Während sich Panik in der Umgangssprache meist auf plötzliche und heftige Angst bei einem bekannten Auslöser (zum Beispiel Panik nach einem Trauma) bezieht, sind Panikstörungen im medizinischen Sinne Angstzustände, denen keine objektiv bedrohliche Ursache zugrunde liegt. Panikstörungen können einige Minuten oder bis zu einer halben Stunde andauern, treten wiederholt auf und sind oft von körperlichen und psychischen Symptomen begleitet. Sie können zudem mit einer Angst vor öffentlichen Menschenansammlungen (= Agoraphobie) einhergehen. Bis zu vier Prozent der Bevölkerung erleiden im Laufe ihres Lebens eine Panikstörung, bzw. eine Panikattacke. Die meisten Betroffenen sind zwischen 20 und 35 Jahren alt.
Bei der Panikstörung kann wie bei den meisten psychischen Erkrankungen kein einzelner Auslöser ausgemacht werden. Vielmehr entsteht eine Panikstörung meist, indem einerseits eine genetische Veranlagung und andererseits bestimmte Stressfaktoren vorhanden sind. Zudem werden traumatische Kindheitserfahrungen als Auslöser diskutiert. Jedoch muss bedacht werden, dass immer mehrere Faktoren für die Entstehung einer Panikstörung zusammenspielen. Fühlt sich ein Mensch in seiner Haut wohl und kann größeren Stress meiden oder zumindest gut mit ihm umgehen, muss er trotz einer genetischen Veranlagung keine Panikstörung erleiden. Gewisse körperliche Zustände (1), Lebenssituationen (2) und Substanzen (3) können eine Panikstörung, bzw. Panikattacke mit auslösen oder ihr Entstehen fördern. Zu diesen gehören beispielsweise:
Bei einer Panikstörung bekommen die Betroffenen innerhalb weniger Minuten heftigste Angst, ohne dass es einen tatsächlich bedrohlichen Auslöser gab. Dadurch wird der sympathische Anteil des vegetativen Nervensystems aktiviert, der den Körper ursprünglich auf Fluchtreaktionen vorbereiten sollte und Adrenalin wird ausgeschüttet. Daraus leiten sich die Beschwerden einer Panikstörung ab: Herzklopfen und -rasen, Schweißausbrüche, Zittern, Benommenheit, Übelkeit, Kribbelgefühle, aber auch Atemnot und Engegefühle in der Brust bis hin zur Todesangst. Meist lassen die Beschwerden nach 15 bis 20 Minuten nach. Einige Monate nach den ersten Panikattacken entwickeln einige Menschen zusätzlich eine Angst vor öffentlichen Ansammlungen (Agoraphobie), so dass sie große Plätze, Kaufhäuser oder öffentliche Verkehrsmittel meiden. Das kann langfristig zu Rückzug und Isolation führen.
Aufgrund dieser heftigen Symptome entwickeln nicht wenige Betroffene eine Erwartungsangst, eine Angst vor der Angst, was zu einem Teufelskreis führt. Schon bei dem Gedanken an die Panikstörung treten Angstsymptome auf. Viele Menschen, die unter einer Panikstörung leiden, haben auch Angst vor Krankheiten und deuten schon kleinere körperliche Beschwerden als schwerwiegende Krankheit(hypochondrische Störung). Häufige Arztbesuche sind die Folge. Am häufigsten ist hierbei sicherlich die Angst vor einem Herzinfarkt (Herzneurose), wobei jedes Herzstolpern und jeder Brustschmerz gleich als Anzeichen eines drohenden Herzinfarkts gedeutet werden.
