Schmerzen bestimmen das Krankheitsbild der Osteoporose auf unterschiedliche Art: Einerseits wird die Osteoporose oftmals erst durch das Auftreten von akuten oder chronischen Schmerzen bemerkt. Andererseits verselbstständigt sich der chronische Schmerz bei einer Osteoporose leicht und wird zu einer eigenständigen Erkrankung. Das hat gravierende Folgen: Betroffene bewegen sich weniger, was zu einem schnelleren Fortschreiten der Osteoporose führt. Eine wirkungsvolle und individuelle Schmerztherapie ist also wichtig, um die Erkrankung aufzuhalten. Sie dient dazu, die Lebensqualität zu erhalten oder wiederzuerlangen und Mobilität zu ermöglichen. Niemand muss Schmerzen bei Osteoporose einfach aushalten. Abhilfe schafft der Dreiklang aus Medikamenten, Bewegungstherapie und Entspannungstechniken.
In der Regel leiden Betroffene bereits eine Weile an Schmerzen, bevor die Diagnose Osteoporose gestellt wird. Meist handelt es sich um Schmerzen im Bereich des Rückens. Diese können unmittelbar nach einem Wirbelbruch auftreten. Nur wenn dann beim Arzt die Diagnose Osteoporose gestellt wird, kann mit einer wirkungsvollen Behandlung begonnen werden.
Oftmals wird jedoch nicht die richtige Diagnose gestellt und die Schmerzen bleiben bestehen. Und auch wenn die Schmerzen nach einer Weile nachlassen sollten, so treten meist – aufgrund eines erneuten Wirbelbruchs – wieder Schmerzen auf.
Selbst wenn die Diagnose Osteoporose gestellt wird, kommt es oftmals lediglich zu einer Behandlung der Osteoporose. Eine Behandlung der Schmerzen hingegen wird oft genug nicht begonnen. Das kann weitreichende Folgen haben.
Anhaltende Schmerzen können sich zu einer eigenständigen Erkrankung entwickeln. In dem Fall spüren die Betroffenen auch dann noch Schmerzen, wenn es aktuell dafür keinen konkreten körperlichen Anlass gibt. Dies liegt daran, dass der Körper ein so genanntes Schmerzgedächtnis hat. Hier kann, wenn beispielsweise Schmerzen im Rücken chronisch sind, die Information verankert sein: Der Rücken schmerzt immer. Die Schmerzen zwingen den Betroffenen dann weiter in eine Schonhaltung und verhindern körperliche Aktivität. Hierdurch nehmen Knochen- und Muskelmasse weiter ab, so dass die Osteoporose noch schneller voranschreitet. Daher ist es so wichtig, parallel zu der Stabilisierung oder Verlangsamung der Osteoporose auch eine Schmerztherapie zu beginnen.
Die Osteoporose kann sowohl akute als auch chronische Schmerzen auslösen. Akuter Schmerz kann, wenn er nicht behandelt wird, in chronischen Schmerz übergehen. Daher ist ein rechtzeitiger Beginn der Schmerztherapie wichtig, um chronische Schmerzzustände zu verhindern oder zumindest deren Beginn möglichst lange zu verzögern.
Akute Schmerzen, die von der Osteoporose verursacht werden, sind die Folge von Knochenbrüchen. Das Hauptaugenmerk liegt auf Knochenbrüchen der Wirbelkörper, denn hier kommt es in der Regel zuerst zu Brüchen. Zu den klassischen Symptomen gehören:
Akute Schmerzen, die durch einen Bruch ausgelöst wurden, sollten nicht länger als zehn bis zwölf Wochen anhalten.
Wenn unmittelbar nach dem Wirbelbruch eine Röntgenaufnahme angefertigt wird, kann es sein, dass der Bruch noch nicht erkennbar ist. Wird keine andere Ursache für den akuten Schmerz gefunden, müssen weitere Untersuchungen erfolgen.
Der akute Schmerz kann in einen chronischen Schmerz übergehen. Die Ursachen liegen in der Verformung der Wirbelsäule. Hierdurch kommt es zu einer Fehlbelastung und Überlastung von Muskeln und Bändern. Neben den Rückenschmerzen können folgende Symptome als Folge des chronischen Schmerzes auftreten:
Diese Symptome führen dazu, dass Betroffene sich immer weniger bewegen. Hierdurch verschlechtert sich die Osteoporose weiter und das Risiko für weitere Stürze und Brüche erhöht sich. Zudem wird das Schmerzempfinden durch die psychischen Faktoren weiter verstärkt. Betroffenen geraten in eine so genannte Schmerzspirale. Diese sollte möglichst früh durchbrochen werden. Je früher die Schmerztherapie sie eindämmt, desto weniger Medikamente sind notwendig.
Bei der Behandlung akuter Schmerzen nach einem Wirbelbruch steht die medikamentöse Behandlung im Vordergrund. Wichtig ist, dass die Schmerzen effektiv gelindert werden, aber auf keinen Fall zu viele schmerzlindernde Mittel verabreicht werden.
