Vor jeder Operation müssen Untersuchungen durchgeführt werden. Ziel dieser Untersuchungen ist es, die Risiken während der Operation zu reduzieren und ggf. beurteilen zu können, ob der Patient überhaupt operiert werden kann.
Welche diagnostischen Methoden angewendet werden müssen, ist unterschiedlich. Dies hängt von der Art der Operation, vom Gesundheitszustand des Patienten und von der Art der Betäubung, beziehungsweise Narkose ab. Einige Grunduntersuchungen sind jedoch vor allen chirurgischen Eingriffen gleich. In jedem Fall erfolgt auch ein Aufklärungsgespräch mit dem Arzt. Der Patient wird von einem Arzt schriftlich undmündlich auf den geplanten Eingriff vorbereitet und aufgeklärt.
Das Aufklärungsgespräch ist vom Arzt oder einer Person durchzuführen, die über die zur Durchführung erforderliche Ausbildung verfügt. Es muss also nicht immer vom behandelnden Arzt durchgeführt werden.
All dies geschieht natürlich zusätzlich zu den Untersuchungen, die ohnehin bei der jeweiligen Erkrankung erforderlich sind. Auch gibt es in bestimmten medizinischen Fachrichtungen generelle Untersuchungen, die dort bei allen Patienten vorgenommen werden - beispielsweise in der Augenheilkunde der Sehtest. Wichtig ist zudem, ob die Operation ambulant oder stationär durchgeführt wird. Die Patienten können nach einer ambulanten Operation, noch am selben Tag, wieder nach Hause gehen. Die Klinik benötigt für eine ambulante Behandlung lediglich eine Überweisung vom niedergelassenen Arzt. Dagegen sind stationäre Operationen meistens mit einem mehrtägigen Krankenhausaufenthalt verbunden. Auch hier erfolgt die Einweisung in das Krankenhaus durch den behandelnden Arzt. Teils können auch die Voruntersuchungen vom niedergelassenen Arzt durchgeführt oder veranlasst werden. Das kann unter Umständen das Prozedere in der Klinik vereinfachen.
Die Grundlage für jede Diagnostik bildet ein Gespräch zwischen Arzt und Patient, die Anamnese. Die Anamnese spielt auch vor Operationen eine große Rolle. In dem Gespräch erkundigt sich der Arzt nach den Beschwerden des Patienten und nach dem allgemeinen Gesundheitszustand, dass heißt also z. B. nach Vorerkrankungen, Allergien, Medikamenteneinnahme, Tabak- oder Alkoholkonsum oder bereits stattgefundenen Operationen. Abhängig von der Erkrankung beziehungsweise der geplanten Operation kommen spezielle Fragestellungen zur Sprache. Zudem können psychologische oder soziale Aspekte wichtig sein.
Stets führt der Mediziner eine körperliche Untersuchung durch, die sich auf das erkrankte Organ oder Organsystem sowie auf den Zustand des Organismus allgemein erstreckt. Neben der einfachen Untersuchung ohne Instrumente können weitere Methoden zum Einsatz kommen. So muss in den meisten Fällen Blut abgenommen werden. Zusätzliche Untersuchungen können erforderlich sein, nicht selten wird ein EKG, Röntgen oder Lungenfunktionstest durchgeführt. Im Zweifelsfall geht die Sicherheit des Patienten vor, weshalb manchmal sogar Operationen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden (z. B. wenn noch nicht alle Untersuchungen korrekt erfolgten).
Auf spezielle Untersuchungen kann aber unter Umständen verzichtet werden, wenn ein entsprechender Befund bereits vorliegt. Die Untersuchung darf allerdings nicht allzu lange Zeit zurückliegen (oft etwa ein halbes Jahr).
Auffälligkeiten in den Voruntersuchungen können eine weitere Abklärung bei Spezialärzten erforderlich machen.
Bei geplanten Operationen werden Patienten oft gebeten, einige der Untersuchungen beim Hausarzt durchführen zu lassen. Diese Untersuchungen finden in der Regel in der Woche der geplanten Operation statt. Dazu gehören:
In der Regel ist vor operativen Eingriffen eine Blutentnahme erforderlich. Besonders wichtig ist die Bestimmung der Blutgerinnung, denn bei praktisch jeder Operation kommt es zu kleineren und größeren Blutungen. Doch auch andere Blutwerte können von Interesse sein.
