Fast jedes Kind erleidet in der Zeit bis zur Einschulung mindestens einmal einen Paukenerguss. Die Ansammlung von Flüssigkeit im Mittelohr ist eine typische Begleiterscheinung der Erkältung. In der akuten Form heilt der Paukenerguss für gewöhnlich von allein wieder ab. Bei einem chronischen Verlauf drohen jedoch Folgeschäden, wenn die Behandlung ausbleibt.
Der Paukenerguss ist oft die Folge einer Erkältung, wenn die Schleimhäute anschwellen und die Belüftung des Ohrs über die Verbindung zum Rachen (Eustachische Röhre) gestört ist. Klingt die Erkältung ab, kommt auch der akute Paukenerguss zur Ausheilung. Das sollten Eltern aber überprüfen lassen, um nicht etwa einen chronischen Verlauf zu übersehen.
Durch den Paukenerguss ist die Hörfähigkeit eingeschränkt. Dass ein Kind uneingeschränkt hören kann, ist aber maßgeblich für die gesunde Entwicklung. Das korrekte Hören ist die Voraussetzung für die Sprachentwicklung. Vor diesem Hintergrund sollten Eltern, deren Kinder verzögert zu sprechen beginnen, den Hals-Nasen-Ohrenarzt aufsuchen, um eine mögliche Ursache auszuschließen. Das gilt auch, wenn das Kleinkind auffällig aggressiv ist oder sich zurückzieht. Die Fähigkeit zur Kommunikation ist entscheidend für das Wohlbefinden. Nicht verstanden zu werden, ist für ein Kind sehr belastend. Verhaltensänderungen bis hin zu langanhaltenden Verhaltensstörungen sind die Folge und können ihre Ursache in einem Paukenerguss haben.
Der akute Paukenerguss als Begleiterscheinung einer Erkältung heilt nach spätestens drei Monaten aus. Ist das nicht der Fall, besteht der Prozess chronisch und es drohen Folgen und Gefahren. Das gilt nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene.
Die typische Behandlung des chronischen Paukenergusses ist das Eröffnen des Trommelfells. Dieser kleine Eingriff wird Parazentese genannt. Bestenfalls läuft das Sekret dann ab. Die Hörfähigkeit sollte sich ebenfalls schnell verbessern. Manchmal genügt das jedoch nicht und das Sekret muss abgesaugt werden. Spätestens das führt zu einer schnellen Verbesserung der Hörfähigkeit, auch lässt der Druck auf den Kopf nach. Wiederholt sich die Entzündung und damit der Paukenerguss, werden Paukenröhrchen in das Trommelfell eingesetzt, die die Belüftung sicherstellen.
Mehreren Studien zufolge, an denen insgesamt über 1700 Kinder mit der Diagnose des chronischen Paukenergusses beteiligt waren, gibt es Hinweise über Behandlungserfolge mit Paukenröhrchen. Es zeigte sich, dass sich im Verlauf von neun Monaten nach Einsetzen der Paukenröhrchen das Hörvermögen leicht verbessert. Werden die Paukenröhrchen aber erst nach Ablauf eines Jahres eingesetzt, zeigt sich kein Unterschied bei der Verbesserung des Hörvermögens im Vergleich zu unbehandelten Patienten.
Das Einsetzen von Paukenröhrchen ist zwar meist problemlos, Nebenwirkungen können aber nicht ausgeschlossen werden. Vor allem bei Kindern unter drei Jahren besteht das Risiko einer verstärkten Sekretbildung. Um die Paukenröhrchen einzusetzen, ist ein Schnitt in das Trommelfell erforderlich. Bei einem Drittel der untersuchten Kinder zeigte sich, dass die Behandlung eine Bildung von Narbengewebe auf dem Trommelfell verursacht hatte, das seinerseits das Hörvermögen beeinträchtigt. Dieser Nachteil zeigt sich jedoch eher geringfügig.
Dennoch ist es meist ratsam, einen Paukenerguss in regelmäßigen Abständen zu untersuchen und bei Fortbestand erst nach Ablauf eines halben Jahres einen Eingriff durchzuführen. Das gilt besonders, wenn die Operation aufgrund des jungen Alters des Kindes unter Vollnarkose durchgeführt werden muss. Eine Vollnarkose bedeutet weitere Risiken, die abzuwägen sind. Da auch die Rachenmandeln bei chronischen Prozessen dauerhaft vergrößert sein können, empfiehlt es sich, sie ebenfalls zu entfernen, wenn die Entscheidung für einen operativen Eingriff gefallen ist. Ansonsten können diese sogenannten Polypen die Verbindung zum Mittelohr verlegen und die Luftzufuhr zum Mittelohr verhindern.
aktualisiert am 16.11.2023