Hier kommen Schmerzmittel mit den Wirkstoffen Diclofenac oder Ibuprofen zum Einsatz. Diese sorgen dafür, dass der Schmerzreiz nicht mehr (so stark) wahrgenommen wird. Außerdem haben diese Medikamente eine antientzündliche Wirkung. Ziel ist es, ein Schmerzniveau zu erreichen, in dem krankengymnastische Übungen möglich sind. Diese Mittel dürfen nicht langfristig angewendet werden, da sie starke Nebenwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt haben.
Handelt es sich um starke oder stärkste Schmerzen, können Opioide eingesetzt werden. Zudem können lokale Schmerzmittel gespritzt werden, um einen frühzeitigen Beginn der krankengymnastischen Übungsbehandlung zu ermöglichen. Durch die lokalen Schmerzmittel wird die Erregbarkeit der Nervenfasern im betroffenen Bereich herabgesetzt und gleichzeitig die Durchblutung der Region gefördert. Die Wirkung beträgt in der Regel sechs bis acht Stunden.
Sobald die akuten Schmerzen abgeklungen sind, sollte stufenweise ein individuelles Therapieprogramm begonnen werden, das folgende Bausteine umfasst:
Die medikamentöse Behandlung von chronischen Schmerzen orientiert sich an dem Drei-Stufen-Plan der WHO (Weltgesundheitsorganisation) aus dem Bereich der Behandlung von Tumorschmerzen. Eine Einordnung in die Stufen ist nicht statisch. Das bedeutet: Sind die Medikamente einer Stufe nicht ausreichend, so kann in die nächsthöhere gewechselt werden. Umgekehrt ist es möglich, in eine niedrigere Stufe zu wechseln, wenn der Schmerzzustand dies erlaubt.
Hier kommen schmerzstillende und fiebersenkende und teilweise auch antientzündliche Medikamente zur Anwendung. Hierzu gehören Medikamente mit den Wirkstoffen ASS, Diclofenac, Ibuprofen und aus der Gruppe der Coxibe.
In dieser Stufe werden schwache Opioide verabreicht. Hierzu zählen Wirkstoffe wie Tilidin.
Zu den Medikamenten gehören starke Opioide wie Fentanyl, Morphin und Hydromorphon. Diese Medikamente können gegebenenfalls mit einem Stoff der Stufe 1 kombiniert werden.
Die Schmerzlinderung, die über die Gabe der oben genannten Medikamente erreicht wird, stellt einen Gewinn für die Lebensqualität dar. Zudem ermöglicht die Schmerzlinderung in der Regel erst die weiteren Bausteine einer effektiven, langfristig schmerzlindernden Behandlung. Das Ziel ist schließlich, soweit möglich, die Schmerzmittelgabe wieder zu reduzieren. Zu den weiteren Bausteinen der Schmerztherapie bei chronischen Schmerzen zählen:
Eine Schmerztherapie muss immer auf den konkreten Patienten maßgeschneidert sein. Außerdem muss eine Schmerztherapie regelmäßig an Veränderungen angepasst werden. So kann sichergestellt werden, dass eine Schmerzfreiheit erreicht wird, ohne dass zu viele Schmerzmittel gegeben werden.
Zu Beginn einer jeden Schmerztherapie steht daher eine gründliche Anamnese, also im Prinzip eine Analyse des Zustands des Patienten. Hier geht es um folgende Themen und Fragen:
Um die entsprechenden Informationen zu erhalten, sind notwendig:
Um die aktuellen Beschwerden, insbesondere die Stärke der Schmerzen, richtig einordnen zu können, verwendet der Arzt eine so genannte Schmerzskala. Wichtig ist dabei zu wissen, dass Schmerzen immer subjektiv sind. Daher geht es bei der Einschätzung der eigenen Schmerzen tatsächlich um die eigene Wahrnehmung der Schmerzintensität. Bei der Schmerzskala handelt es sich um einen Schieber, bei dem der Regler von „0 Punkte“ (schmerzfrei) bis „10 Punkte“ (stärkster Schmerz) verschoben werden kann. Die Schmerzskala kommt im Verlauf der Behandlung immer wieder zur Anwendung. Nur so kann der Arzt sehen, ob die Behandlung anschlägt, verstärkt oder reduziert werden muss.
National Osteoporosis Foundation (NOF) – What is Osteoporosis and What Causes It: https://www.nof.org/patients/what-is-osteoporosis/ (online, letzter Abruf: 11.09.2020)
Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. (BfO), Gisela Klatt – Osteoporose und Schmerz: https://www.osteoporose-deutschland.de/wp-content/uploads/2015/05/SchmerzOsteo20131.pdf (online, letzter Abruf: 11.09.2020)
Netzwerk Osteoporose, Dr. Dietmar Krause – Schmerztherapie bei Osteoporose: https://www.netzwerk-osteoporose.de/fachbeitraege/schmerz/schmerztherapie-bei-osteoporose/ (online, letzter Abruf: 11.09.2020)
osteoporose.de – Osteoporose-Schmerzen lindern mit Hilfe einer Schmerztherapie: https://www.osteoporose.de/behandlung/schmerztherapie (online, letzter Abruf: 11.09.2020)
aktualisiert am 11.09.2020