Operative Eingriffe, vor allem in Kombination mit einer Narkose, stellen grundsätzlich eine Belastung für das Herz-Kreislaufsystem dar. Dabei ist diese Belastung größer, je ausgedehnter die Operation ist. Eine besonders große Herausforderung ist z. B. ein Eingriff, bei dem der natürliche Blutstrom in die untere Körperhälfte unterbunden wird, wie bei einem Teilersatz der Bauchschlagader. Nicht nur während, auch noch nach einer Operation kann sich die Belastung aufgrund des Eingriffs bemerkbar machen und zu einer Störung der Herz- und Kreislauffunktion führen. Dabei sind solche Patienten einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, die bereits unter Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems leiden wie hohem Blutdruck, Herzrythmusstörungen und ähnlichen Krankheiten. Daher werden diese Patienten nach einer großen Operation häufig besonders streng überwacht. Die schwerste Folge ist ein Herz-Kreislauf-Versagen beziehungsweise ein Herzstillstand oder Kammerflimmern. In diesem Fall ist eine Notfallbehandlung mit Reanimation notwendig.
Ein Schock ist ein schweres, akutes Krankheitsbild des Körpers mit vermindertem Blutfluss in den feinen Blutgefäßen (Kapillaren). Es sind mehrere Formen des Schocks möglich. Operationen können zu Veränderungen bedingen, die ihrerseits zu einem Schock führen können: Blutverlust (Volumenmangelschock), Herzstörungen (kardiogener Schock), Infektion mit gefährlichen Bakterien (septischer Schock), Unverträglichkeitsreaktionen (anaphylaktischer Schock), nervliche Reaktion mit Weitstellung der Blutgefäße (neurogener Schock). Der Schock kann lebensbedrohlich sein und zu Organschäden führen, er wird deshalb intensiv behandelt. Akutmaßnahmen wie ein Flüssigkeitsersatz müssen ebenso stattfinden wie ursächliche Behandlungen.
Bei der Beschädigung vieler Blutgefäße ist eine so genannte Verbrauchskoagulopathie (auch: Disseminierte intravasale Gerinnung = DIC) möglich. Die Blutbestandteile, die für die Blutgerinnung verantwortlich sind, werden massenhaft verbraucht und stehen deshalb nur noch in geringer Menge zur Verfügung. So kann es zu Einblutungen in die Haut, zu Blutergüssen, zu Organeinblutungen kommen. Die Verbrauchskoagulopathie kann lebensgefährlich sein.
Eine Thrombose ist die Verstopfung einer Vene mit einem Blutpfropf (Blutgerinnsel). Eine typische Ursache ist eine Unbeweglichkeit, etwa bei langem Sitzen und Liegen und eben bei Operationen oder Krankenhausaufenthalten. Die Venen am Bein sind am ehesten von einer Thrombose betroffen. Wegen der Thrombosegefahr erfolgt in vielen Fällen eine Vorbeugung mit Kompressionsstrümpfen, die einen Druck auf die Beine ausüben, oder Spritzen mit dem Mittel Heparin.
Eine Lungenembolie ist die Verstopfung einer Lungenarterie. Die Lungenembolie als Komplikation kann durch den Abgang eines Blutklumpens von einer Thrombose verursacht werden, wenn sich der Pfropf in einer Lungenarterie festsetzt. Dies kann lebensbedrohlich werden, weil das Herz stark belastet wird.
Die Ausbildung einer Lungenentzündung (Pneumonie) ist eine Komplikation, die vor allem nach Operationen auftritt, die die Mobilität (Beweglichkeit) der Patienten sehr einschränken. Eine Lungenentzündung zeigt sich vergleichsweise häufig bei älteren Patienten, weil diese oft schon vor dem Eingriff bewegungseingeschränkt sind. Auch die Art der Operation spielt für das Risiko dieser Komplikation eine Rolle. So ist bei Eingriffen, nach denen die Beweglichkeit des Brustkorbs vermindert ist, sei es wegen der Schmerzen oder wegen einer tatsächlichen Einschränkung, das Risiko für die Lungenentzündung besonders hoch. Die Patienten atmen dann nicht mehr tief ein und aus, die Atmung wird flacher, was die Ausbildung einer Pneumonie begünstigt.
Aus den eben genannten Gründen werden Patienten, wenn möglich, schon sehr frühzeitig mobilisiert und Atemübungen mit ihnen unternommen. Häufig bekommen die Patienten zum selbstständigen Üben ein Atem-Übungsgerät, das sie regelmäßig benutzen sollten. Dies hilft, das Risiko für eine Lungenentzündung auf ein Mindestmaß zu senken. Tritt doch einmal eine Pneumonie auf, werden neben Atemübungen und der Mobilisation auch Antibiotika zur Therapie eingesetzt.
Nach langen und anstrengenden Operationen oder durch andere Ursachen (Schock, ausgedehnte Verletzungen) kann es zu einer schlechten Lungenfunktion bis hin zum Lungenversagen kommen. Es kann zur Atemnot und zu einem gestörten Bewusstsein bis hin zum Koma kommen. Mediziner sprechen von ARDS (aus dem Englischen: acute respiratory distress syndrome). Beim ausgeprägten Atemnotsyndrom kann Lebensgefahr bestehen. Die Behandlung erfolgt mit einer Beatmung, mit Medikamenten wie Cortison und mit weiteren Mitteln.
Diese auch als postoperative Krankheit bekannte mögliche Komplikation ausgedehnter Operationen ist eine Reaktion auf die Belastung und die Narkose. Die Störung tritt meist erst ein bis zwei Tage nach dem Eingriff auf. Es kann zu Beeinträchtigungen des Flüssigkeitshaushalts und Stoffhaushalts kommen, zu Herz-Kreislauf-Problemen, Fieber, Abgeschlagenheit und sogar zu psychischen Auffälligkeiten.
aktualisiert am 14.12.2023