Die Pfortaderthrombose ist eine Verengung oder ein Verschluss der Pfortader mit einem Blutgerinnsel. Es handelt sich um eine seltene Form des Gefäßverschlusses. Sie entwickelt sich meist aufgrund einer anderen Grunderkrankung, am häufigsten sind dies akute oder chronische Erkrankungen der Leber. Die Pfortaderthrombose kann symptomlos verlaufen oder im akuten Fall zu starken Bauchschmerzen und Schwellungen im Bauch durch Wasseransammlungen führen. Gefährlich sind begleitende Blutungen im Magen-Darm-Bereich.
Die Pfortader ist ein Vene, die das sauerstoffarme und (nach der Nahrungsaufnahme) nährstoffreiche Blut aus den Venen der Verdauungsorgane sammelt und zur Leber transportiert. Sie wird daher auch Leberpfortader (Vena portae hepatis) genannt. Eine weitere Bezeichnung lautet Portalvene. In der Leber werden Nährstoffe, aber auch Schadstoffe und Abbauprodukte verstoffwechselt oder abgebaut. Die Pfortader ist etwa sechs Zentimeter lang und liegt im Bauchraum direkt hinter der Bauchspeicheldrüse. Sie tritt an der unteren Seite der Leber, der sogenannten Leberpforte, in die Leber ein.
Die Ursachen für die Entwicklung einer Pfortaderthrombose sind unterschiedlich. Sie entwickelt sich selten spontan, sondern in der Regel aufgrund einer anderen Erkrankung. In etwa einem Drittel der Fälle bleibt die Ursache jedoch unerkannt. Grundsätzlich können alle Erkrankungen, die zu einer erhöhten Blutgerinnungsneigung führen oder die Blutflussgeschwindigkeit in der Leber reduzieren, eine Pfortaderthrombose hervorrufen. Dazu zählen:
Die Pfortaderthrombose ist durch eine Reihe von Symptomen gekennzeichnet, die sich durch den Verschluss dieses Blutgefäßes ergeben. Zunächst verspürt der Patient oft unklare Beschwerden mit
Dann kommt es zu den Auswirkungen der Blutstauung in der Pfortader.
Es bildet sich ein Blutfluss in Gefäßen, die die Leber umgehen (portosystemische Gefäße). Dadurch entwickeln sich Umwegskreisläufe (Kollateralgefäße) über Magen, Speiseröhre, Mastdarm, Milz und Niere. In entsprechenden Bereichen kann es zur Ausbildung von Krampfadern (Varizen) kommen. Auffällig können verdickte Venen unter der Haut im Bereich des Bauchnabels sein (sogenanntes Caput medusae). Im Magen oder der Speiseröhre besteht die Gefahr, dass die Krampfadern reißen. Dies führt zu starken, gefährlichen Blutungen im Magen-Darm-Trakt. Symptome dafür sind das Erbrechen von Blut oder eine schwarze Verfärbung des Kots (Teerstuhl) durch die Ausscheidung von Blut.
Durch eine Flüssigkeitsansammlung im Bauchraum (Aszites) ist der Bauch angeschwollen.
Als schwere Komplikation kann es zu einem Darminfarkt mit Absterben von Darmgewebe und einem Darmverschluss kommen. Die Folge ist eine lebensbedrohliche Bauchfellentzündung (Peritonitis).
Es kommt zum Anstieg verschiedener schädlicher Stoffe im Blut (besonders Ammoniak). Diese gelangen über den Blutkreislauf in das Gehirn. Die Zellen schwellen an. Es kommt zu zunehmender Verschlechterung der kognitiven (Fähigkeit, Signale aus der Umwelt wahrzunehmen) und motorischen (die Bewegung betreffenden) Funktionen. Im weiteren Verlauf endet die Erkrankung im lebensbedrohlichen Leberkoma.
Durch den erhöhten Druck in der Portalvene kommt es zum Rückstau in die Milz. Diese vergrößert sich (Splenomegalie). Folge sind eine Blutarmut (Anämie) sowie eine Reduktion von weißen Blutkörperchen (Leukopenie) und Blutplättchen (Thrombozytopenie). Dies kann zu Symptomen wie Blässe, eingeschränkter Leistungsfähigkeit, Atemproblemen, Abwehrschwäche oder vermehrter Blutungsneigung führen.