Zur Blutgerinnung gehören die Werte PTT und Quick. Sie zeigen an, wie schnell das Blut gerinnt und somit, wie gut der Körper Blutungen selbst stoppen kann. Ebenfalls regelmäßig abgenommen wird das so genannte kleine Blutbild, eine Untersuchung der Zellbestandteile des Blutes (Hämoglobin, Leukozyten, Thrombozyten). Über die Gerinnungsfähigkeit hinaus wird das Blut meist auf die Elektrolyte Natrium und Kalium hin analysiert. Bei älteren Menschen, die operiert werden sollen (Alter über 60 Jahre), werden auch Nierenfunktionswerte wie Kreatinin, aber auch auch Natrium und Kalium bestimmt. In einigen Fällen ist es auch sinnvoll, den Blutzuckerwert bestimmen zu lassen.
Vor Operationen an Patienten, die besonders gefährdet sind, werden mehr Blutwerte untersucht. Unter anderem Leberwerte wie GOT, GPT, Gamma-GT und alkalische Phosphatase sowie andere Stoffe wie Calcium, LDH oder Bilirubin sind typische Werte, die bei Patienten mit erhöhtem Operationsrisiko abgenommen werden.
Die Blutwerte, die analysiert werden, hängen auch davon ab, ob ein Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung (Herz, Lunge, Leber oder Niere) vorliegt.
Neben der Blutuntersuchung kann auch eine Laboranalyse des Urins erforderlich sein.
Meist wird für Patienten ab einem Alter von 40 Jahren ein EKG angefordert. Es handelt sich beim EKG um eine Messung der Herzströme, die Aussagen über Herzkrankheiten ermöglichen (Elektrokardiogramm). Das EKG kann auch im jungen Alter vor Operationen erforderlich sein, sofern Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorhanden sind oder ausgeschlossen werden sollen.
Einige Untersuchungen werden aus logistischen Gründen im Krankenhaus durchgeführt. Ob eine Untersuchung im Krankenhaus durchgeführt wird oder nicht, hängt davon ab, wie relevant und aktuell die Ergebnisse der Untersuchung für die Durchführung der Operation sein müssen.
Ein wichtiger Bestandteil der Voruntersuchungen ist bei einigen Patienten das Röntgenaufnahme der Brusthöhle (Röntgen-Thorax). Durch eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs können Erkrankungen von Herzen und Lunge erkannt werden. Vor einer Operation wird eine Röntgenuntesuchung nur durchgeführt, wenn die Anamnese Hinweise auf einen Lungen- oder Herzerkrankung gebracht haben und dies Auswirkung auf die Operation hätte. Das wäre bei einer Lungenentzündung (Pneumonie), einer fehlenden Belüftung der Lunge (Atelektase) oder einem Erguss (Pleuraerguss) der Fall.
Bei speziellen Operationen ist eine Röntgenaufnahme der Brust unabhängig vom Alter erforderlich. Dies kann unter anderem bei einer Tumorentfernung oder bei einer vergrößerten Schilddrüse (Struma-Operation) der Fall sein. Ebenfalls wird die Röntgenaufnahme der Brusthöhle vor Eingriffen vorgenommen, die den Brustraum selbst oder den Oberbauch betreffen.
In einigen Fällen wird die Röntgenaufnahme der Brust standardmäßig ab einem bestimmten Alter des Patienten durchgeführt. Der Nutzen fester Altersgrenzen ist wissenschaftlich nicht belegt.
Die Lungenfunktion wird getestet, wenn ein Eingriff in der Brust- oder im oberen Bauchraum geplant ist. Ebenso wird die Lungenfunktion überprüft, wenn bei einem Patienten plötzlich neue Symptome (z.B. Atemnot) auftreten oder der Verdacht auf eine akute Lungenerkrankung besteht. Zur Untersuchung der Lunge stehen verschiedene Verfahren wie die Messung der arteriellen Sauerstoffsättigung (Pulsoxymetrie) oder die Spirometrie (kleiner Lungenfunktionstest) zur Verfügung. Es gibt also verschiedene Atemfunktionstests, mit denen die Lungenfunktion getestet werden kann.
