Ein Paukenerguss besteht, wenn sich Flüssigkeit in der Paukenhöhle, einem Anteil des Mittelohrs, angesammelt hat. Das Wasser im Ohr ist stark störend und kann das Hörvermögen herabsetzen. Dabei spielt auch ein Unterdruck im Mittelohr eine Rolle. Zudem kann ein Paukenerguss chronisch werden. Um die Flüssigkeit ohne einen Eingriff zu beseitigen, bietet sich die Anwendung eines Nasenballons an. Damit wird der bestehende Unterdruck im Mittelohr aufgehoben. Die Flüssigkeit kann allmählich über die Verbindung zum Nasen-Rachen-Raum (Eustachische Röhre) austreten. Die Behandlung mit dem Nasenballon ist auch als Tubensprengung bekannt. Die Ballon-Methode bewirkt durch regelmäßige Anwendung bei Paukenerguss-Patienten eine Normalisierung des Luftdrucks im Mittelohr. Das eingeschränkte Hörvermögen wird verbessert.
Der übliche Nasenballon besteht aus dem Luftballon und einem festen Nasenstück (die sogenannte Olive), das an ein Nasenloch gehalten wird. Manchmal hilft schon das Aufpusten des Luftballons über die Nase, die Eustachische Röhre wieder frei zu bekommen.
Ansonsten ist die Tubensprengung mit dem Nasenballon angezeigt, auch Politzer-Manöver genannt. Dazu nimmt der Patient Wasser in den Mund und schluckt, während er Luft aus dem Ballon in die Nase drückt. Das andere Nasenloch muss dabei verschlossen gehalten werden. Das Schlucken bewirkt einen Verschluss des Gaumens (stattdessen kann der Betroffene auch ein Wort mit mehreren „k“-Lauten sprechen, was den Gaumen ebenso verschließt). Die Luft aus dem Ballon kann aus der Nasenhöhle in dem Moment nicht mehr in den Rachenraum hinuntergelangen und geht mit Druck über die Eustachische Röhre in die Paukenhöhle hinein. Die Eustachische Röhre (oder „Tube“) wird regelrecht gesprengt. Der im Mittelohr bestehende Unterdruck wird aufgehoben, es entsteht im Idealfall ein Überdruck. Der hohe Druck in der Paukenhöhle führt innerhalb einiger Stunden zu einem Austreten von Flüssigkeit über die Eustachische Röhre in den Nasen-Rachen-Raum. Der Paukenerguss wird allmählich weniger. Ein Rest Flüssigkeit verbleibt im Mittelohr.
Der Nasenballon (zum Beispiel das Modell Otovent®) wird daher üblicherweise dreimal am Tag verwendet, um immer wieder Flüssigkeit des Paukenergusses aus dem Mittelohr befördern zu können. In der Regel dauert die Behandlung einige Wochen, manchmal wenige Monate. Kinder können den Nasenballon zur Eigenbehandlung regelmäßig anwenden. Hier sollte insbesondere bei sehr jungen Patienten ein Erwachsener dabei sein und den Vorgang beaufsichtigen beziehungsweise das Kind unterstützen. Üblicherweise eignet sich die Ballon-Methode ab einem Alter von drei Jahren.
Einige Menschen können den Druck über die verlegte Eustachische Röhre bereits mit dem Valsalva-Manöver ausgleichen. Dabei handelt es sich um ein kräftiges Pusten von Luft von innen gegen die zugehaltene Nase. Es entsteht ein Überdruck in der Nasenhöhle und oft öffnet sich die Eustachische Röhre. Ebenso wie bei der Ballon-Verwendung geht langsam die Flüssigkeit ab und nach einiger Zeit verschwindet der Paukenerguss. Gerade bei Kindern geht es mit dem Nasenballon jedoch häufig einfacher.
In einigen Fällen kann der Ballon nicht angewendet werden. Das gilt für Patienten mit einer akuten infektiösen Schleimhautentzündung, insbesondere wenn diese eitrig ist (Bakterien können sich dann leichter ausbreiten). Eine Mittelohrentzündung verbietet die Durchführung. Ebenso spricht ein geschädigtes Trommelfell mit Narben, die leicht reißen können, gegen die Tubensprengung mittels Ballon.
Verschwindet der Paukenerguss über längere Zeit trotz Anwendung des Ballons nicht, dann ist über eine Operation nachzudenken. Diese wird drei bis sechs Monate nach dem Beginn des Paukenergusses durchgeführt. Das Trommelfell wird eingeschnitten und in vielen Fällen wird ein sogenanntes Paukenröhrchen in das Trommelfell eingelegt. Das Paukenröhrchen hält eine Verbindung für Luft nach außen offen und bewirkt, dass der Druck im Mittelohr sich mit der Umgebung angleicht.
aktualisiert am 27.12.2018