Weil sich das Immunsystem von Kindern überwiegend in den ersten sieben Lebensjahren entwickelt, müssen die Kleinen in dieser Phase zahlreiche Infektionen überstehen. Entzündete Rachenmandeln oder andere Erkältungskrankheiten führen zu Schwellungen, die unter anderem die Druckverhältnisse im Ohr beeinträchtigen. Als Reaktion darauf produziert der Organismus eine Flüssigkeitsansammlung, einen Paukenerguss. Dieser bildet sich im Bereich unmittelbar hinter dem Trommelfell, der Paukenhöhle. Die Kinder empfinden Ohrenschmerzen, ein Druckgefühl und eine Beeinträchtigung des Hörvermögens. Dies ist vergleichbar dem Gefühl, das auch Erwachsene haben, wenn sie schnell große Höhenunterschiede überwinden. Für gewöhnlich heilt ein Paukenerguss ab, sobald die Infektion weicht. Hält er länger an oder kehrt er immer wieder, empfehlen Ärzte, eine Paukendrainage zu setzen.
Die Paukendrainage ist eine Öffnung im Trommelfell, die durch ein Plastik- oder Goldröhrchen für einige Wochen oder Monate offen gehalten wird. Sie sorgt für einen Druckausgleich und ein verbessertes Abfließen von Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohr. Die Hörfähigkeit bleibt erhalten.
Über 30 Prozent aller Kinder zwischen ein und fünf Jahren erkranken mindestens einmal an einem Paukenerguss. Der Grund dafür ist die Anatomie des kindlichen Ohres: Der Zugang vom Rachenraum zum Mittelohr, die Eustachische Röhre, ist flacher und enger als bei Erwachsenen. Erkältungen mit Schleimhautschwellungen oder vergrößerte Rachenmandeln führen dazu, dass die Belüftung und der Druckausgleich im Mittelohr oft vollständig blockiert werden. Die Reaktion darauf ist die Entstehung eines Paukenergusses. Dieser beeinträchtigt das Hörvermögen: Die Sprachentwicklung leidet möglicherweise, weil Kinder nur noch einen Teil dessen mitbekommen, was um sie herum geschieht oder gesprochen wird.
Nach einem Schnitt ins Trommelfell und dem Absaugen der angesammelten Flüssigkeit ist es wichtig, eine Neuentstehung des Ergusses zu verhindern. Dabei hilft das nur 1,5 Millimeter große Paukenröhrchen. Die Belüftung des Mittelohrs ist über das Röhrchen gesichert. Die Paukendrainage verbleibt maximal ein Jahr im Körper und wird meist vom Gewebe wieder abgestoßen.
Erwachsene benötigen diese Unterstützung nur in Ausnahmefällen. Bei Kindern zählt die Paukendrainage unter Vollnarkose zu den häufigsten HNO-Eingriffen überhaupt. Häufig erfolgt dies in Kombination mit der Entfernung der Rachenmandeln.
Bei vielen Kindern ist nach der Operation zu beobachten, dass sie viel wacher wirken und ihre Sprachentwicklung sich merklich beschleunigt. Sie hören deutlich besser. Ärzte raten dennoch dazu, den Eingriff mit Bedacht durchzuführen. Bei vielen kleinen Patienten bessert sich die Situation auch ohne Paukendrainage spontan wieder. Chirurgisches Zutun ist in diesen Fällen nicht erforderlich und die Kleinen holen eventuelle Entwicklungsdefizite mühelos auf. Zudem sollte das zweite Lebensjahr abgewartet werden, bevor eine Entscheidung für oder gegen die Operation fällt.
Ratsam ist eine Paukendrainage, wenn Kinder
Nicht jede mangelhafte Sprachentwicklung hat ihre Ursache in chronischen Paukenergüssen.
In Studien verfolgten Kinderärzte kleine Patienten ab 16 Monaten mit oder ohne durchgeführte Paukendrainage. Die operierten Kinder entwickelten auf lange Sicht seltener einen erneuten Paukenerguss. Ein direkter Einfluss auf die Sprachentwicklung ließ sich nicht feststellen.
Die Paukenröhrchen verhindern die Entwicklung verschiedener chronischer Erkrankungen des Mittelohres und deren Folgen.
Kinder, die mit Down-Syndrom geboren werden, haben häufig sehr enge Gehörgänge und leiden verstärkt an Paukenergüssen. In ihrem Fall macht die Operation ebenfalls Sinn.
Für Kinder, die besonders häufig oder chronisch an Paukenergüssen leiden, ist eine Paukendrainage zweckmäßig. Gegebenenfalls hilft zusätzlich die Entfernung vergrößerter Rachenmandeln. Ständige Antibiotika-Behandlungen sind auf Dauer nicht zielführend. In einigen Fällen lässt sich eine Neigung zu Infektionen auf sanftem Wege mit alternativer Medizin bessern.
Welches Zeitfenster dem Kind für eine Behandlung zur Verfügung steht, ohne chronische Beeinträchtigungen zu riskieren, muss der Arzt entscheiden. Üblicherweise wird die Paukendrainage nach drei bis sechs Monaten gesetzt, in denen der Paukenerguss besteht.
aktualisiert am 16.11.2023