Eine Naht verschließt tiefe Platz- oder Schnittwunden, die durch Verletzungen oder Operationen entstehen. Die Wundränder werden mit dem passenden Nahtmaterial aneinander genäht und angepasst. Eine gute Hautnaht verschließt die Wunde und unterstützt die unkomplizierte Heilung. Tiefe Verletzungen heilen nicht ohne Narben, mit einer guten Naht kann die Narbe aber geringer ausfallen.
Für die passende Hautnaht werden je nach Verletzung unterschiedliche Nahttechniken und Materialien eingesetzt. Jedes verwendete Material für eine Wundnaht muss absolut steril, reiß-, knotenfest und verträglich für das Gewebe sein. Es wird zwischen selbstauflösendem (resorbierbarem) und nicht resorbierbarem Nahtmaterial unterschieden. Die resorbierbaren Nahtfäden setzen sich aus unterschiedlichen synthetischen Stoffen zusammen.
Resorbierbares Nahtmaterial löst sich nach einem bestimmten Zeitraum im Körper auf. Die Nahtfäden werden komplett abgebaut. Zusätzliche Eingriffe zum Entfernen der Fäden entfallen. Für Nähte an Organen oder schwer zugänglichen Körperregionen eignen sich die selbstauflösenden Nahtfäden gut. Die inneren Organe oder das Fettgewebe der Unterhaut lassen sich zum Ziehen von Fäden nicht ohne einen chirurgischen Eingriff erreichen. An diesen Körperstellen wird selbstauflösendes Material für die Naht genommen, das vom Körper abgebaut werden kann.
Eingesetzt wird das selbstauflösende Fadenmaterial auch in vielen Bereichen der Zahnmedizin und der Augenheilkunde. Zähne ziehen, Weisheitszahn entfernen oder Operationen am Auge führen zu Wunden, die mit resorbierbarem Nahtmaterial versorgt werden. Wundnähte in der Mundschleimhaut und Bereiche im Auge sind zum Fäden ziehen schwer zu erreichen.
Tiefe Wundnähte in der Haut oder an den Muskeln lassen sich mit dem selbstauflösendem Material unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls gut durchführen.
Da sich das resorbierbare Nahtmaterial allmählich auflöst, lässt die Reißfestigkeit nach einer gewissen Zeit langsam nach. Je nach verwendeten Fäden verlieren diese nach einigen Tagen 50 Prozent ihrer ursprünglichen Festigkeit (Resorptionszeit). Das genähte Gewebe muss soweit verheilt sein und wenig beansprucht werden, um eigene Festigkeit aufzubringen. Wann sich die Nähte vollständig aufgelöst haben, hängt ebenfalls von der Art der verwendeten Fäden ab (Auflösezeit). Welche Fäden verwendet werden, hängt davon ab, was genäht werden soll. Ist eine sichtbare Wunde mit einer Naht aus resorbierbarem Faden versorgt worden, löst sich das Nahtmaterial in der Wunde auf. Noch sichtbare Fadenenden fallen ab, wenn die Wundnaht aufgelöst ist.
Art der Wunden / Köperregion | Resoptionszeit | Aufösezeit |
---|---|---|
Hautverschluss, schnell heilende Wunden | 5 Tage | 40 Tage |
Magen und Darm, Harnblase, Harnleiter, Gebärmutter, vaginale Schleimhaut | 7 Tage | 90-120 Tage |
Blutgefäße, Bänder und Sehnen, Kapseln und Faszien, langsam heilende Wunden | 40 Tage | 180-240 Tage |
Wer wissen will, wann sich die Fäden im Körper auflösen, muss sich beim Arzt informieren, welche Fäden verwendet wurden. Die Angaben der Resorptionszeit und der Auflösezeit werden von den meisten Herstellern auf der Webseite veröffentlicht.
Nicht immer kann das selbstauflösende Fadenmaterial als Alternative zum nicht resorbierbaren Material eingesetzt werden. Benötigt die Wunde eine permanente Festigkeit, um zu heilen, ist das Material nicht geeignet. Eine Wundnaht kann bei einer häufig notwendigen Bewegung der genähten Körperstellen nicht mit selbstauflösendem Nahtmaterial erfolgen. Operationswunden wie nach einem Kaiserschnitt und tiefe Verletzungen an den Gelenken werden mit nicht resorbierbarem Nahtmaterial genäht. Eine dauerhafte, notwendige Gewebefestigkeit wird durch das haltbare Nahtmaterial erreicht.
Doccheck - Nahtmaterial: https://flexikon.doccheck.com/de/Nahtmaterial (online, letzter Aufruf: 04.09.2019)
Springer Link - ein neues resorbierbares Nahtmaterial in der Bauchchirurgie: https://link.springer.com/article/10.1007/BF02656091 (online, letzter Aufruf: 04.09.2019)
DAS ERSTE, WDR, Wissen macht Ah! - Wohin verschwinden die selbstauflösenden Fäden nach einer OP?: https://www.youtube.com/watch?v=xLgEaNg8NS0 (online, letzter Aufruf: 04.09.2019)
aktualisiert am 04.09.2019