Nach Operationen oder Verletzungen werden Wunden mit Nahtmaterial verschlossen. Es muss berücksichtigt werden, dass der Körper des Menschen aus verschiedenen Gewebearten besteht. Vom feinen Bindegewebe über Muskelschichten bis hin zu den Sehnen - nach Operationen braucht alles einen speziellen Faden. Auch an Organen werden Operationen vorgenommen, bei denen feinstes Nahtmaterial verwendet wird. Jedes Nahtmaterial muss steril, reiß- und knotenfest sowie gewebeverträglich sein.
Im Laufe der Zeit konnten viele unterschiedliche Materialien entwickelt werden. Von mikrofeinen Fäden bis zu starken Exemplaren steht eine große Auswahl zur Verfügung. Alle Fäden sind unterschiedlich aufgebaut und weisen eine spezielle Oberfläche auf. Das sorgt für den optimalen Halt der Wundränder und für ein leichtes Gleiten durch das Gewebe.
Die Einteilung der Fadenstärke erfolgt nach einem speziellen Zahlensystem. Es gibt zum einen das metrische System und zum anderen das USP-System. Das metrische System entspricht der Mindestdicke des Fadens in Zehntelmillimetern. Die Einteilung beim USP-System beginnt bei einer "mittleren Stärke" mit der Zahl 0, dickere Fäden tragen ganze Zahlen, dünnere Fäden werden mit einer Zahl und dem Zusatz "-0" bezeichnet. Der dünnste Faden trägt die Kennzeichnung 12-0. Solche feinen Materialien werden in der Mikrochirurgie verwendet, sie sind 0,001-0,009 mm dick. Einer der stärksten Fäden trägt die Ziffer 7 und ist 0,9 mm dick. Er kann zum Beispiel für die Stabilisierung von Gelenken genutzt werden. Eine Hautnaht verschließt der Arzt üblicherweise mit einem Faden der Stärke 3-0 oder 4-0 . Dieser hat eine Stärke von 0,2 mm bis 0,3 mm.
Das Nahtmaterial wird nicht nur nach der Stärke, sondern auch nach seinen Eigenschaften unterschieden. Es gibt selbstauflösende (resorbierbare) und nicht selbstauflösende Materialien. Für Wunden, die im Inneren des Körpers liegen, werden selbstauflösende Fäden benutzt. An Stellen, wo das Entfernen der Fäden in den Heilungsprozess eingreift, werden ebenfalls resorbierbare Fäden verwendet. Wenn die Fäden sich nach und nach auflösen, schwindet ihre Reißfestigkeit. Der Arzt wird vorher einschätzen, ob das Gewebe dann soweit zusammengewachsen ist, um ohne Fadenunterstützung weiter abzuheilen.
Nicht nur der Faden, sondern auch die Nadel muss auf die zu verschließende Wunde abgestimmt werden. Wenn beide richtig ausgewählt werden, kann die Wundheilung optimal ablaufen. Dadurch werden nicht nur Komplikationen verhindert. Auch die zurückbleibende Narbe lässt sich damit beeinflussen. Wie das Nahtmaterial haben die Nadeln eine große Weiterentwicklung erlebt. Sie transportieren den Faden in der Öse (traumatische Nadel) oder führen ihn in ihrem Inneren mit (atraumatische Nadel). Nadel und Faden wählt der Arzt nach Art und Größe individuell aus. Für empfindliches und feines Gewebe werden andere Fäden und Nadeln verwendet als beispielsweise zum Fixieren von Knochenbrüchen.
Nadel und Faden werden nicht mit den Fingern gehalten. Sie werden in eine spezielle Klammer gespannt, die die Handgriffe erleichtert. Die Wundränder werden mit einer Pinzette festgehalten, die vor dem Wechsel der Stichrichtung zum Umspannen der Nadel dient.
aktualisiert am 09.03.2022