Das Pfeiffersche Drüsenfieber (synonym: infektiöse Mononukleose, Kissing Disease) wird durch einen zu den Herpesviridae gehörenden Erreger, das Epstein-Barr-Virus (EBV), verursacht. Die Infektion ist weltweit vorkommend und durch eine nahezu 100%ige Durchseuchung im Erwachsenenalter gekennzeichnet.
Da das Erregerreservoir ausschließlich der Mensch ist, findet sich keine saisonale Krankheitshäufung. Bei der Primärinfektion, die meist bei älteren Kindern oder jüngeren Erwachsenen auftritt, kommt es zu hohem Fieber, Lymphadenopathie (Lymphknotenschwellungen), Angina und Pharyngitis.
Auffällig ist bei den Patienten ein fauliger Mundgeruch. Nicht selten werden im Gefolge der akuten Infektion eine Splenomegalie (Vergrößerung der Milz), Hepatomegalie (Vergrößerung der Leber), Ikterus (Gelbsucht) und ein generalisiertes Exanthem (Hautausschlag) beobachtet. Asymptomatische (ohne Symptome) Verläufe sind insbesondere bei kleineren Kindern möglich.
Während die akute EBV-Infektion bei sonst gesunden Personen in aller Regel eine benigne Erkrankung darstellt, kann diese bei Kindern mit angeborenem oder erworbenen Immundefekt einen schweren, oftmals letalen (tödlichen) Verlauf nehmen.
Übertragen wird das Virus durch Tröpfcheninfektion. EBV ist mit verschiedenen Malignomen (bösartigen Erkrankungen), wie dem Nasopharynxkarzinom und dem Burkitt-Lymphom, assoziiert.
Als klassischer Übertragungsweg von EBV gilt das Küssen (deshalb "kissing disease"). Auch durch Bluttransfusion oder Organtransplantation kann EBV übertragen werden.
Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit) beträgt zwischen 10 bis 50 Tage. Nach der Infektion befällt das Virus zunächst das lymphoepitheliale Gewebe des Rachenraums. Es kommt dann sekundär zur Infektion der im Blut zirkulierenden B-Lymphozyten, die sich zu Lymphoblasten transformieren. Diese Lymphoblasten können sich unbegrenzt teilen.
Bei Immunkompetenten wird dieser rasch proliferierende B-Lymphozyten-Zellklon durch virusspezifische zytotoxische T-Lymphozyten und natürliche Killerzellen eliminiert. Wie auch bei anderen Infektionen durch Herpesviridae verharrt (persistiert) EBV nach der durchgemachten akuten Erkrankung.
Das Virus lässt sich dann in B-Lymphozyten nachweisen. Reaktivierungen sind jederzeit, etwa im Rahmen einer anderen Infektion, bei immunsuppressiver Therapie oder Organtransplantation, möglich.
Eine spezifische antivirale Therapie besteht nicht. In der akuten Krankheitsphase ist Bettruhe meist die wirksamste Therapie. Eine Isolierung akut Erkrankter ist nicht notwendig.
Gefährlich wird es, wenn der Arzt das Pfeiffersche Drüsenfieber mit Amoxicillin behandelt, weil er eine bakterielle Infektion vermutet. Die Gabe des Antibiotikums Amoxicillin bei Halsschmerzen ist aus diesem Grund ein ärztlicher Kunstfehler, weil hinter den Halsschmerzen auch immer das viral bedingte Pfeiffersche Drüsenfieber stecken kann. Wird Amoxicillin gegeben, dann besteht die Gefahr, dass ein toxisch-hämorrhagisches Exanthem auftritt. Das ist der häufigste durch Arzneimittel ausgelöste Hautausschlag. Der Hautausschlag zeigt sich durch Rötungen, Hauterhabenheiten, roten Knoten und Flecken. Gleichzeitig ist er von Juckreiz begleitet. Es ist noch nicht geklärt, warum dieser Ausschlag auftritt.
Die Diagnose eines Pfeifferschen Drüsenfiebers lässt sich oftmals bereits durch den Nachweis von aktivierten B-Lymphozyten ("Pfeiffer-Zellen") im Blutausstrich stellen. Ansonsten erlaubt die Virusserologie den Nachweis und die Differenzierung einer akuten, durchgemachten, reaktivierten oder chronischen EBV-Infektion.
Schnelltests, mit denen heterophile Antikörper nachgewiesen werden, sind in der Praxis oftmals hilfreich. An rekombinanten Impfstoffen gegen EBV wird zwar gearbeitet, jedoch ist in den nächsten Jahren nicht mit einer Einführung zu rechnen.
Letzte Aktualisierung am 25.01.2022.