Zusammenfassend lassen sich drei Arten von Panikattacken unterscheiden:
Eine Panikstörung wird in einem ausführlichen Gespräch zwischen dem Betroffenen und einem Arzt diagnostiziert. Dabei sollte die Panikattacke möglichst detailliert beschrieben werden: wie sie beginnt, wie lange sie andauert und welche körperlichen und psychischen Syndrome währenddessen bestehen, ob sie immer nach dem gleichen Muster ablaufen oder ob sie verschiedenartig sind. Hilfreich kann auch eine Beschreibung von Familienangehörigen oder Freunden sein, die die Panikattacke als Betrachter miterlebt haben. Zur Sicherung der Diagnose Panikstörung und zur Abgrenzung gegenüber anderen psychischen Erkrankungen können auch Fragebögen zur Hilfe genommen werden, die einerseits vom Arzt und andererseits vom Patienten ausgefüllt werden. Auch das Führen eines Tagebuchs, in dem die Panikattacken und die Situationen, in denen sie auftreten, beschrieben werden, dient als weiterer Baustein zur Diagnosesicherung.
In erster Linie sollten andere schwerwiegende psychische Erkrankungen ausgeschlossen werden, bei denen es als Nebenphänomen zu einer Panikstörung kommen kann. Dazu gehören beispielsweise die Schizophrenie, die Posttraumatische Belastungsstörung, Zwangsstörungen und Persönlichkeitsstörungen. Des Weiteren muss ein Medikamenten- oder Drogenmissbrauch ausgeschlossen werden, da einige Substanzen Panikattacken auslösen können. Schließlich sollten als Auslöser der Panikattacken körperliche Erkrankungen in Betracht gezogen und von einer psychischen Ursache abgegrenzt werden. Dazu zählen beispielsweise Herzerkrankungen, eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Unterzuckerung (Hypoglykämie) oder auch neurologische Erkrankungen wie Anfallsleiden (Epilepsie) oder eine Migräne. Um diese Erkrankungen auszuschließen, kann der Arzt den Patienten körperlich untersuchen und weitere Schritte wie Blutuntersuchungen, ein EKG, ein EEG oder eine Computertomographie einleiten.
Die erfolgreiche Therapie einer Panikstörung besteht in der Kombination aus einer psychotherapeutischen und einer medikamentösen Behandlung. Bei der Psychotherapie hat sich insbesondere die Kognitive Verhaltenstherapie bewährt. Hierbei lernen die Patienten, ihre Aufmerksamkeit wieder mehr auf äußere Ereignisse als auf sich selbst zu lenken und an Selbstvertrauen zu gewinnen. Die Therapie kann sich zunähst auf beispielsweise 20 Sitzungen in drei Monaten beschränken. Sehr hilfreich ist auch das Erlernen von Entspannungstechniken wie Autogenem Training, Yoga, Biofeedback oder der Progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson. Körperliche Aktivität hilft ebenfalls, sich von Ängsten zu distanzieren. Sollte sich der Arzt zu einer medikamentösen Behandlung entschließen, kommen in erster Linie Medikamente aus der Klasse der Antidepressiva in Frage, insbesondere die so genannten Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI).
Sollte die Panikstörung über einen längeren Zeitraum unbehandelt bleiben, geht sie häufig in eine chronische Form über. Je länger also die Panikstörung nicht behandelt wird, desto schlechter ist die Prognose. Bei vielen Patienten entwickelt sich dann ein Teufelskreis, indem sie eine Angst vor der nächsten Panikstörung entwickeln, es ihnen dann noch schlechter geht und sie noch anfälliger für Panikstörungen sind. Infolgedessen ziehen sich viele Betroffene aus ihrem sozialen Umfeld zurück, haben Angst vor größeren Menschenansammlungen (Agoraphobie) und werden unter Umständen alkohol- oder medikamentenabhängig.
Wenn Sie Symptome bemerken, die auf eine Panikstörung hindeuten, ist es wichtig, so früh wie möglich professionelle Hilfe aufzusuchen. So können Sie am besten einen chronischen Verlauf vermeiden und die Chancen auf eine Bewältigung der Panikstörung erhöhen.
Letzte Aktualisierung am 02.03.2021.