Die Osteoporose wird im Volksmund auch Knochenschwund genannt. Bei dieser Erkrankung verändert sich die Struktur der Knochen im menschlichen Skelett: Die Knochendichte nimmt ab. Dadurch werden die Knochen weniger stabil und es kommt leichter zu Knochenbrüchen. Die Osteoporose ist nicht heilbar. Die Knochenstruktur lässt sich nicht wieder durch eine Therapie normalisieren. Trotzdem gibt es eine Reihe von Therapiemöglichkeiten. Außerdem kann jeder Mensch selbst dazu beitragen, einer Osteoporose vorzubeugen beziehungsweise das Risiko für einen schweren Verlauf deutlich zu reduzieren.
Allein in Deutschland gibt es rund sechs Millionen Menschen, die an Osteoporose leiden. Im Verlauf einer Osteoporose nimmt die Dichte des Knochens stetig weiter ab. Dies führt dazu, dass die Knochen an Stabilität verlieren und es so leichter zu Brüchen, Mediziner sprechen von Frakturen, kommt.
Man unterscheidet zwischen zwei Formen der Osteoporose:
Am weitesten verbreitet ist die primäre Osteoporose. Diese betrifft vorrangig Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Ausschlaggebend ist insbesondere der veränderte Hormonstatus, der mit den Wechseljahren einhergeht. Das Risiko für Frauen, an Osteoporose zu erkranken, ist zwar höher als das für Männer, doch können auch Männer an der primären Osteoporose leiden.
Eine sekundäre Osteoporose tritt als Folge einer anderen Erkrankung auf. Auslöser können Erkrankungen von Darm, Leber oder Niere sein. Auch einige Medikamente können eine sekundäre Osteoporose verursachen oder zumindest begünstigen.
Wichtig: Ob tatsächlich eine Osteoporose vorliegt, muss durch eine differenzierte Diagnose festgestellt werden. Denn jede Therapie, auch eine Basistherapie, kann unter Umständen Nebenwirkungen haben. Anders sieht es mit Prophylaxemaßnahmen aus.
Je nach Schweregrad einer Osteoporose wird ein individueller Therapieplan entwickelt. Dieser kann einen oder mehrere Bausteine enthalten. Bei einer beginnenden, leichten Form der Osteoporose eignet sich die Basistherapie. Bei schweren Fällen kann sie ebenfalls zum Einsatz kommen – dann jedoch in Kombination mit anderen Therapiemaßnahmen.
Im Rahmen der Basistherapie werden Calcium und Vitamin D verordnet, um positiv auf die Knochenstruktur einzuwirken. Das Vitamin D wird benötigt, damit das Calcium in den Knochen eingebaut werden kann. Vitamin D kann vom Körper nur dann selbst gebildet werden, wenn sich die Person ausreichend lange in der Sonne aufhält. Es stehen Tabletten, Brausetabletten und Pulver als Verabreichungsformen zur Verfügung. Gegebenenfalls kann auf die Gabe von Calcium in Form von Nahrungsergänzungsmitteln verzichtet werden, wenn auf eine calciumreiche Ernährung sowie den Verzehr von reichlich calciumhaltigem Mineralwasser geachtet wird.
Zusätzlich gehört zur Basistherapie eine regelmäßige Bewegung: Hierdurch werden die Knochen gestärkt. Auch eine Stärkung der Muskeln wird erzielt, wodurch das Knochengerüst entlastet werden kann. Außerdem hat regelmäßige Bewegung einen positiven Einfluss bei chronischen Schmerzen.
Bei der medikamentösen Behandlung der Osteoporose wird zwischen verschiedenen Medikamentengruppen unterschieden. Das Ziel ist bei allen Medikamenten gleich: das Stoppen oder Verlangsamen der Osteoporose sowie, wenn möglich, eine Stabilisierung der Knochen. Allerdings sind die Ansatzpunkte der Medikamentengruppen unterschiedlich. Zudem können Medikamente zur Osteoporose-Therapie auf unterschiedliche Weise verabreicht werden:
Medikamente dieser Gruppe bremsen den Abbau der Knochen. Hierfür hemmen sie die Aktivität der Zellen, die den Knochenabbau bewirken. Diese Medikamente können in Tablettenform, als Spritze oder Infusion zur Osteoporose-Therapie eingesetzt werden. Zu den Biphosphonaten gehören Wirkstoffe wie Alendronat, Ibandronat, Risedronat oder Zoledronat.
Während der Wechseljahre der Frau sinkt der Hormonspiegel des Östrogens deutlich ab. Das Östrogen hat eine knochenschützende Wirkung. Die Östrogen-Rezeptor-Modulatoren ahmen das Östrogen in seiner Funktion nach, um den Abbau der Knochendichte zu verringern. Ein wichtiges Medikament aus der Gruppe ist Raloxifen.
