Die Mineralisierung des Skeletts eines Kindes im Mutterleib konzentriert sich auf das letzte Drittel der Schwangerschaft. In dieser Zeit werden über die Plazenta große Mengen an Kalzium und Phosphat von der Mutter auf das Kind übertragen. Diese Versorgung mit den knochenaufbauenden Mineralien über den mütterlichen Organismus ist bei Frühgeborenen nur schwer zu kompensieren. Eine Mangelerkrankung in Form einer Osteopenie kann die Folge sein.
Die Osteopenie bei Frühgeborenen ist, insofern sie richtig diagnostiziert wird, mit geeigneten Therapiemaßnahmen behandelbar und auch komplett heilbar. Um ein Frühgeborenes vor bleibenden Schäden zu bewahren, ist die individuell angepasste Zufuhr von Kalzium, Phosphat und Vitaminen das Mittel der Wahl. Als geeigneter Indikator für die ausreichende Versorgung mit Kalzium und Phosphat gilt deren Ausscheidung über den Urin. Werden bestimmte Grenzwerte überschritten, kann davon ausgegangen werden, dass im Blut eine ausreichend hohe Konzentration dieser Minerale vorhanden ist, um ein gesundes Knochenwachstum zu ermöglichen.
Die Mineralien werden den frühgeborenen Patienten über Phosphatsalze und verschiedene Kalziumverbindungen wie beispielsweise Kalziumzitrate verabreicht. Die jeweilige Dosierung richtet sich nach dem Grad der festgestellten Mangelerkrankung. Von besonderer Bedeutung ist die ausgewogene Zuführung der beiden Minerale. Beschränkt sich die Gabe auf nur eines der Minerale, tritt ein relativer Mangel des anderen auf und die Ausscheidung über den Urin ist die Folge.
Darüber hinaus ist ebenso die Anreicherung der Nahrung mit Vitamin D unerlässlich, da dieses Vitamin in der Muttermilch in einer zu geringen Konzentration vorhanden ist. Die Menge reicht nicht aus, um erfolgreich Mangelerscheinungen am Skelett eines Frühgeborenen zu verhindern. Ist eine Osteopenie diagnostiziert, sollte die übermäßige körperliche Belastung des Kindes, beispielsweise in Form einer Physiotherapie, vermieden werden. Erst nach dem Abklingen der akuten Demineralisierung sollte mit einer kräftigenden Therapie begonnen werden.
Besonders zwei bis vier Monate nach der Frühgeburt kann es zu Veränderungen der Knochen, die auf eine Demineralisierung zurückgehen, kommen. Brüche der Rippen oder der Gliedmaßen-Knochen können die Folge sein. Auch eine längere Beatmungszeit aufgrund der Instabilität des Thorax ist eine mögliche Konsequenz. Bleibt die Mangelerkrankung bestehen, kann es zu einer Mobilisation der Minerale aus bereits gebildeten Knochen und damit zu deren Demineralisierung kommen.
aktualisiert am 10.10.2016