Gewebe abgegrenzt. Durch die Entzündung der Lymphgefäße kann sich die Rötung zungenartig ausbreiten. Benachbarte Lymphknoten können anschwellen und schmerzen. In sehr schweren Fällen bilden sich durch das Erysipel auch Blasen auf der Haut. Zusätzlich fühlen sich die Patienten schon mit dem Auftreten der ersten Hautrötungen allgemein krank und unwohl und leiden unter Fieber.
Anders als beim Erysipel sind bei der Phlegmone die tieferen Hautschichten betroffen. Hier finden die entzündlichen Prozesse vor allem in der Unterhaut statt. Die Haut rötet sich auch bei der Phlegmone, anders als beim Erysipel ist die Rötung jedoch zumeist matter und von dunklerer Farbe. Die Ränder der Rötung sind weniger scharf begrenzt und sowohl Fieber wie auch ein allgemeines Krankheitsgefühl bleiben bei der Phlegmone zunächst aus. Unterschieden wird zwischen der begrenzten Phlegmone, die sich mit Antibiotika behandeln lässt und der schweren Phlegmone, bei der abgestorbenes Gewebe durch eine Operation entfernt werden muss.
Dringt eine Entzündung bei einem Erysipel von den oberen in tieferen Hautschichten vor, so kann sich aus einem anfänglichen Erysipel eine Phlegmone entwickeln.
Sowohl die Phlegmone als auch das Erysipel entstehen, wenn Bakterien in die Haut eindringen. Ist die Haut durch Vorerkrankungen wie beispielsweise Neurodermitis, Pilzinfektion oder ähnliches vorgeschädigt, können die Bakterien besonders leicht eindringen.
Auch kleine Verletzungen durch Insektenstiche oder Nadelstiche oder größere Verletzungen sowie Tierbisse können zu einer Infektion mit Streptokokken oder Staphylokokken und einer daraus entstehen Phlegmone oder einem Erysipel führen. Außerdem kann es in Krankenhäusern zu einer Bakterieninfektion und daraus entstehenden Erysipelen oder Phlegmonen kommen, wenn bei einer Operation oder einem anderen Eingriff Bakterien in eine Wunde eindringen.
Durchblutungsstörungen und ein schwaches Immunsystem, das durch andere Krankheiten wie beispielsweise HIV oder durch Medikamente hervorgerufen wird, machen es den Bakterien noch leichter, sich im Gewebe anzusiedeln und gelten daher als besondere Risikofaktoren bei der Entstehung von Erysipelen und Phlegmonen.
Da es sich bei beiden Erkrankungen um bakterielle Infektionen handelt, sind Antibiotika bei der Behandlung das Mittel der Wahl. Je nach Schwere der Erkrankung werden die Antibiotika in Tablettenform oder über einen intravenösen Tropf verabreicht.
Der jeweilige Körperteil, an dem die Infektion aufgetreten ist, wird, soweit es möglich ist, ruhiggestellt.
Bei eitrigen Phlegmonen, die in den tieferen Hautschichten zu abgestorbenem Gewebe geführt haben, ist ein operativer Eingriff unumgänglich, da das abgestorbene Gewebe entfernt werden muss. Wundspülungen, lokal eingesetzte Antiseptika und eine Wunddrainage sind oft erforderlich, um die Entzündung zu stoppen.
aktualisiert am 29.05.2020