Bei einem venösen Zugang handelt es sich um einen Katheter, der im Verlauf einer Vene liegt und über den Medikamente und Infusionen in die Vene (und damit ins Blut) zugeführt werden können. Umgekehrt lässt sich über den Zugang Blut abnehmen.
Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, einen venösen Zugang anzulegen, nämlich zentral (in die Nähe des Herzens) oder peripher (in eine Vene des Außenbereichs des Körpers). Dementsprechend handelt es sich um einen zentralvenösen Zugang (Zentralvenenkatheter) oder um einen periphervenösen Zugang.
- Zentralvenöser Zugang (Zentraler Venenkatheter, ZVK)
Anlage einer schlauchartigen Kanüle in einer größeren zentralen Körpervene, z. B. der Vene unter dem Schlüsselbein (Vena subclavia). Dieser Zugang ist zwar technisch aufwändiger, bietet aber viele Vorteile wie beispielsweise die bessere Möglichkeit, große Flüssigkeitsmengen zuzuführen. Der zentralvenöse Zugang wird vor allem bei komplizierten Situationen angelegt und kommt unter anderem auch in der Intensivmedizin zum Einsatz.
- Periphervenöser Zugang
Anlage eines Einlasses in einer außen liegenden Körpervene, z. B. mit einer so genannten Braunüle. In den meisten Fällen wird eine Vene am Handrücken oder am Arm dafür genommen. Dieser Zugang ist technisch gesehen einfacher zu legen als ein zentraler Katheter und wird sehr häufig in Praxis und Klinik verwendet. Über die Kanüle sind z. B. Infusionen, Blutentnahmen oder Medikamentengabe möglich. Der periphervenöse Zugang ist die risikoärmste Zugangsform.
Welche Vorteile bietet der venöse Zugang?
Gegenüber der Verwendung von Einmalspritzen oder gar keinen Einstichen bietet der venöse Zugang einige Vorteile:
- Der Patient wird nur einmal gestochen, auch bei Gabe mehrerer Medikamente.
- Das Verabreichen von Medikamenten ist auch bei bewusstlosen Patienten auf einfache Weise möglich.
- Medikamente können nicht erbrochen werden.
- Schneller Wirkungseintritt der Medikamente, da sie sofort in das Blut gelangen.
- Infusionslösungen können zugeführt werden.
- Offenhalten einer Vene ist möglich, um bei Bedarf jederzeit Medikamente injizieren zu können.
Anlage eines venösen Zugangs
Anlage eines periphervenösen Zugangs
Zunächst wird eine geeignete Einstichstelle (Punktionsstelle) ausgesucht. Der Arzt trägt Einmalhandschuhe. Nach Stauung der Vene, z. B. mittels einer Blutdruckmanschette, erfolgt die Desinfektion der Stelle, in die der Zugang gelegt wird. Der Arzt spannt die Haut mit einer Hand und führt mit der anderen Hand die sterile Kanüle ein. Wichtig ist ein zügiges Durchstechen der Haut im steilen Winkel in Verlaufsrichtung und auf Höhe der Vene. Der Arzt erkennt, dass er die Vene richtig getroffen hat, daran, dass Blut im Sichtfenster der Kanüle erscheint. Anschließend wird die innere Metallnadel der Kanüle zurückgezogen und nur der Kunststoffteil vorgeschoben. Diese Venenverweilkanüle wird dann mit einem Pflaster befestigt. Der Zugang wird auf Durchgängigkeit überprüft. Eine Infusion sollte schmerzfrei sein und leicht hineinlaufen können. Schließlich wird zum Offenhalten ein steriler, länglicher Kunststoffstöpsel (Mandrin) eingeführt, der mit seinem Schraubverschluss ermöglicht, dass der Zugang dicht ist.
Anlage eines zentralnervösen Zugangs (ZVK)
Gerade bei dem zentralen Zugang muss der Arzt eine streng sterile Vorgehensweise beachten. Die Einstichstelle wird örtlich betäubt (
Lokalanästhesie). Der Patient wird zunächst in Kopftieflage (so genannte Trendelenburg-Position) gebracht, damit die Venen des Halses sich füllen. Auch wird dadurch die Gefahr minimiert, dass Luft in die Vene gesogen wird. Dann wird die lange, flexible Kanüle eingestochen und vorgeschoben. Gegebenenfalls muss ein Führungsdraht herausgezogen werden. Nach Anlage des Katheters erfolgt eine Lagekontrolle per Röntgenbild oder mit einer Art EKG (elektrische Messung, im Herzvorhof). Der Arzt kontrolliert auch, ob der Katheter offen ist. Ein Verschlussstöpsel wird aufgesetzt. Zum Schluss erfolgt eine sichere Befestigung des Katheters durch eine kleine Hautnaht.
Wann ist ein Wechsel des venösen Zugangs angezeigt?
Nach einiger Zeit muss der bestehende Venenzugang gewechselt werden, eine neue Kanüle beziehungsweise ein neuer Katheter wird dann gelegt. Bei folgenden Umständen sollte der venöse Zugang ausgetauscht werden:
- starke Rötung der Einstichstelle
- Rötung und tastbare Härte im Verlauf der Vene
- Verlegung des venösen Zugangs - wenn keine Flüssigkeit mehr eingespritzt werden und kein Blut mehr entnommen werden kann
- Bildung einer "Flüssigkeitsbeule" unter der Haut an der Einstichstelle
- Austritt von Flüssigkeit oder Eiter aus der Einstichstelle
- Schmerzen
Mögliche Komplikationen eines venösen Zugangs
Da beim Anlegen eines Zugangs das intakte Gewebe, wenn auch minimal, verletzt werden muss, kann es zu Komplikationen kommen. Allgemein kommt es sehr selten zu schwerwiegenden Problemen mit dem Zugang. Zu den möglichen Komplikationen gehören:
- Venenentzündung und -verlegung (Thrombophlebitis)
- Falsche Lage der Kanüle oder des Katheters
- Bluterguss, Quaddel, Schmerz, langsamer Durchfluss durch eine nicht getroffene oder eine durchstochene Vene
- Verletzungen von Hautnerven und tiefer gelegenen Nerven
- Bei zentralvenösen Zugängen besteht zudem eine gewisse Gefahr, dass die Lunge oder der Lungenraum angestochen wird und es z. B. zu Atemkomplikationen kommen kann. Auch ist die Verletzung großer Arterien nicht auszuschließen.