Eine Verdachtsdiagnose der Pfortaderthrombose besteht bei Patienten mit Vorerkrankungen im Leberbereich, die unter plötzlich auftretenden oder stärker werdenden Bauchschmerzen leiden. Das gilt besonders für Betroffene mit bekannter akuter oder chronischer Leberentzündung (Hepatitis), Zirrhose oder mit einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse.
Ein sicherer Nachweis eines Blutgerinnsels in der Pfortader kann mittels Ultraschall gebracht werden. Durch Dopplerultraschall-Untersuchungen lässt sich der Blutfluss in der Pfortader darstellen. Verschließt oder verengt ein Blutgerinnsel das Gefäß, ist der Blutfluss verlangsamt oder nicht mehr vorhanden. Bei Unklarheiten wird eine Computertomographie (CT) oder Kernspintomograhie (MRT) durchgeführt.
Besteht der Verdacht, dass sich durch einen erhöhten Druck in der Pfortader sogenannte Kollateralgefäße (Umgehungsgefäße) ausgebildet haben, wird eine Angiographie (Gefäßdarstellung) mit Kontrastmittel durchgeführt. Röntgendichte Kontrastmittel werden in die Vene injiziert und der Verlauf der Blutgefäße im Röntgenbild dargestellt.
Unverzichtbar ist außerdem die Suche nach der Ursache der Pfortaderthrombose.
Wird die Pfortader durch ein plötzlich auftretendes Blutgerinnsel verschlossen, werden manchmal Medikamente eingesetzt, die zu einer Auflösung des Blutgerinnsels führen (zum Beispiel Gewebeplasminogenaktivator). Ihre Wirkung ist allerdings umstritten. Nach Behandlung oder Beseitigung der Ursache erhalten Betroffene für bis zu sechs Monate Antikoagulanzien. Dies sind Medikamente, die die Blutgerinnung abschwächen (zum Beispiel Heparin, Warfarin, Phenprocoumon wie Marcumar®, Acetylsalicylsäure wie Aspirin®). Sie lösen bereits gebildete Gerinnsel nicht auf, verhindern aber die Bildung neuer.
Bei Neugeborenen mit Nabelentzündung oder Kindern mit Blinddarmentzündung, bei denen es zur Pfortaderthrombose gekommen ist, wird die zugrundeliegende Erkrankung behandelt.
Liegt eine portale Hypertension vor (Hochdruck im Pfortadersystem), werden vor allem die auftretenden Begleiterscheinungen behandelt. Kommt es zu Blutungen aus Krampfadern in der Speiseröhre, können diese über eine Magenspiegelung (endoskopisch) mittels Gummibändern verschlossen werden. Außerdem erhalten Betroffene Medikamente, die den Druck in der Pfortader senken (Betablocker, Octreotid). Lässt sich die Pfortaderthrombose anderweitig nicht erfolgreich behandeln oder kommt es zu verschiedenen Komplikationen, kann eine Bauchoperation notwendig werden.
Die gefährlichsten akut eintretenden Komplikationen der Pfortaderthrombose sind starke Blutungen aus Krampfadern im Magen oder in der Speiseröhre. Die Stillung der Blutungen ist entscheidend für die Heilungsaussichten.
Können die ursächlichen Faktoren unter Kontrolle gebracht werden und erfolgt eine ausreichend lange Therapie mit Antikoagulanzien, wird bei zehn bis 40 Prozent der Patienten mit akuter Thrombose die Pfortader wieder durchgängig.
Im chronischen Verlauf einer Pfortaderthrombose kommt es zur Milzvergrößerung durch Rückstau in den Gefäße, Funktionsstörungen des Gehirns und zu gestörter Stoffaufnahme (Resorptionsstörung) im Magen-Darm-Trakt, so dass auch Medikamente nicht ausreichend aufgenommen werden können. Wichtig ist, die zugrundeliegende Erkrankung rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, um ein Fortschreiten zu verhindern. Früh behandelte Patienten haben, abhängig von Alter und Begleiterkrankungen, meist eine gute Prognose.
Hinweis: Bei erblicher Thromboseneigung ist Patienten eine genetische Beratung zu empfehlen. Liegt eine dauerhafte Thromboseneigung vor, kann eine lebenslange Therapie mit Antikoagulanzien (gerinnungshemmenden Medikamenten) nötig sein.
aktualisiert am 05.07.2022