Diese Medikamente zählen zu den so genannten Anabolika. Das Parathormon wird in den Nebenschilddrüsen gebildet und erhöht die Calciumkonzentration im Blutplasma. Das Hormon fördert den Neuaufbau von Knochen. Die Medikamente dieser Gruppe werden biochemisch hergestellt, sie imitieren das in den Nebenschilddrüsen gebildete Hormon. Neben dem eigentlichen Parathormon gehört das Mittel Teriparatid dazu.
Darüber hinaus kann das Hormon Calcitonin als Medikament zur Behandlung von Osteoporose eingesetzt werden. Das Mittel hemmt den Knochenabbau.
Handelt es sich um eine sekundäre Osteoporose, so ist zunächst die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung wichtig. Diese löst schließlich – unter anderem – die Osteoporose aus. Bei erfolgreicher Therapie der Grundkrankheit bessert sich auch der Zustand der Knochen. Im Einzelfall kann, wenn der Arzt dies für sinnvoll und notwendig hält, eines der oben dargestellten Medikamente zusätzlich gegeben werden.
Eine Bewegungstherapie im Rahmen einer Osteoporose-Behandlung hat zwei Ziele:
Eine Bewegungstherapie beginnt bereits mit regelmäßigen Spaziergängen. Denn auch leichte Bewegung hat positive Effekte und kann die Entwicklung der Osteoporose hemmen, wenn sie regelmäßig stattfindet.
Der Fachbegriff der Bewegungstherapie bezieht sich auf eine krankengymnastische Behandlung in Kombination mit Entspannungs- und Atemübungen sowie, wenn möglich, eine nachfolgende Sporttherapie. Diese kann folgende Sportarten umfassen:
Eine Sporttherapie muss stets unter ärztlicher Anleitung erfolgen, um Verletzungen vorzubeugen.
Sind aufgrund der Osteoporose Wirbelbrüche aufgetreten, die trotz Therapie zu starken Einschränkungen und Schmerzen führen, ist eine Operation eine Option. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Operationen, um Wirbelbrüche zu versorgen:
Weitere Knochenbrüche, die bei Osteoporose entstehen können, sind Oberschenkelhalsbrüche und Handgelenksbrüche. Ein Oberschenkelhalsbruch wird häufig operativ durch ein künstliches Hüftgelenk (Endoprothese) versorgt. Ein Handgelenksbruch kann konservativ (ohne Operation) durch Ruhigstellung behandelt werden oder mit einer Operation, bei der zum Beispiel Drähte, Schrauben oder Platten zur Fixierung eingesetzt werden.
Um die Lebensqualität zu steigern und regelmäßige Bewegung zu ermöglichen, erhalten Osteoporose-Patienten oftmals eine Schmerztherapie. Zu den am häufigsten verordneten Schmerzmitteln zählen:
Zu den weiteren Bausteinen einer Schmerztherapie zählt die Gabe von muskelentspannenden Medikamenten.
Darüber hinaus können physikalische Anwendungen Linderung verschaffen:
In der Regel sind Patienten bei der Osteoporose beschwerdefrei, bis der erste Knochenbruch auftritt. Daher ist es wichtig, frühzeitig mit der so genannten Prophylaxe, also der Vorbeugung, zu beginnen. Da die Hauptursache für die Osteoporose der Hormonwechsel in den Wechseljahren ist (bei Frauen, aber auch bei Männern), sollte mit den entsprechenden Maßnahmen spätestens zur Lebensmitte begonnen werden.
Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen:
Außerdem sind Maßnahmen zur Vorbeugung von Stürzen sinnvoll, unter anderem das Vermeiden von rutschigen Teppichen, hohen Kanten auf dem Boden oder unübersichtlichen Bereichen in der Wohnung.
Weiterführende Informationen zur Osteoporose finden Sie auf diesen Seiten:
Ratgeber Osteoporose: www.osteoporose.org
OSD Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband e.V.: https://www.osd-ev.org/
Netzwerk-Osteoporose e.V.: https://www.netzwerk-osteoporose.de/
National Osteoporosis Foundation (NOF) – What is Osteoporosis and What Causes It: https://www.nof.org/patients/what-is-osteoporosis/ (online, letzter Abruf: 27.08.2020)
OSD – Osteoporose Therapie und Behandlung: https://www.osd-ev.org/osteoporose-therapie/ (online, letzter Abruf: 27.08.2020)
Dachverband deutschsprachiger Osteoporose-Selbsthilfeverbände und
patientenorientierter Osteoporose-Organisationen e. V. (DOP), Dr. Dietmar Krause;
Gabriele Suppan; Emil Mahnig – Osteoporose Patienten-Leitlinie: https://www.osd-ev.org/files/5914/9370/9711/leitlinie_osteoporose_DOP.pdf (online, letzter Abruf: 27.08.2020)
Internisten im Netz, Prof. Dr. med. Otto-Albrecht Müller – Osteoporose: Therapie: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/osteoporose/therapie.html (online, letzter Abruf: 27.08.2020)
International Osteoporosis Foundation (IOF) – TREATING OSTEOPOROSIS: https://www.iofbonehealth.org/treating-osteoporosis (online, letzter Abruf: 27.08.2020)
aktualisiert am 17.09.2020