Eine weitere Untersuchung, die manchmal vor einer Operation durchgeführt wird, ist die Echokardiographie. Mit dieser Untersuchung kann die Funktion der Herzkammern und der Blutfluss im Herzen überprüft werden. Sie dient vor allem dazu, bei Patienten mit Herzschwäche oder krankhaften Herzgeräuschen Herzklappenfehler auszuschließen.
Vor allem bei Patienten, die in den letzten drei Monaten einen Schlaganfall oder kleinere Schlaganfälle (transitorische ischämische Attacke - TIA) erlitten haben, werden vor der Operation die Halsgefäße mit Ultraschall untersucht.
Im Rahmen des Untersuchungsganges erfolgt die Aufklärung des Patienten. Der Chirurg beziehungsweise Operateur wird den Patienten mindestens einen Tag vor der geplanten Operation aufklären. Der Arzt informiert hierbei über die geplante Operation, mögliche Risiken und Komplikationen und über Alternativverfahren.
In der Regel bekommt der Patient vor der Operation ein Informationsblatt, welches er sich durchlesen sollte. Dies vereinfacht das darauf folgende Aufklärungsgespräch und verbessert die Qualität der Informationen, die der Patient daraus zieht. Schließlich muss der Patient einwilligen, damit die Operation stattfinden darf. Dies macht er rechtlich mit seiner Unterschrift geltend. Bei minderjährigen beziehungsweise bei nicht mündigen Patienten unterschreiben die Eltern, Erziehungsberechtigten oder gesetzlichen Vertreter. In bedrohlichen Notfällen, in denen sich der Patient nicht äußern kann, wird gegebenenfalls vorausgesetzt, dass der Patient seine Gesundheit möglichst gut erhalten will und damit in erforderliche Behandlungsmaßnahmen einwilligt.
Sind bei der bevorstehenden Operation größere Blutverluste (mehr als 500 Milliliter, bei Kindern entsprechend schon geringere Verluste) zu erwarten, ist mit der Notwendigkeit einer Bluttransfusion zu rechnen. Hier kann es sehr sinnvoll sein, das Hämoglobin (wichtige Substanz in den roten Blutkörperchen, Bestandteil des Blutbildes) zu bestimmen und so genanntes Kreuzblut abzunehmen. Mit dem Kreuzblut wird getestet, ob sich die Blutkonserve mit dem Blut des Patienten verträgt.
Wenn der bevorstehende Eingriff eine Vollnarkose erfordert, dann muss der Patient eine Reihe bestimmter Untersuchungen bekommen. In der Regel bespricht der Anästhesist (Narkosearzt) am Tag vor der Operation mit dem Patienten, welche Narkoseart angewandt wird und wie die Narkose ablaufen soll. Eventuell bekommt der Patient ein Beruhigungsmittel für den Operationstag angeboten. Vor einer Narkose ist es wichtig, dass der Patient mindestens acht Stunden vor dem Eingriff keine Nahrung und Flüssigkeit aufnehmen darf. Diese Zeit kann aber auch variieren, die Mediziner werden dem Patienten dies mitteilen. Auf Tabak muss meist ebenso verzichtet werden.
Der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten muss vor jeder Narkose überprüft werden, um Risiken abschätzen und eventuell Vorkehrungen treffen zu können. Auch der Anästhesist führt eine Anamnese durch, eine Patientenbefragung zu Aspekten, die hierfür eine Rolle spielen. Für die Narkose muss der Patient auch eine Einwilligung unterschreiben.
Welche Untersuchungen vor der Narkose notwendig sind, entscheidet sich ebenfalls nach dem Alter und dem Gesundheitszustand des Menschen. Das EKG ist beispielsweise eine oft geforderte diagnostische Maßnahme vor einer Vollnarkose.
Auch während der Narkose beziehungsweise während der Operation werden ständig die wichtigen Körperfunktionen überwacht. So werden unter anderem die Sauerstoffsättigung des Blutes, der Blutdruck sowie die Herzfunktion (mittels EKG) kontrolliert.
aktualisiert am 19.10.2023