Ein Paukenerguss – auch Mittelohrerguss genannt – kommt besonders bei Kindern zwischen drei und sieben Jahren vor. Aber auch Erwachsene können betroffen sein. Die Operation ist eine Behandlungsmöglichkeit bei hartnäckigen Paukenergüssen. Die Operation kann ein einfacher Einschnitt des Trommelfells sein (Parazentese), der Einsatz von Paukenröhrchen oder zusätzlich die Entfernung der Rachenmandeln.
Bei Kindern können einfache Erkältungen schnell zu einer Mittelohrentzündung führen. Die Krankheitserreger gelangen dann über die sogenannte Tube, die Verbindung zwischen Nasenrachenraum und Ohr, ins Mittelohr. Die Anatomie des Mittelohrs ist bei Kindern enger als bei Erwachsenen. Daher schwillt das Ohr schon bei kleineren Entzündungen schnell zu. Ist die Tube (Ohrtrompete) verstopft, entsteht ein Unterdruck im Mittelohr. Bleibt dieser Unterdruck bestehen, können sich dort Gewebsflüssigkeit, Eiter und Entzündungsflüssigkeit sammeln. Diese können nicht mehr durch die Tube abfließen und es kommt zu einem Paukenerguss. Ein Paukenerguss geht mit Schwerhörigkeit, oft auch mit Ohrenschmerzen einher.
Mithilfe einer Ohrmikroskopie kann der Arzt erkennen, ob sich hinter dem Trommelfell Flüssigkeit befindet, sich also ein Paukenerguss gebildet hat. Eine weitere Möglichkeit zur Diagnose ist die Tympanometrie, die den Druck des Mittelohrs misst.
In vielen Fällen verschwindet der Paukenerguss, wenn die Erkältung abklingt und die Schleimhäute abschwellen. Ist das Hörvermögen nicht oder nicht stark eingeschränkt, kann man abwarten. Mit abschwellenden Nasentropfen und Inhalations- und Dampfbädern kann man die Heilung versuchen zu beschleunigen. In schwereren Fällen mit Bakterienbefall verhindert ein Antibiotikum, dass sich die Entzündung weiter ausbreitet. Bei etwas größeren Kindern und bei Erwachsenen kann ein Nasenluftballon unkompliziert und weitgehend nebenwirkungsfrei Abhilfe schaffen und weitere Paukenergüsse verhindern. Durch regelmäßige Verwendung des Nasenluftballons wird die Paukenhöhle belüftet und das Hörvermögen verbessert. Bei bakteriellen Entzündungen darf der Luftballon nicht angewendet werden.
Haben alle konservativen Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg gebracht, kann operiert werden. Zum Beispiel ist eine OP dann sinnvoll, wenn ein Paukenerguss chronisch wird oder häufig Mittelohrentzündungen auftreten. Ansonsten könnten Vernarbungen im Ohr zur dauerhaften Beeinträchtigung des Hörvermögens führen. Bei einer stark eingeschränkten Nasenatmung und Schwerhörigkeit kann eine Operation ebenfalls angezeigt sein.
Bei Kindern sind oft vergrößerte Rachenmandeln – umgangssprachlich werden sie auch als Polypen bezeichnet – daran schuld, dass der Tubenmechanismus und die Belüftung des Mittelohrs gestört werden. In diesem Fall werden die Rachenmandeln unter Vollnarkose entfernt.
Im Trommelfell wird ein kleiner Schnitt von ein bis zwei Millimeter Länge gemacht (Parazentese), sodass die Flüssigkeit abgesaugt werden kann (Paukendrainage). 80 Prozent aller Paukenergüsse heilen alleine durch die Parazentese aus. Die kleinen Schnitte im Trommelfell verheilen innerhalb weniger Tage.
Besteht der Paukenerguss nach mehreren Wochen immer noch, werden Paukenröhrchen eingesetzt. Dabei werden erneut Schnitte ins Trommelfell gesetzt und das Paukenröhrchen hineingeschoben, sodass das Mittelohr über das Röhrchen von außen belüftet werden kann. Ein Paukenröhrchen besteht normalerweise aus Kunststoff und hat einen Durchmesser von 1,2 bis 1,5 Millimetern. Das eingesetzte Röhrchen verhindert, dass sich der Trommelfellschnitt schließt.
Das Einsetzen eines Paukenröhrchens ist eine häufige Operation, die ambulant durchgeführt wird. Sie dauert etwa 20 Minuten. Bei Erwachsenen wird örtlich betäubt, Kinder bekommen eine Vollnarkose. Die Patienten können meist noch am selben Tag wieder nach Hause gehen.
Die Schnitte im Trommelfell verheilen innerhalb weniger Tage. Die Röhrchen werden nach neun bis zwölf Monaten von selbst abgestoßen. Nur selten werden heute noch Paukenröhrchen eingesetzt, die wieder entfernt werden müssen. Dies ist dann der Fall, wenn immer wieder Paukenergüsse entstehen. Diese Röhrchen werden dann meist bist zum zehnten Lebensjahr im Ohr belassen, dann ist die Ohrtrompete groß genug, um die natürliche Belüftung des Ohres zu gewährleisten.
Nach der OP sollte man Seifenwasser in den Ohren vermeiden und zum Haarewaschen die Ohren beispielsweise mit einem Wattebausch mit Creme schützen. Bei Besuchen im Schwimmbad sollten die Paukenröhrchen mit speziellen Ohrstöpseln verschlossen werden. Krankheitserreger im Wasser könnten sonst ungehindert ins Ohr eindringen. Bei Flugreisen hingegen sind die Paukenröhrchen unproblematisch.
Der Sinn des Einsetzens von Paukenröhrchen bei Kindern ist in den letzten Jahren mehrfach hinterfragt worden. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass eine Paukendrainage und Paukenröhrchen das Hörvermögen unmittelbar verbesserten. Innerhalb eines Jahres machte es aber keinen Unterschied mehr, ob die betroffenen Kinder Röhrchen eingesetzt bekommen hatten oder nicht. Die Kinder hörten gleich gut und auch ein Einfluss auf die Sprachentwicklung konnte nicht nachgewiesen werden.
In den meisten Fällen wird deshalb heute mindestens drei Monate abgewartet, ob sich der Paukenerguss nicht von selbst auflöst oder mithilfe von Medikamenten beheben lässt.
aktualisiert am 16.11.2023