Kinder sind allgemein anfälliger für Erkältungskrankheiten. Nicht selten kommt es in jungen Jahren häufiger dazu, dass im Zuge der Erkältung die Ohren betroffen sind. Viele Eltern haben vom Kinderarzt oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt schon einmal die Diagnose Paukenerguss gehört. Insbesondere bei Kindern unter acht Jahren kann die Entzündung des Ohres und die Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr eine Begleiterscheinung von Erkältungen sein. Bei einem länger andauernden (chronischen) Paukenerguss empfiehlt sich der Einsatz eines Paukenröhrchens, sofern andere Behandlungsmethoden wirkungslos sind. Das Röhrchen bewirkt eine Luftzufuhr von außen über das Trommelfell, welche über die natürliche Verbindung des Mittelohrs zum Rachenraum (die Eustachische Röhre) nicht mehr gegeben ist.
Von einem Paukenerguss spricht man, wenn sich im Innenohr wässrige oder eitrige Flüssigkeit ansammelt. Im Mittelohr ist üblicherweise Luft und die Eustachische Röhre ermöglicht als Verbindung zum Rachen eine Luftzirkulation. Im Zuge einer Erkältung und insbesondere der dadurch entstehenden Schwellungen kann sich die Verbindung verschließen. Die Luft wird nicht mehr ausgeglichen und Flüssigkeit sammelt sich an. Wenn das Ohr nicht mehr belüftet ist, spricht man von einem Paukenerguss. Kommt es zu einer Verstopfung durch die Flüssigkeit, entsteht ein Unterdruck hinter dem Trommelfell. Besonders kleinere Kinder sind von Paukenergüssen betroffen.
Oft klingen die Symptome ab, wenn die Erkältung sich zu einem Ende neigt und das Ohr wieder belüftet wird. Dann ist keine weitere Behandlung notwendig. In einigen Fällen kann es jedoch vorkommen, dass der Paukenerguss bestehen bleibt. Bei lang anhaltenden Beschwerden (über drei Monate hinweg) und wenn die medikamentöse Therapie keinerlei Erfolg zeigt, besteht die Möglichkeit, das Mittelohr durch das Trommelfell mit Hilfe eines operativen Eingriffs zu belüften. Dazu wird ein kleiner Schnitt in das Trommelfell gemacht, die Trommelfell-Parazentese. Durch diesen Schnitt ist es möglich, die angesammelte Flüssigkeit aus dem Mittelohr abzusaugen und die Belüftung wiederherzustellen.
In einigen Fällen ist es ratsam, die Belüftung des Ohres mit Hilfe eines Paukenröhrchens für längere Zeit zu gewährleisten. Hierbei wird ein etwa eineinhalb Millimeter großes Röhrchen durch den Schnitt eingesetzt (auch Paukendrainage genannt). Über das Röhrchen ist eine Belüftung gewährleistet und das Ohr verstopft nicht ein weiteres Mal. Das Paukenröhrchen kann entweder gleich bei der ersten Operation zur Parazentese eingesetzt werden oder bei einem erneuten Eingriff, wenn die Parazentese keinen Erfolg gebracht hat.
Für den Einsatz eines Paukenröhrchens sprechen die folgenden Faktoren:
Das Paukenröhrchen kommt zudem bei Kindern mit Gaumenspalten oder Down-Syndrom zum Einsatz, die an Paukenergüssen leiden. Nur in Ausnahmefällen eines chronischen Ergusses werden Erwachsene mit einem Paukenröhrchen behandelt.
Das Röhrchen kann später mithilfe eines erneuten Eingriffs entfernt werden, häufig wird es aber nach einigen Monaten bis einem Jahr schon von selbst abgestoßen.
Nicht immer muss ein Paukenerguss operativ behandelt werden. Zunächst wird versucht, die Erkrankung mit Hilfe von weniger stark eingreifenden Methoden zu behandeln. Dazu zählt unter anderem die Inhalationstherapie. Im Zuge der Verabreichung von Medikamenten wird zunächst zur Nasenspülung oder zu abschwellenden Nasensprays gegriffen. Handelt es sich um einen bakteriellen Infekt, der für die Infektion verantwortlich ist, werden gegebenenfalls Antibiotika verabreicht. Zur Behandlung der Symptome, insbesondere bei starken Schmerzen, die durch den Paukenerguss verursacht werden können, kommen Schmerzmittel zum Einsatz.
Ein Paukenerguss ist nichts Lebensbedrohliches und hat keine schwerwiegenden Folgen wie Schwerhörigkeit – jedoch nur dann, solange er rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Bei Kindern tritt er häufiger auf als bei Erwachsenen. Eltern, deren Kinder noch unter acht Jahren sind, wird empfohlen, sofort zum HNO-Arzt zu gehen, wenn die Kinder sich unwohl fühlen und über Schmerzen im Ohr klagen. Auch leichtes Schwindelgefühl kann ein Symptom für einen Paukenerguss sein.
Nicht immer äußert sich die Entstehung eines Paukenergusses so deutlich, dass dieser gleich erkannt wird. Besonders dann, wenn das Kind noch nicht in dem Alter ist, die Schmerzen genau zu definieren und mitzuteilen, liegt es an den Eltern, das Verhalten ihres Kindes genau zu deuten. Kommt es in Verbindung mit einer Erkältung zu Verhaltensänderungen wie häufiges Berühren des Ohres, Schmerzen (Wehleidigkeit) oder Schwerhörigkeit, ist es wichtig, den Kinderarzt aufzusuchen, um Spätfolgen wie dauerhafte Schwerhörigkeit zu vermeiden – gegebenenfalls durch Einsatz eines Paukenröhrchens.
aktualisiert am 24.04.2020