Zu den verschiedenen Nahtmaterialien, die in der Chirurgie bei Mensch und Tier verwendet werden, gehört Catgut (Katzendarm). Es handelt sich bei diesem Material nicht in Wirklichkeit um
Nahtmaterial, das aus Katzendarm hergestellt ist. Catgut wird bis heute aus Schafs- oder Rinderdarm hergestellt. Vorreiter waren italienische Sattelmacher, die mit dem Darm wilder Bergschafe ihr Leder vernähten. Sie haben es, um sich vor Nachahmern zu schützen, als Katzendarm bezeichnet, daher rührt der Name.
Der Gebrauch in der Humanmedizin ist mittlerweile rückläufig. In der Tiermedizin spielt das Nahtmaterial nach wie vor eine Rolle.
Der britische Mediziner Joseph Lister (1827-1912) gilt als Vater der antiseptischen Chirurgie. Er versorgte als erster Arzt
Wunden mit in Phenol getränktem Verbandmaterial. Dies tat er zu einer Zeit, als die sterile Behandlung von Wunden noch unbekannt war. Bis zu dieser Zeit war es noch üblich, neben Catgut Seide zum Vernähen von Wunden zu verwenden. Seide ist bis heute noch als Nahtmaterial im Gebrauch und wird speziell aufbereitet. Dadurch kann ihre Oberfläche ebenso keimfrei wie geschmeidig und reißfest gemacht werden.
Seit der BSE-Krise findet Catgut zum Vernähen von Wunden immer weniger Verwendung. Mittlerweile haben einige Bundesländer die Verwendung des Materials verboten.
Zum Verschließen von Wunden am Menschen wird Catgut mittlerweile bei weniger als zehn Prozent der Operationen eingesetzt. Das hängt besonders damit zusammen, dass es zwischenzeitlich bessere Alternativen gibt. Dazu zählen zum Beispiel Fäden, die sich nach einem definierbaren Zeitpunkt selbst auflösen (resorbierbare Fäden) und solche, die viel reißfester als Catgut sind. Ein solches Nahtmaterial ist aus Kunstfasern hergestellt und hebt sich durch viele individuelle Eigenschaften hervor. Bei der Herstellung werden verschiedene Varianten produziert. Das Nahtmaterial wird als einzelner oder mehrsträngiger Faden produziert. Für die besonderen Wundverschlüsse wird ein Faden, der aus vier Einzelfäden besteht, zum Vernähen verwendet. Solche modernen Kunstfasern haben gegenüber ursprünglichen Materialien den Vorteil, leichter durch das Gewebe zu gleiten, besser zu halten, und sie lassen sich gut verknoten.