Eine diagnostische Pelviskopie ist eine kleine Operation zur Untersuchung, um Kinderlosigkeit oder Beschwerden im unteren Bauchbereich und Becken abklären zu können. Im selben Eingriff können auch Maßnahmen zur Behandlung durchgeführt werden.
Bei der Pelviskopie handelt es sich um eine Variante der Bauchspiegelung (Laparoskopie). Der Begriff Pelviskopie wurde durch den Gynäkologen Kurt Semm eingeführt, der sie von der Laparoskopie der inneren Bauchorgane abgrenzte, die in der Bauchchirurgie (Viszeralchirurgie) eine große Rolle spielt. Die Pelviskopie ist hingegen in der Frauenheilkunde ein wichtiger Eingriff, bei dem vor allem im Becken und Unterbauch operiert wird.
Eine Pelviskopie oder Laparoskopie (Bauchspiegelung) kann angezeigt sein, um Beschwerden im Unterbauch abzuklären, zum Beispiel Schmerzen (akutes Abdomen). Dabei ist auch eine Behandlung bestimmter Veränderungen möglich, beispielsweise von solchen durch die Krankheit Endometriose oder von Verwachsungen der Bauchorgane. Neben der Untersuchung bei Schmerzen im Bauchraum kann eine Bauchspiegelung auch dazu dienen, eine Kinderlosigkeit abzuklären.
Die Ursachen für Kinderlosigkeit können beim männlichen oder beim weiblichen Partner liegen. Oftmals kann jedoch kein Grund nachgewiesen werden, weshalb ein Paar keine Kinder bekommt. Beim Mann kann beispielsweise eine Spermaschädigung vorliegen.
Bei der Frau können Fehlbildungen und Veränderungen der Gebärmutter zur Kinderlosigkeit führen. Es kann eine Schädigung der Eileiter (Tuben) vorliegen, etwa eine Verklebung. In diesem Fall können Eizelle oder Spermien nicht mehr durch den Eileiter hindurch wandern. Ein solcher Tubenverschluss entsteht oft nach Entzündungen, nach Operationen oder durch Gewebeveränderungen. Ebenso können Verwachsungen im Bauchraum die Ursache darstellen. Wenn Tumore ausgeprägt sind, beispielsweise gutartige Myome oder Polypen, kann sich dies ebenfalls in Form einer Kinderlosigkeit bemerkbar machen. Oft liegt die Ursache der Zeugungsunfähigkeit auch im Eierstock (Ovar) sowie an hormonellen Störungen.
Trotz der Bemühungen und dem Geschlechtsverkehr zum eigentlich richtigen Zeitpunkt im Zyklus der Frau kommt es bei Kinderwunsch nicht zur Zeugung eines Kindes (Sterilität der Frau) oder eine beginnende Schwangerschaft kann nicht ausgetragen werden (Infertilität).
Des Weiteren kann auch die Krankheit Endometriose vorliegen, was sowohl eine ausbleibende Schwangerschaft als auch Bauchbeschwerden verursachen kann. Bei der Endometriose befindet sich Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) außerhalb der Gebärmutter. Dieses ektope (nicht am richtigen Ort befindliche) Gewebe reagiert auf Hormoneinflüsse genauso wie das eigentliche Gebärmutterinnere, es nimmt daher an den Regelblutungen teil. Eine definitive Ursache für die Endometriose ist derzeit nicht bestätigt. Es werden aber verschiedene Möglichkeiten der Entstehung diskutiert, von denen eventuell mehrere Mechanismen zutreffen, zum Beispiel eine Störung in der Embryonal-Entwicklung oder eine Verschleppung von Gebärmuttergewebe.
Bei Endometriose befinden sich die Herde mit ektoper Gebärmutterschleimhaut oft an Bauchfell, Eierstock, Eileiter, Darm oder in der muskulösen Wand der Gebärmutter. Bei kleinen Befunden bestehen häufig keine Beschwerden. An der Stelle, an der sich die Endometriose ausgebildet hat, bestehen oft ähnlich wie in der Gebärmutter Schmerzen, die abhängig von der weiblichen Periode sind und oft ein oder zwei Tage vor der Regelblutung am stärksten ausgeprägt sind. Wenn der Endometrioseherd als Zyste (Gewebe um einen Hohlraum herum) vorliegt, kommt es oft zur Blutung in den Hohlraum hinein. Dadurch kann ein Spannungsschmerz verursacht werden. Insbesondere wenn sich Endometriose am Eierstock befindet, besteht oft Unfruchtbarkeit, obwohl es zu Regelblutungen kommen kann.
Ungefähr jede zweite unfruchtbare Frau hat eine Endometriose.
Verwachsungen entstehen nach Operationen, Verletzungen oder Entzündungen im Bauchraum. Durch ein bestimmtes Zusammenspiel von Substanzen und Körperzellen, die auch bei entzündlichen Reaktionen vorhanden sind, kommt es innerhalb von Tagen zum Zusammenheften und Verkleben zwischen den Organen. Die Verwachsungen können mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie, Pelviskopie) ermittelt und gelöst werden.
