Bereits winzige Verletzungen können dazu führen, dass Krankheitserreger in der Nähe des Fingernagels oder Zehennagels in die Haut eindringen und eine Entzündung hervorrufen. Je nach Ausdehnung wird diese Infektion Paronychie (Nagelwallentzündung) oder Panaritium („Nagelgeschwür“ mit Eiterbildung) genannt. Diese beiden Erkrankungen überschneiden sich jedoch teilweise.
Das Nagelsystem besteht aus einer Nagelplatte – dem harten Teil des Nagels – und den umgebenden Strukturen. Unter der Nagelplatte liegt das Nagelbett, es bildet die feste Verbindung zwischen Nagel und Finger. An der Nagelbasis liegt die Nagelmatrix. Von hier geht das Nagelwachstum aus. Die Nagelhaut liegt über dem Anteil des Nagels, der noch nicht hervorgewachsen ist, und bietet diesem noch weichen Bereich des Nagels Schutz. Der Nagelmond ist die halbmondartige Form an der Nagelbasis. Das Weichteilgewebe, das die Nagelplatte U-förmig umfasst, wird als Nagelwall bezeichnet. Nagelwall und Nagelplatte bilden an den Seiten eine Rinne, den Nagelfalz.
Die Paronychie ist eine Entzündung, die den Nagelwall (Paronychium) betrifft. Das Panaritium ist eine Entzündung mit Eiterbildung, die sich im Gewebe in der Nagelumgebung entwickelt. Das Panaritium kann aus der Paronychie entstehen, aber auch unabhängig davon auftreten. Meistens sind die Fingernägel, selten die Zehennägel betroffen.
Ein Panaritium wird nach Schwere der Entzündung und betroffenen Bereichen weiter eingeteilt.
Eine Paronychie entwickelt sich, wenn Krankheitserreger wie Bakterien (meist Staphylokokken oder Streptokokken) oder Pilze durch Verletzungen der Nagelhaut oder des Nagelwalls in die Haut eindringen. Die Verletzungen haben häufig folgende Ursachen:
Außerdem haben Menschen mit Gefäßerkrankungen oder Zuckerkranke (Patienten mit Diabetes mellitus) ein erhöhtes Risiko für Paronychie oder Panaritium. Krebspatienten, die mit Chemotherapie behandelt werden, und Menschen mit Störungen des Immunsystems sind ebenfalls anfälliger.
Ein Panaritium entwickelt sich aus der Nagelwallentzündung zu einer eitrigen, tief eindringenden und einschmelzenden Entzündung oder entsteht direkt als Folge von offenen Wunden wie Bissverletzungen, Stichen oder offenen Finger- beziehungsweise Zehenknochenbrüchen.
Zu Beginn der Erkrankung leiden Betroffene unter folgenden Symptomen im Bereich des erkrankten Nagels:
Wenn sich die Infektion im Körper ausbreitet, kann es zu Fieber, Schüttelfrost, einem Befall von Strukturen wie Sehnenscheiden oder Knochen und einer Sepsis (Blutvergiftung) kommen.
Bei Verdacht auf Paronychie oder Panaritium ist der Hausarzt oder der Hautarzt der richtige Ansprechpartner. Dieser stellt die Diagnose anhand der Krankengeschichte (Risikoberufe, Vorerkrankungen), typischer Symptome und der Befunde, die in der körperlichen Untersuchung zu sehen sind. Bei wiederholt auftretender oder lange andauernder Entzündung werden Abstriche genommen, um den Erreger gezielt zu bekämpfen. Im fortgeschrittenen Stadium bei Verdacht auf eine Knochenbeteiligung werden Röntgenbilder angefertigt. Die Untersuchung der Entzündungswerte im Blut kann sinnvoll sein. Entsteht ein Panaritium aufgrund einer Verletzung, sollte der Tetanusschutz überprüft werden.
Bei oberflächlichen, kleinen Entzündungen erfolgt eine konservative Behandlung (ohne Operation) mit Maßnahmen wie:
Sobald es zu Eiteransammlungen beziehungsweise Abszessen kommt, bei tiefen Panaritien oder schlechtem Heilungsverlauf werden chirurgische Maßnahmen ergriffen. Der betroffene Bereich wird eröffnet, Eiter entleert und die Wunde gespült. Mitunter reicht es, das Skalpell zwischen Nagel und Nagelfalz einzuführen. Je nach Befund kann die Wunde mithilfe einer Drainage, einem Stück Mull oder einer Art Lasche offen gehalten werden, damit Wundsekret weiterhin ablaufen kann. Der Eingriff wird unter örtlicher Betäubung oder, wenn nötig, unter Allgemeinnarkose durchgeführt.
Vor allem bei wiederkehrender Infektion wird ein Abstrich genommen und daraus im Labor der Erreger identifiziert, um gezielte Maßnahmen zu ergreifen.
In Abhängigkeit vom genauen Befund können weitere chirurgische Maßnahmen notwendig werden:
Zusätzlich erhalten Betroffene je nach Erreger ein Antibiotikum (gegen Bakterien) oder ein Antimykotikum (gegen Pilze). Im Anschluss an die Operation wird die Hand oder der Fuß ruhig gestellt.
Die Prognose ist abhängig davon, wie schwerwiegend und ausgedehnt die Erkrankung ist und ob sie rechtzeitig behandelt wird. Wenn zu lange keine richtige Therapie erfolgt, dann kann es zur fortschreitenden Ausdehnung der Infektion kommen. Sie kann dann nicht nur die Haut oder das Gewebe um den Nagel herum betreffen, sondern auf wichtige Strukturen wie Sehnen, Knochen und Gelenke übergreifen. Das kann nicht nur dazu führen, dass Betroffene unter starken Schmerzen leiden, sondern auch eine langwierige Therapie nach sich ziehen und zum Absterben von Gewebe führen. Im schlimmsten Fall kann eine sogenannte Blutvergiftung (Sepsis) entstehen, die lebensbedrohlich ist.
Damit es nicht erst zu einer Entzündung des Nagelwalls kommt, helfen folgende Maßnahmen:
Amboss – Paronychie und Panaritium: https://www.amboss.com/de/wissen/Paronychie_und_Panaritium (online, letzter Abruf: 02.12.2019)
Techniker Krankenkasse, Ulrich Kraft, Dr. med. Martina Waitz – Was versteht man unter einer Nagelentzündung?: https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/haut-und-geschlechtskrankheiten/was-versteht-man-unter-einer-nagelentzuendung-2017570 (online, letzter Abruf: 02.12.2019)
DocCheck Flexikon, Astrid Högemann, Fabian Geßner, Patrick Messner, Ali Asgarov, Bijan Fink – Panaritium: https://flexikon.doccheck.com/de/Panaritium (online, letzter Abruf: 02.12.2019)
Netdoktor, Sophie Matzik – Nagelbettentzündung: https://www.netdoktor.de/krankheiten/nagelbettentzuendung/ (online, letzter Abruf: 02.12.2019)
MSD Manual, Chris C. Adigun, MD – Akute Paronychie: https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/erkrankungen-der-haut/nagelerkrankungen/akute-paronychie (online, letzter Abruf: 02.12.2019)
gesundheitsinformation.de – Wie sind die Nägel aufgebaut?: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-sind-die-naegel-aufgebaut.3148.de.html (online, letzter Abruf: 02.12.2019)
aktualisiert am 19.12.2022