Bei Verwachsungen können leichte Beschwerden wie Bauchschmerzen, Druckgefühl im Bauch oder Stuhlunregelmäßigkeiten bestehen. Die Schmerzen können chronisch werden. Nur sehr selten ergeben sich schwerwiegende Komplikationen oder sehr starke Beschwerden.
Bei ungewollter Kinderlosigkeit wird eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt. Neben der Untersuchung des männlichen Partners und seiner Spermien wird zunächst die Patientin befragt (Anamnese) und es wird eine Grunduntersuchung der weiblichen Genitalien sowie eine körperliche Untersuchung des Bauches vorgenommen. Eine Blutuntersuchung, speziell auf Hormonspiegel, ist sinnvoll. Der Schleim von Gebärmutterhals und Scheide wird untersucht. Teilweise werden auch gezielt der Schleim der Frau und die Spermien des Mannes zusammengebracht, um festzustellen, ob eine gute Spermienwanderung möglich ist. Im Ultraschall und im Röntgenbild können verschiedene Veränderungen festgestellt werden.
Bauchschmerzen und weitere Bauchbeschwerden werden ebenfalls mit einer Abtastuntersuchung, mit Röntgen und Ultraschall, einer Blutentnahme und je nach Befund weiteren Methoden untersucht.
Die Bauchspiegelung und Beckenspiegelung wird in aller Regel in Vollnarkose vorgenommen.
Die Pelviskopie zählt zu den minimal-invasiven Eingriffen. Bei einer solchen endoskopischen Operation wird über einen kleinen Einschnitt am Bauchnabel ein optisches Gerät (Laparoskop) mit einer kleinen Videokamera eingeführt. Benötigte Instrumente werden über weitere Einschnitte in den Bauchraum eingebracht und können von außen gesteuert werden.
Auf einem Monitor sieht der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet und kann die notwendigen Maßnahmen durchführen.
Soll eine Kinderlosigkeit überprüft werden, so wird über die Scheide ein Instrument in die Gebärmutter eingeführt, mit der ein blauer Farbstoff injiziert wird. Mit dem Farbstoff kann festgestellt werden, ob die Eileiter durchgängig sind. In diesem Fall tritt die blaue Flüssigkeit über die Eileiter in die Bauchhöhle (Chromopertubation) und kann über die Kamera gesehen werden.
Falls Verwachsungen im Bauchraum oder Endometrioseherde gefunden werden, können diese getrennt, mit Hitze verödet werden oder entfernt werden. Eine Probeentnahme von Gewebe kann erfolgen, um dieses in einer anschließenden feingeweblichen Untersuchung (Histologie) beurteilen zu können.
Je nach Befund können weitere Eingriffe und Maßnahmen, auch im derselben Sitzung, angezeigt sein. Auch Komplikationen können dazu zwingen, die Operation zu erweitern oder andere Maßnahmen durchzuführen.
Bei der Bauchspiegelung können sich verschiedene Probleme ergeben. Durch die Instrumente können in seltenen Fällen Bauchorgane geschädigt werden. Blutungen, Nachblutungen und Nervenverletzungen können vorkommen. In sehr seltenen Fällen kann es zu gefährlichen Auswirkungen wie beispielsweise einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung oder einem Darmverschluss kommen. (Erneute) Verwachsungen können sich später ausbilden. Weiterhin kann es zu Wundheilungsstörungen und Narbenbildungen kommen, wodurch sich funktionelle und ästhetische Nachteile ergeben können. Narbenbrüche an der Bauchdecke können manchmal entstehen. Das Endometriosegewebe kann, zum Beispiel bei Riss einer Zyste (Gewebekammer), im Bauchraum gestreut werden und dann weitere Beschwerden verursachen. Allergische Reaktionen können auftreten.
Das Lösen von Verwachsungen, die Entfernung von Endometriose oder weitere Maßnahmen können oft die Bauchbeschwerden beseitigen oder vermindern. Die Operation kann bei Erfolg dazu führen, dass das Zeugen oder Austragen eines Kindes wieder möglich ist. Dies kann jedoch nicht garantiert werden.
Nach der Operation können sich neue Verwachsungen oder Endometriosestellen bilden (Rezidiv).
Neben der Operation können weitere Behandlungsmaßnahmen notwendig sein. Die weitere Therapie richtet sich nach den vorgefundenen Veränderungen. Eine medikamentös-hormonelle Behandlung ist bei Endometriose beispielsweise oft angezeigt, um Beschwerden zu mindern, die Herde zu verkleinern oder sie ganz verschwinden zu lassen.
Bei ambulant stattfindender Operation muss sich die Patientin abholen lassen und sollte für einen Tag kein Auto fahren, keine Maschinen bedienen und auch keine bedeutsamen Entscheidungen treffen.
Geschlechtsverkehr kann oft für einen bestimmten Zeitraum nicht ausgeübt werden. Das Personal gibt darüber Auskunft. Tampons sollten nicht benutzt werden, besser sind Binden beziehungsweise Slipeinlagen.
Ärztliche Kontrollen sollten regelmäßig wahrgenommen werden.
Ergeben sich Auffälligkeiten, die Zeichen von Komplikationen sein können, sollte möglichst rasch der Arzt kontaktiert werden.
aktualisiert am 08.03.2024